Hamburg. Das Hamburger Projekt mit dem „Körperteilblues“ spielte für Kleine und Große seine Kita-Hits. Die sind pädagogisch flotte Bienen.
Es war dann um Punkt 15 Uhr tatsächlich Zeit, die am Sonntagnachmittag zur Familienwiese umgewidmete Fläche vor der Freilichtbühne war jetzt doch ein ziemlich wuseliger, ungeduldiger Ort: Da standen sie dann, die „großen“ Lichterkinder. Drei Sängerinnen, eine Begleitband und ein paar Leute in Kostümen, umgeben von gewaltigen Fake-Blumen. Juhuuuu! Bei allen Elten, die schon leicht angestresst waren vom Betreuungsprogramm über das Wochenende und nun endlich mal Entertainment von vorne wollten. Und, na klar, bei allen Drei- bis Siebenjährigen, die die Hits ihres Lebens endlich live erleben wollten.
Das seit etlichen Jahren bestehende Hamburger Kindermusikprojekt – fast 400 Millionen Aufrufe auf Youtube, logo, deutsche Kitas haben eine Standleitung ins Lichterkinder-Universum – ist definitiv auf der guten Seite des Segments zu verorten. Kinderzimmerterror verüben andere (kennen Sie „Baby Shark“?), das dezent pädagogische Lichterkind-Programm ist sehr erträglich, ja, charmant. Kommt natürlich auf die Dosis an.
Im Stadtpark gab‘s das übliche Bild kindlicher Euphorie und elterlicher Verzückung. Sehr sicher sangen die Alten mehr mit, als sie dies sonst zu Hause tun. War ja eine besondere Gelegenheit, ein Konzert als Festtag für die ganze Familie.
Lichterkinder in Hamburg: Mehr Eis, Papa!
Wobei die schon die weit mehr als 100 Euro über haben musste, die etwa die vierköpfige Ausführung für den Eintritt erübrigen musste. Das meinte man dem Publikum (2000 Köpfe zählte es etwa) anzusehen, es war wohl eher akademisch als dienstleistend. Spendabel musste und wollte („Papa, ich will Popcorn. Und mehr Eis“) man ja eh sein. Nichts sollte die Stimmung trüben! Und so arbeitete man am Zuckerschock, der immerhin von vorne wie erwartet nicht kam.
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Die Lichterkinder-Songs („Flieger“, „Gehen wie ein Roboter“, „Wir tanzen Samba“) sind zwar niedlich, aber eben auch lehrreich. „Guck mal diese Biene da“ ist neben dem vergleichsweise konventionellen „Körperteilblues“ das bekannteste Stück, der Soundtrack, der direkt aus der Umweltbewegung zu kommen scheint und bei jeder Fridays-for-Future-Demo gespielt werden könnte.
Lichterkinder im Stadtpark: Schwitzen für die Kinder
Gut warm war‘s übrigens schon, weshalb das Lied von der Sonnencreme nicht fehlen durfte. Leid taten einem die Menschen im Kostüm, in dem der Biene, des Löwen, des Elefanten. Andererseits, Schwitzen für die Kinder? Die werden wenigstens dafür bezahlt. Es war der Bienen-Song, bei dem dann endlich auch Kinder auf der Bühne waren, der Lichterkinder-Chor nämlich, der ganz offiziell einmal die Woche probt (und offen ist für Zuwachs). Die Originalsongs der Lichterkinder werden immer von Kindern performt. Bei Live-Konzerten geht das so nicht.
Weshalb dann Erwachsene diesen Job übernehmen, die sich auf Kids-Animation verstehen und dabei die Begeisterung zeigen, die dafür nötig ist – welches Kind ließe sich ein A für ein U vormachen, wenn es um Spaß an der Sache geht? Mit Pause waren es knapp zwei Stunden, in denen, mit viel Licht, die Fröhlichkeit im Hamburger Stadtpark regierte.
Beim „Körperteilblues“, dem allerletzten Stück, war es der berühmte ganz große Chor, das Publikum, der ein Lied laut in die Welt sang. Kinderliedfabrikanten sind gute Menschen, das fühlen kleine Leute und große wissen es ganz sicher. Mitsingen, tanzen, klatschen, sich auspowern, das ist die Formel, auf die sich die Lichterkinder besonders gut verstehen.
Ob man, als Erwachsener, diese Lieder eigentlich je los wird? Muss ja gar nicht sein.