Hamburg. Männer werden für Aufträge öfter gebucht und besser bezahlt. Ja, immer noch. Die Künstlerin Cécile Ash sagt, was sich ändern muss.
Der Female Photoclub Hamburg lädt zu einer Ausstellung mit dem Titel „Kraft“ nach Ottensen, um auf einen Missstand aufmerksam zu machen. Warum es einen deutschlandweit agierenden Verein für Frauen in der Fotografie geben muss und wie man die Arbeit unterstützen kann, berichtet Cécile Ash, selbst Fotografin und verantwortlich für die Pressearbeit der Hamburger Abteilung.
Hamburger Abendblatt: Was verbirgt sich hinter diesem Club?
Cécile Ash: Der Female Photoclub e. v. bringt bundesweit Fotografinnen zusammen. Derzeit sind wir knapp 550 Mitglieder. Lokalgruppen, die sich regelmäßig treffen, gibt es in Hamburg, Hannover, Berlin, Region Ost (mit Schwerpunkt Leipzig), Nordrhein-Westfalen, Frankfurt am Main, Stuttgart, Freiburg im Breisgau und München. Dort tauschen wir uns aus, unterstützen uns und ermutigen einander, selbstbewusst aufzutreten. Außerdem können Auftraggeber in unserer Online-Datenbank nach Künstlerinnen suchen.
Wie ein Club Fotografinnen stärker und sichtbarer machen will
Zu welchem Zweck und von wem wurde er gegründet?
Der Club hat das Ziel, Fotografinnen zu stärken und sichtbarer zu machen. Denn noch immer verdienen Frauen in dieser Branche weniger Geld mit ihrer Arbeit und werden deutlich seltener gebucht. Das muss sich doch ändern lassen, haben Laura Morgenstern, Melina Mörsdorf, Juliane Herrmann, Angelika Zinzow, Alexandra Lechner, Claudia Gödke und Claudia Masur im Oktober 2020 gedacht und den Verein gegründet. Immer nach dem Credo: miteinander statt gegeneinander. Als Förderer kann man unseren Club mit einem Jahresbeitrag von 30 Euro unterstützen.
- Ausstellung Hamburg: Albtraum im Kunsthaus! Dieses Mädchen ist nicht ganz normal
- Ausstellung Hamburg: Bucerius Kunst Forum zeigt größten Fotografen des 20. Jahrhunderts
- Kultur in Harburg: Sammlung Falckenberg – hier trifft Grusel auf Sexy
Wie ist denn die Situation in der Foto-Branche? Gibt es nach wie vor sehr viel mehr männliche Akteure, die Aufmerksamkeit bekommen?
Ja. Eine Auswertung der Titelbilder deutscher Magazine hat zum Beispiel ergeben, dass 2022 nur halb so viele Titel von Frauen fotografiert wurden wie von Männern. In der künstlerischen Fotografie, im Fotodesign und in der Werbefotografie liegt der Frauenanteil bei nur 34 Prozent. Und bei 34 Prozent liegt auch der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern. Während Männer bei der Künstlersozialkasse (KSK) ein durchschnittliches Einkommen von 23.027 Euro angegeben haben, waren es bei Frauen gerade mal 15.233 Euro. Das hat die Gewerkschaft Ver.di herausgefunden, als sie die Zahlen der KSK von 2022 ausgewertet hat. Außerdem: Fotografinnen werden deutlich seltener von Repräsentanzen oder Galerien vertreten. Bis auf wenige Ausnahmen liegt der Frauenanteil hier unter 20 Prozent.
Es sollte um die Qualität der Arbeit gehen, nicht um das Geschlecht
Die aktuelle Ausstellung trägt den Titel „Kraft“. Wer macht mit, und was erwartet das Publikum?
20 Fotografinnen der Hamburger Lokalgruppe zeigen ihre Arbeiten, darunter die von Theateraufnahmen bekannte Sinje Hasheider und Alexandra Polina; sie wurde für ihr Projekt „Der Steindamm-Atlas“ 29023 mit dem Georg Koppmann Preis für Hamburger Stadtfotografie ausgezeichnet. Die Bandbreite an Themen und Stilen ist riesig und aufregend, es werden dokumentarische Strecken gezeigt, die auch sehr persönliche Einblicke geben, und es geht vielfach um kulturelle Identität. Jede Künstlerin hat das Thema auf ihre ganz eigene Art interpretiert, von der Kraft der Musik über Endometriose, über Kraftorte und Mutterschaft bis hin zum Leben auf dem Dorf. Wir sind sicher: Diese dynamische Ausstellung schenkt Kraft!
Was würden sich die Clubmitglieder für die Zukunft ihrer Branche wünschen?
Dass es nur noch um die Qualität der Arbeit geht, ganz unabhängig vom biologischen Geschlecht. Gleiche Chancen für alle eben.
„Kraft“ bis 20.7., Akademie für Fotografie (S Ottensen), Gaußstraße 149, Mo–Fr 16.00–19.00, Sa/So 12.00–18.00, Führungen Mo 15.7., 17.00 und 20.7., 18.00, Eintritt frei; www.akademiefuerfotografie.de und www.femalephotoclub.com