Hamburg. Beim Konzert von „I Solisti Veneti“ mit der Trompeterin Lucienne Renaudin Vary läuft nicht alles nach Plan. Doch dann strahlt Vivaldi.

Es war ja zum Glück ein sehr warmer Abend, sodass die gern barfuß bei Livekonzerten auftretende Trompeterin Lucienne Renaudin Vary nicht fürchten musste, sich auf dem kalten Boden der Nordempore im Michel eine Erkältung zu holen. Die von zu Hause ebenfalls an höhere Temperaturen gewöhnten Venezianer des Ensembles I Solisti Veneti aber behielten im Gegensatz zu der 25-jährigen Französin ihre Schuhe beim SHMF-Konzert am Donnerstag, das von ARTE Concert live übertragen wurde und am 8. September auch auf NDR Kultur zu hören sein wird, lieber an.

In Frack beziehungsweise paillettenbesetzten Abendkleidern elegant auftretend spielten sie zur Einstimmung erst mal ohne Vary das Concerto F-Dur op. 5 Nr. 2 für Streicher und Basso continuo des Bach-Zeitgenossen und wie alle anderen Komponisten dieses Abends aus Venedig stammenden Tomaso Albinoni, bei dem der Konzertmeister Lucio Degani etliche konzertierende Soli zu bewältigen hatte. Dann wurde mit großer Wirkung von rechts ein Notenständer in die Mitte der Nordempore getragen, und von links öffnete sich eine goldverzierte Flügeltür, durch die Vary wie ein Star auf die Empore schwebte.

SHMF: Star-Trompeterin kämpft barfuß mit Akustik im Hamburger Michel

In Vivaldis Trompetenkonzert D-Dur op. 3 Nr. 9 RV 230 wollte ihr dann aber leider nicht alles glücken. Den langen Hall im Michel unterschätzend und für den Dirigenten Giuliano Carella die Tempi oft unberechenbar anziehend, geriet im ersten Satz einiges in Unordnung. Mit schönem Ton und im Finale mit vielen rasenden, kurz angestoßenen Staccati überzeugte sie dann aber und ließ das Werk mit einem strahlenden Ton in der höchsten Oktave ihres Instrumentes ausklingen.

Das zweite Trompetenkonzert des Abends nach der Pause von Alessandro Marcello glückte ihr mit den schönen Kantilenen vor allem im Adagio-Satz da schon besser. Dumm war nur, dass I Solisti Veneti vor Beginn eigentlich noch gern ihre Instrumente gestimmt hätten. Aber als sie damit begannen, stürmte die junge Solistin viel zu früh auf die Empore, der Applaus brach los, und die Musiker konnten sich gegenseitig gar nicht mehr hören.

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Schließlich wollten die auf Varys Wunsch nach der wirklich perfekt von I Solisti Veneti gespielten Streicherserenade Ermanno Wolf-Ferraris noch aufs Programm gesetzten sentimentalen Stücke des Nicht-Venezianers Astor Piazzolla nicht wirklich in dieses sonst ausgewogene Programm passen.