Hamburg. Er war der Experte für Glamour. Er schuf ikonische Bilder von Romy Schneider, Uschi Obermaier, Jim Morrison und Pablo Picasso.
Ein sinnliches Tête-à-Tête zwischen Romy Schneider und Alain Delon 1968 in St. Tropez, Pablo Picasso mit lässigem Strohhut in einem Café, ein irre lachender Salvador Dalí oder Anita Pallenberg, die ihren Kopf in den Schoß von Brian Jones bettet – allein der Blick auf die Seite der Hamburger Multiple Box Galerie zeigt: Werner Bokelberg hatte sie alle vor seiner Kamera – die Schönen und Strahlenden, die Exzentrischen und Gefallenen. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, ist der Fotograf am Dienstag im Alter von 87 Jahren gestorben.
1937 in Bremen geboren, zog es ihn früh ins kreative Fach. Bereits zum Fotografen ausgebildet, war es allerdings zunächst die Schauspielerei, die Bokelberg reizte. Komiker wollte er werden und besuchte Kurse am Konservatorium Wiesbaden. In den 1960er-Jahren zog es ihn nach Hamburg, und die Leidenschaft fürs Fotografieren kehrte zurück. Zwischen 1962 und 1972 arbeitete er für das Magazin „Stern“. Während die legendäre Trias aus Stefan Moses, Robert Lebeck und Thomas Höpker sozialkritische Reportagen lieferte, verlegte Bokelberg sich auf das Fach Glamour.
„Stern“-Fotograf Werner Bokelberg mit 87 Jahren gestorben
Er lebte in Paris, New York und Hamburg. Dort hatte er ein Atelier im Kleinen Kielort in Eimsbüttel. Der illustre Kosmos der Schauspieler, Musiker und Künstler war seine Welt, aus ihr schöpfte er die Motive für ikonische Bilder wie etwa von Jim Morrison mit nacktem Oberkörper in gekreuzigter Jesus-Pose oder von Uschi Obermaier, ebenfalls oberkörperfrei und mit wallender Mähne, in ihrer 68er-Kommune. Berühmt wurde auch eine Reportage, die Romy Schneider in ihrem Luxus-Appartment in Paris für ihn inszenierte, um ihren Starkult in Frankreich zu präsentieren. Die Eleganz, die aus seinen Bildern spricht, setzte er auch später als Werbefotograf in großen Kampagnen für Modefirmen, Lufthansa und Deutsche Bank um.
Der leidenschaftliche Fotokünstler, über dessen Werke es erstaunlicherweise kein Buch gibt (dies hatte er zeitlebens abgelehnt), interessierte sich für die Anfänge der Fotografie, die Daguerreotypisten, und er sammelte auch selbst Kunst. Die großen Namen der Fotografiegeschichte, von Julia Margaret Cameron bis Man Ray, waren in seiner Sammlung vertreten; 1989 veranstaltete er zum 150. Jubiläum der Bekanntgabe der Fotografie eine Ausstellung unter dem Titel „Happy Birthday Photography“. Später verkaufte er seine Schätze, laut FAZ an „ein Museum in Qatar“.
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Eine Liebhaberei, der sich der Fotograf bis zuletzt widmete, war der Bokelberg-Shop: Fundstücke, meist aus den 1920er-Jahren, die er in Antiquitätenläden aufstöberte und in kleiner Stückzahl reproduzieren ließ, verkaufte er online. Darunter Lesezeichen und besondere Bücher, Fine Art Prints, Malerbriefe des Berliner Künstlers Ottfried Zielke und jede Menge Postkarten (Themen: von Weihnachten bis Weltuntergang). Und auch von seiner Wahlheimat Hamburg, die ihn mit seinen Porträtierten glänzen ließ, sind „32 hinreißende Postkarten“ in einer Städtebox versammelt.