Hamburg. Ein Performance-Parcours des Choreografen Saïdo Lehlouh auf der Kunstmeile, der zum Finale City-Besucher verblüffte: maximal geglückt!

Verführerisch wummern die Beats vom DJ-Pult durch die Räume der Halle für aktuelle Kunst der Deichtorhallen. Um die Lautsprecher gruppieren sich an die 200 Besucher. „Ich weiß noch gar nicht, ob ich heute tanzen werde“, flüstert der französische Choreograf Saïdo Lehlouh seinem Nachbarn zu. Doch kurze Zeit später springt er auf, bewegt sich fluide, um die eigene Achse drehend und katzenhaft springend inmitten seines neunköpfigen Ensembles, das in „Earthbound“ gekonnt die Verbindung von Elektro zu Hip-Hop sucht.

Nach seiner Performance „Témoin“ beim Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel betanzen er und sein – aus ebenfalls choreografierenden Kunstschaffenden bestehendes – Umfeld in „Core“ den ganzen Sonnabend über bei freiem Eintritt in einem Parcours die sechs Ausstellungshäuser der Kunstmeile Hamburg.

Internationales Sommerfestival auf Kampnagel: Ein Performance-Parcours auf der Kunstmeile

Im Kunstverein dekonstruieren Israel Galván und Mathias Rassin aufs Herrlichste männliche Fußball-Figuren aus dem Geist der Queer Culture in Verbindung mit Flamenco und Hip-Hop. Im Erdgeschoss durchleben Johanna Faye und der lässig rauchende Karim Khouader für „Drink The Sea Inside Of Me“ eine raffiniert mit Körpersprache spielende Paar-Auseinandersetzung an einem Tisch.

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Ein absolut atemberaubendes Solo legt der rebellische B-Boy Nabil Taghouti Aka Nabiki im rappelvollen Kunsthaus hin, während er sich seitlich um die eigene Achse drehend auf den harten Steinboden wirft – und wie durch ein Wunder wieder in den Stand kommt.

Saïdo Lehlouh in Hamburg: Abschlusstanz auf dem Rathausmarkt

Bei Linda Hayfords und Marina De Remedios eigenwilliger, über Flamenco- und Popping-Gesten improvisierenden Performance „Processing“ ist das Bucerius Kunst Forum buchstäblich bis unters Dach gefüllt. Die tollste Verbindung gelingt all diesen höchst individuell sich die Kunsträume erobernden Tanzenden in einer wahrhaftigen, Funken sprühenden Begegnung mit dem Publikum.

Beim großen Abschlusstanz auf dem Rathausmarkt sind es dann nicht ganz 100 Hamburger Mitwirkende, die sich mit Profis in Zweierbegegnungen umtanzen. Doch die Verblüffung bei vorbeischlendernden Touristen und Einkaufenden ist maximal geglückt. So wie dieser gesamte Tag.