Hamburg. Für Wochenende und Ferien: Spannende Ausstellungen entdecken und sich anschließend am Naturstrand, im Freibad oder Badesee erfrischen.

  • Ideen für coole Kunst und kühles Nass ganz in der Nähe
  • Erst ins Kloster, dann zum Keramiker und zum Finale ein Naturstrand, der auch in der Hochsaison nie überlaufen ist
  • Kultur- und Badeerlebnis liegen auch im Sachsenwald ganz nah beieinander

Im Hochsommer ins Museum oder in die Galerie – ist das wirklich die beste Idee? Ja, wenn man es so kombiniert wie wir in unseren fünf besonderen Ausflugstipps für Norddeutschland. Wir haben nicht nur nach cooler Kunst geschaut, sondern auch nach kühlem Nass ganz in der Nähe. Wie wäre es also mit einem Kunstausflug ins Nolde Museum inklusive herrlichem Bad nahe der dänischen Grenze oder mit einem Nachmittag im schattigen Skulpturenpark der Gerisch-Stiftung in Neumünster und anschließendem Schwimmen im Einfelder See?

Wer nicht so weit von Hamburg aus fahren möchte, steuert den Tonteich im Sachsenpark an und besucht anschließend die WAI Galleries des Kunstsammlers Rik Reinking. Hier kommen sie – unsere fünf Ideen für sommerfrische Kultur-Kurzreisen.

Nolde Museum Seebüll und die Badestelle Hülltofter Tief

Ein Besuch im Nolde Museum Seebüll hat einen ganz besonderen Charme: Schon fast an der dänischen Grenze angelangt, öffnet sich mitten in der nordfriesischen Weite aus Feldern und Weiden der Kosmos des bedeutenden Malers, der hier so lange und prägend gewohnt und gewirkt hat und zusammen mit seiner Frau Ada begraben liegt. Zu sehen ist die 68. Jahresausstellung „Emil Nolde – Phantasien“ (bis 31. Oktober). 121 ungewöhnliche Meisterwerke des großen Expressionisten, mit lustigen Gesellen und gespenstisch wirkenden Geistern. „Der Himmel, die Wolken, auf jedem Stein und zwischen den Zweigen der Bäume, überall regten und lebten in stillem oder wildem, lebendigem Leben meine Gestalten“, wird der Künstler zitiert. Im Besucher-Forum gibt es eine Dokumentation zur Sanierung des Hauses, einen Film über Noldes Leben und das Restaurant Element. Auf einem Wanderweg gelangt man zur Badestelle Hülltofter Tief, einem Binnensee mit kleinen grünen und sandigen Buchten.

Nolde Museum Seebüll, Seebüll 31, 25927 Neukirchen, Mo–So 10.00–18.00, Eintritt 12,-/8,- (erm.); www.nolde-stiftung.de

 Wenzel-Hablik-Museum
In der Dauerausstellung des Wenzel-Hablik-Museums ist der Künstler Wenzel Hablik zusammen mit seiner Frau Elisabeth Lindemann zu erleben, etwa in diesem Sternenhimmel mit Planetenbahnen. ©  Wenzel-Hablik-Museum |  Wenzel-Hablik-Stiftung, Itzehoe

Wenzel-Hablik-Museum in Itzehoe und das Freibad Kellinghusen

Große Ölbilder von Sternenhimmeln mit Planetenbahnen, Porträts und norddeutsche Landschafts- und Meeresbilder, Zeichnungen und Aquarelle von utopischen Weltraumsiedlungen, beeindruckende Möbel und Textilen – im Wenzel-Hablik-Museum ist der Maler, Grafiker, Kunsthandwerker, Innenarchitekt und Visionär Wenzel Hablik zusammen mit seiner Frau, der Webmeisterin Elisabeth Lindemann, in einer Dauerausstellung zu erleben. Hinzu kommen wechselnde Sonderausstellungen, wie zum Beispiel aktuell „Friedel Anderson. Bis jetzt“ (bis 3. November). Zum 70. Geburtstag des Künstlers werden Gemälde präsentiert, die er auf seinen Reisen nach Venedig, Istanbul oder Ahrenshoop geschaffen hat. Dabei haben ihn nicht nur Wälder und Lichtstimmungen über dem Meer fasziniert; auch verfallene Industrieanlagen, etwa auf der italienischen Insel Murano, oder in den früheren Alsen Zementwerken in Itzehoe. Mit dem Auto sind es knapp 20 Minuten vom Museum bis zum beliebten Freibad am Stadtpark von Kellinghusen.

Wenzel-Hablik-Museum, Reichenstraße 21, 25524 Itzehoe, Di–Sa 14.00–17.00, So 11.00–17.00, Eintritt 8,-/4,- (erm.); www.wenzel-hablik.de

Der Keramikkünstler Jan Kollwitz aus Cismar erklärt Besucherinnen und Besuchern die Brennprozedur seines japanischen Ofens.
Der Keramikkünstler Jan Kollwitz aus Cismar erklärt Besucherinnen und Besuchern die Brennprozedur seines japanischen Ofens. © Hamburger Abendblatt | Denis Fengler

Kloster Cismar, Keramikkünstler Jan Kollwitz und der Klostersee Strand

Die ehemalige Benediktinerabtei im ostholsteinischen Cismar ist nicht nur bekannt für ihre Feste und Konzerte; auch Ausstellungen mit überregional bekannten Künstlerinnen und Künstlern sind hier regelmäßig zu Gast. Nach Horst Janssen, Till Warwas und Karin Witte zeigt nun der Schauspieler Armin Müller-Stahl rund 80 Bilder unter dem Titel „Es genügt, ein Mensch zu sein“ (bis 18. August). Der unter anderem in Ostholstein lebende Müller-Stahl oszilliert in seinen Ölbildern und Arbeiten auf Papier zwischen Gegenständlichkeit und verfremdenden, abstrahierenden Zügen. Alle kreisen um das Thema Mensch, dem sich der Künstler durch persönliches Empfinden, Erfahrungen, scharfe Beobachtungsgabe und sein vielseitiges Interesse nähert. Direkt gegenüber vom Kloster hat der Keramikkünstler Jan Kollwitz, Urenkel der berühmten Käthe Kollwitz, sein Atelier inklusive japanischem Brennofen. Beides zeigt und erklärt der Künstler gern bei einem angemeldeten Besuch (www.jankollwitz.de). Zur Erfrischung geht‘s in rund zehn Autominuten an den Klostersee Strand, ein Naturstrand, der auch in der Hochsaison nie überlaufen ist.

Kloster Cismar, Bäderstraße 42, 23743 Grömitz/Cismar, Di–So 11.00–17.00, Eintritt 5,-/2,50 (erm.); www.kloster-cismar.sh

WAI Wentorf
Frontansicht der WAI Galleries in Wentorf bei Hamburg: Hier zeigt Sammler Rik Reinking spektakuläre Sonderausstellungen. Auch der weitläufige Skulpturenpark ist sehenswert. © Kai-Uwe Gundlach | Kai-Uwe Gundlach

Woods Art Institute in Wentorf und der Tonteich im Sachsenwald

Der Hamburger Sammler Rik Reinking hat in Wentorf nahe dem Golfplatz einen fantastischen Kulturort mit 2500 Quadratmetern Fläche geschaffen: Im Woods Art Institute zeigt er wechselnde Ausstellungen aus seiner Sammlung heraus, die mit klassischen Positionen der Gegenwart sowie Beiträgen der jüngsten Künstlergeneration zu den bemerkenswertesten in Deutschland zählen. Dazu gehören etwa Banksy, Olafur Eliasson, Nan Goldin, Jonathan Meese, Man Ray, Rosemarie Trockel oder Andy Warhol. Aktuell wird im WAI eine große „DAIM Retrospektive“ (bis Januar 2025) über den berühmten Hamburger Graffiti-Künstler Mirko Reisser gezeigt. Nach dem Ausstellungsbesuch geht es direkt weiter in den großen Skulpturenpark, ins Café oder in die Malschule. Und auch Kultur- und Badeerlebnis gehen hier Hand in Hand: In nur fünf Gehminuten Entfernung liegt, sozusagen um die Ecke, der wunderbare Tonteich, ein Natursee mitten im Sachsenwald. 

Woods Art Institute, Golfstraße 5, 21465 Wentorf bei Hamburg, Besuch nur mit einer Ticketbuchung zu den angebotenen Terminen, geöffnet ist an Wochenenden und Feiertagen, Eintritt 12,-, mit Führung 25,-; www.woodsartinstitute.com

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Das Hülltofter Tief ist ein Binnensee mit Badebuchten und vom Nolde Museum über einen Wanderweg zu erreichen. © picture alliance / imageBROKER | Wolfgang Diederich

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Skulpturenpark der Gerisch Kunst-Stiftung Neumünster und der Einfelder See

Neumünster zur „Stadt der modernen Skulptur“ zu machen, war 2001 das erklärte Ziel des Stifterpaares Brigitte und Herbert Gerisch. Eigentlich eher ein Durchfahrtsort, lohnt sich ein Stopp an der Brachenfelder Straße. Ihre Kunstsammlung umfasst Werke von Mimmo Paladino, Markus Lüpertz, Brigitte Kowanz und Bogomir Ecker (der Erfinder der Tropfsteinmaschine in der Kunsthalle). Klassische Positionen und zeitgenössische Malerei, Grafik, Fotografie, Skulptur und Videokunst bespielen die historische Parkanlage, die auch in heißen Monaten wohltuenden Schatten spendet. In der Jugendstilvilla werden Sonderausstellungen präsentiert; aktuell geht es um den Kölner Bildhauer Heinz Breloh (bis 15. Dezember) und sein breites Spektrum von der Film- und Fotokunst aus den 1970er-Jahren über großformatige Gipsplastiken bis hin zu sinnlichen Keramiken der 1990er-Jahre. Mit dem Auto sind Besucherinnen und Besucher in circa 15 Minuten am Einfelder See. An der Ostseite und der Einfelder Dorfbucht gibt es Strandabschnitte mit Liegewiesen. 

Skulpturenpark Gerisch Kunst-Stiftung, Brachenfelder Straße 69, 24536 Neumünster, Mi–So 12.00–18.00, Eintritt 8,-/5,- (erm.); www.gerisch-stiftung.de