Hamburg. Dänisch-lettisches Quintett liefert mit SHMF-Konzert amüsanten Auftritt ab. Musiker visualisieren sogar die Eigenarten der Partituren.
Eigentlich möchte man ja meinen, dass ein Bläser nicht lächeln kann, wenn er sein Instrument an den Lippen hat. Wer das dänisch-lettische Carion Quintett am Freitag bei einem SHMF-Konzert in der Kirche am Markt Blankenese erleben durfte, konnte dieses Lächeln, dieses Vergnügen beim Spielen aber bei jedem Einzelnen vom ganzen Antlitz ablesen. Die Augen leuchteten, man nickte sich gegenseitig zu, hob die Augenbrauen und lief munter im Altarraum hin und her.
Das Markenzeichen dieses Bläserquintetts ist es nämlich, dass es seine Programme komplett auswendig und im Stehen spielt. Mit einer ausgeklügelten Choreografie, bei der die Flötistin Dóra Seres und der Oboist Egils Upatnieks beim Spielen plötzlich die Köpfe zusammenstecken oder alle wie die Hühner auf der Stange hintereinanderstehen, um dann wechselnd wieder aus der Reihe zu tanzen, gelingt es, die Eigenarten der Partituren zu visualisieren.
Carion Quintett beim SHMF: Musiker visualisieren sogar die Eigenarten der Partituren
Es war aber nicht nur die Art der Performance und die künstlerische Perfektion der musikalischen Interpretation etwa von Mozarts Divertimento Nr. 1 Es-Dur KV 113 oder Bachs Konzert a-Moll BWV 593, die wie die meisten Werke dieses Abends für Bläserquintett bearbeitet waren, was diesen Auftritt so amüsant machte, sondern auch der Witz und Charme der Zwischenmoderationen.
Mit seinen Bearbeitungen, so sagte der Hornist David M.A.P. Palmquist schmunzelnd, habe er die Fehler der Komponisten, nicht gleich für Bläserquintett geschrieben zu haben, einfach mal eben korrigiert. Und wer glaube, dass bei dem gewählten Konzertmotto „Venedig“, das mit einer Rossini-Ouvertüre und Paganini-Variationen immerhin gestreift wurde, Strawinsky mit seiner Suite Nr. 2 eigentlich nichts verloren habe, irre sich gewaltig. Er wohne jetzt schließlich dort, wurde er doch in Venedig begraben.