Hamburg. Eine neue Comedy-Serie des Machers von „Ted Lasso“: Statt Fußball diesmal Bahamas, Florida, Voodoo – und das Rätsel um einen Arm.

Der Roman von Carl Hiaasen war insbesondere in Amerika ein Hit, jetzt ist „Bad Monkey“ (deutscher Romantitel: „Affentheater“, herrje) also eine polierte Apple-Serie. Mit, wie immer beim Streaminganbieter aus Amerika, 1a-Besetzung. Vince Vaughn gibt den Ermittler mit allerlosestem Mundwerk Andrew Yancy, das ist im Falle dieses (sicherlich etwas zu langen) Zehnteilers die halbe Miete. Besonders die Szenen mit seiner Liebesgespielin, der Gerichtsmedizinerin Rosa Campesino (Natalie Martinez), sind lässig hergetänzelte Aufführungen nach Art der romantischen Komödie.

Aber das ist nur der eine Spin dieser unter anderem von Produzent Bill Lawrence verantworteten Bildschirmerzählung. Lawrence ist der Co-Schöpfer des bislang immer noch einzigen richtigen Apple-Hits „Ted Lasso“. In dessen Popularitätsgefilden wird „Bad Monkey“ eher nicht vorstoßen, dabei ist sein zu einem Gutteil vor der oft stürmischen Bahamas-Kulisse situiertes Dark-Comedy-Krimistück eine bildstarke Groteske mit viel Witz. Doch, das kann man sich durchaus anschauen.

Neue US-Serie „Bad Monkey“ mit Vince Vaughn: Der tote Arm mit dem Stinkefinger

Die anderen Teile der Handlung spielen auf den Florida Keys. Man darf also Urlaubsgefühle verspüren. Wobei Detective Yancy, ein sturer Mann mit Spleens und der beruflichen Auffälligkeit, nicht immer unter Einhaltung der Regeln niemals eine Ermittlungssache aufzugeben, auf seinem Gestühl mit Meeresblick nicht einfach mal rumsitzen kann. Gerade wurde er zum Restaurantprüfer des Gesundheitsamtes degradiert. Dann hat er unwahrscheinlicherweise einen abgeschnittenen Arm (mit ausgefahrenem Stinkefinger) im Kühlfach.

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Mit einem untrüglichen Gespür für Cliffhanger und grotesken Humor (dank der literarischen Vorlage) geht der Plot dann zügig in eine echte Crime-Story über, in der es um Betrug, Gier und die Klaustrophobie einer gar nicht mehr unberührten Insel geht. Auf den Bahamas gibt es Lebenskünstler wie den Fischer Neville Stafford (Ronald Peet), die Äffchen auf ihrer Schulter am Strand spazieren tragen, und gewiefte Existenzen wie Gracie, die den Menschen als Dragon Queen Voodoozauber und Magie bringt, aber auch die heimliche Schutzheilige des Eilands gegen kapitalistische Interessen vom Festland ist. Ein bizarr skrupelloses Paar (Meredith Hagner als Eve, Rob Delaney als Christopher) treibt sein Unwesen, und mit dem herrenlosen Arm stehen sie direkter Verbindung. 

Pressefoto Carl Hiaasen’s Bad Monkey auf Apple TV+
Eve (Meredith Hagner) und Christopher (Rob Delaney) in „Carl Hiaasen’s Bad Monkey“: Zum Hündchen kommt bald schon ein Äffchen. © Apple TV+ | Bob Mahoney

Wenn man den eloquenten Wortwitz Yancys mag, den Vince Vaughn (erinnert sich jemand an seinen Auftritt in der superlahmen zweiten Staffel von „True Detective“?) meist grundentspannt auch in riskanten Situationen auf seine rhetorisch wehrlose Umgebung loslässt, ist „Bad Monkey“ ein glorreicher Vorbeimarsch.

Bad Monkey auf Apple TV: Visuelles Topniveau mit Kultpotenzial?

Die heimliche Lieblingsfigur ist frelich die bibliomane Yancy-Ex Bonnie Witt, die in ihrer glamourösen Verzweiflung von Michelle Monaghan (erinnert sich noch jemand an ihren Auftritt in der superintensiven ersten Staffel von „True Detective“?) fantastisch gespielt wird.

Ist „Bad Monkey“ eine weitere gut anzuschauende Serie auf visuellem Topniveau mit Kult-Potenzial oder ein sich ziehender Krimi, dessen Charme sich irgendwann etwas erschöpft? Am Ende wohl irgendwas dazwischen. Als Soundtrack der karibisch entkrampften Abenteuer des liebenswürdigen Laberkopfs Andrew Yancy sind übrigens ständig Songs von Tom Petty zu hören. „Free Fallin‘“ im Urlaubsparadies, da schlägt niemand von den Guten hart auf.

„Bad Monkey“ ist ab dem 14. August wöchentlich auf Apple TV+ abrufbar.

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Darf man mit diesem Mann eigentlich Mitleid haben?

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