Hamburg. Beim Sommerfestival sorgen Konstantin Unwohl und Marie Davidson für einen durchtanzten Abend. Wer will da an die Arbeit denken?
Sonntagabend ist – mit dem Arbeitsmontag bereits am Horizont – nicht unbedingt die ideale Zeit für einen deftigen Elektro-Beat-Abend. Und doch haben sich etliche Zuhörende im Kampnagel-Klub zu einem Doppelkonzert anlässlich des Internationalen Sommerfestivals eingefunden.
Zunächst erklimmt der Wahlhamburger Konstantin Unwohl seine Musik-Station, um ihr krass verzerrte Dark-Wave-Sounds zu entlocken, vertrackte Rhythmen aus dick verkabelten Synthesizern, kombiniert mit Drumcomputer und Samples und leicht verzweifeltem Gesang. Zwischendurch greift er zur Gitarre, deren Sound elektronisch verfremdet wird. Unwohls zweites Album trägt den Titel „Neuer Wall“: In seinen Songs offenbart er sich zugleich als Künstler, der den Schleier des schönen Scheins herunterzieht, aber auch als eskapistischer, extravaganter Musiker, der analoge Instrumente liebt und seine Kreativität aus dem Fundus der 1980er-Jahre speist.
Kampnagel-Klub Hamburg: Alle in Feierlaune – dank Marie Davidson
Die Vorliebe für düstere Wave-Sounds teilt er mit der Kanadierin Marie Davidson. Sie beherrscht die Show-Dramaturgie perfekt, beginnt mit einem langen instrumentalen Intro, das sich zu experimentellen Elektro-Clash- und Punk-Rhythmen steigert, die sie mit Sprechgesang kombiniert. Davidson dreht pointiert an den Knöpfen, tanzt auch mal vor dem DJ-Pult, setzt bewusst Gesten ein und schüttelt das lange, dunkle Haar, hinter dem ihr Gesicht mitunter verschwindet. Ihre Texte drehen sich um den Mut, das eigene Selbst zu offenbaren – und viel um die Macht der Musik. „All Your Asses On The Floor“, animiert sie die längst entfesselt Tanzenden. Einmal steigert sie sich in einen Minimal Wave hinein, mit viel Drumcomputer-Einsatz, angereichert mit ein paar Takten analoger Synthesizerklänge. Dann wieder serviert sie deftigen Techno, etwa mit dem hämmernden „Work It“.
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Dass sie auch den klassischen Rock-Song beherrscht, zeigt sich, als sie zum Schluss den Titelsong ihres letzten Albums „Renegade Breakdown“ performt. Eine so eigenwillige wie facettenreiche Musikerin.