Hamburg. Niels Frevert singt im Schanzenzelt, Extreme rockt in der Freiheit, PAL tanzt Open Air, und zwei Frauen schießen sich durch New Mexico.

Der Freundeskreis hängt vor den EM-Bildschirmen für den Knaller Slowakei gegen Rumänien, Lenny Kravitz in der Sporthalle ist ausverkauft, alle anderen feiern beim Hurricane Festival? Keine Sorge, es gibt genug Alternativen, sei es im Zelt bei Niels Frevert, unter freiem Himmel mit der Clubcrew vom PAL, mit chinesischen Kunstwerken im Museum für Kunst und Gewerbe oder im Abaton bei der Preview des Thrillers „Love Lies Bleeding“: Unsere Kulturtipps der Woche.

Kulturtipps Hamburg: An der Ecke rausgelassen werden mit Niels Frevert im Schanzenzelt

Nach wie vor träumt Niels Frevert davon, in Hamburg einen Jazzclub zu eröffnen und ihn „Kristallpalast“ zu nennen: „Dort könnt ihr euch schön einen reinbrennen“, erzählte der Hamburger Sänger und Songschreiber vor einem Jahr bei seinem Konzert in der Markthalle. Jetzt spielt er am 28. Juni im Schanzenzelt im Schanzenpark, und das ist eher ein Planenpalast. Aber die Lieder seiner von den Fans geradezu abgöttisch geliebten sieben Alben (zuletzt erschien 2023 „Pseudopoesie“) finden überall ihren Platz, ob „Heavy-Metal-Schuppen“ (O-Ton Frevert in der Markthalle) oder Zeltbühne. Der richtige Song für alle, die sich in den Schanzenpark bringen lassen, ist natürlich „Du kannst mich an der Ecke rauslassen“. tl

Niels Frevert Fr 28.6., 20.00, Schanzenzelt (U/S Sternschanze), Sternschanze 1, Karten zu 33,70 im Vorverkauf; www.schanzenzelt.de, www.nielsfrevert.net

Eine Dose mit drei Drachen (Detail) aus China während der Qianlong-Ära (1736–1795).
Eine Dose mit drei Drachen (Detail) aus China während der Qianlong-Ära (1736–1795). © MK&G/Jörg Arend | Jörg Arend

Von Schnitzlacken bis kaiserliches Porzellan – China inspiriert im MK&G

Mit mehr als 14.000 Objekten zählt die Ostasien-Sammlung des Museums für Kunst und Gewerbe zu den bedeutendsten in ganz Europa. Ganz frisch präsentiert nun die Leiterin Wiebke Schaper die Sammlung China (Japan hatte zuvor schon den Anfang gemacht). Gezeigt wird eine Auswahl der 3000 Objekte fassenden Sammlung. Anhand der kostbaren Ritualbronzen, Farbholzschnitte, Schnitzlacke, der Malerei und Kalligrafie lassen sich die Prinzipien der besonderen Gestaltung, die auf Einheit von Schrift und Bild setzen, ablesen. Ein Höhepunkt der Ausstellung „Inspiration China“ ist das kaiserliche Porzellan aus dem 14. bis 17. Jahrhundert. vfe

„Inspiration China“ bis 3.1.2027, Museum für Kunst und Gewerbe (U/S Hauptbahnhof), Steintorplatz, Di–So 10.00–18.00, Do 10.00–21.00, Eintritt 14,-/8,- (erm.); www.mkg-hamburg.de

Tanzen und raven im Betongarten vor den Deichtorhallen

Fundbureau, Waagenbau, Astra Stube, Beat Boutique und PAL sind seit ihren Schließungen an Neujahr dabei, neue Club- und Freiräume zu finden und einzurichten. Aber mit Exil-Partys an verschiedenen Orten wird die Zwischenzeit genutzt. So macht es sich das PAL am 22. Juni erneut auf dem Deichtorplatz in der „Héloïse Green Area“ mit Sitzecken, Bar-Container und Rasenfloor gemütlich. Aufgelegt wird House und Elektro mit Janeret, Anton Jonathan, Finona Rider, Haeder und Sundeep. Der Weg dorthin ist einfach: Schon am Hauptbahnhof und auf dem Klosterwall sind die Beats zu hören, einfach folgen. tl

PAL Concrete Garden Sa 22.6., 16.00–24.00, Héloïse Green Area (U Steinstraße), Deichtorstraße 1–2, Karten zu 20,- im Vorverkauf; www.pal-tv.de

Dirk Brömmels Perspektive auf Loki und Helmut Schmidt vor dem Bonner Kanzlerbungalow, zu sehen in der Galerie Hengevoss-Dürkop.
Dirk Brömmels Perspektive auf Loki und Helmut Schmidt vor dem Bonner Kanzlerbungalow, zu sehen in der Galerie Hengevoss-Dürkop. © Fotoagentur SVEN SIMON; Dirk Brömmel | Fotoagentur SVEN SIMON; Dirk Brömmel

Im Galerienhaus am Klosterwall wird schon mal der Sommer eingeläutet

Reicht ja, wenn es draußen durchwachsen ist. Drinnen soll es sommerlich sein. Dachte sich Galeristin Kerstin Hengevoss-Dürkop und lud kurzerhand die Künstlerinnen und Künstler des Hauses zur farbig-frohen Gruppenausstellung. Thomas Kälberloh steuert Werke seiner „Berge“-Serie bei, Kyung-Hwa Choi-Ahoi ihre verbildlichten Zimmerpflanzen und Keiyona C. Stumpf ihre an höfische Kultur erinnernden Porzellan-Skulpturen, in der sich natürliche und künstlerische Schöpfungskraft begegnen. Barbara Petzold malt Frauen aus ihrer Erinnerung in besonderem Licht, und auch Loki und Helmut Schmidt erscheinen bei Dirk Brömmel irgendwie surreal. Als Gastkünstler ist Roland Helmus mit seinen floralen Idyllen vertreten. vfe

„Summer Show“ bis 3.8., Galerie Hengevoss-Dürkop (U Steinstraße), Klosterwall 13, Mi–Fr 14.00–18.00, Sa 12.00–15.00 und nach Vereinbarung, Eintritt frei; www.hengevossduerkop.de

Gefährliches Paar: Katy O’Brian und Kristen Stewart in „Love Lies Bleeding“.
Gefährliches Paar: Katy O’Brian und Kristen Stewart in „Love Lies Bleeding“. © © Crack in the Earth LLC | ANNA KOORIS

Lieben, Leben und Sterben auf den Straßen von New Mexico

Pulp Fiction trifft Natural Born Killers, und das mit den Top-Schauspielerinnen Kristen Stewart and Katy O‘Brian: Der Thriller „Love Lies Bleeding“ sorgt schon vor seinem Start am 18. Juli für einigen Gesprächsstoff. Man sieht es auch nicht alle Tage, dass ein paar frisch verliebte, sehr sportliche Frauen zu den Waffen greifen, um das eine oder andere Problem mit schrägen Typen und Gangstern auf die gute alte Tarantino-Art zu lösen: Liebe ist eine blutige Angelegenheit auf den nächtlichen staubigen Straßen von New Mexico, die Regisseurin Rose Glass im Retro-Look der 80er-Jahre inszeniert. Das Abaton zeigt „Love Lies Bleeding“ am 24. Juni in einer Preview. tl

„Love Lies Bleeding“ Mo 24.6., 19.30, Abaton (Bus 4, 5), Allende-Platz 3, ab 16 J., Karten 9,50; www.abaton.de

Noémi Barbaglia arbeitet gern mit modernen Materialien, wie bei diesem unbetitelten Objekt aus Acyrltinte, Glasfaser und Kunstharz.
Noémi Barbaglia arbeitet gern mit modernen Materialien, wie bei diesem unbetitelten Objekt aus Acyrltinte, Glasfaser und Kunstharz. © Helge Mundt | Helge Mundt

In Harburg treffen Bahnhofssituation und Kunsterlebnis aufeinander

Der Kunstverein Harburger Bahnhof ist in besonderer Weise durch seine Lage geprägt: Als Ort des Durchgangs, mit gläserner Tür und freiem Eintritt, erscheint er durchlässig und für alle zugänglich. Zur selben Zeit sind Ausstellungshäusern unsichtbare Schwellen zu eigen. Diese Koinzidenz hat Noémi Barbaglia, eine junge Künstlerin, die in Luxemburg geboren wurde und in Hamburg an der HFBK studiert hat, in ihrer ersten institutionellen Einzelausstellung zum Thema gemacht. Als Bildhauerin ausgebildet, ist ihr bevorzugtes künstlerisches Material Glasfaser beziehungsweise Fiberglas. Für den Kunstverein hat sie mit ihrer Installation „The Hallway“ (übersetzt: „Der Flur“) den ganzen Raum komplett umgestaltet. Tipp: Beim Besuch unbedingt die ebenfalls neu gestaltete Bar ansehen! vfe

„Noémi Barbaglia. The Hallway“ bis 25.8., Kunstverein Harburger Bahnhof (S Harburg), im Bahnhof über Gleis 3/4, Hannoversche Straße 85, Mi– So 14.00–18.00, Eintritt frei; www.kvhbf.de

Extreme wurde 1985 in Boston gegründet und kehrt nach 33 Jahren in die Große Freiheit 36 zurück.
Extreme wurde 1985 in Boston gegründet und kehrt nach 33 Jahren in die Große Freiheit 36 zurück. © Jesse Lirola/River Concerts | Jesse Lirola/River Concerts

Unglaubliche Gitarren-Kunststücke mit Extreme in der Freiheit

Extreme verkaufte mehr als zehn Millionen Platten, kreierte mit der Akustik-Ballade „More Than Words“ 1991 einen Welthit und sammelte bis Mitte der 90er-Jahre eine Menge Platin. Seit 1985 steht das Quartett aus Boston um Gary Cherone (Gesang) und Nuno Bettencourt (Gitarre) für klassischen Hardrock-Sound. Nach der Veröffentlichung des Albums „Saudades De Rock“ im Jahr 2008 wurde es ruhiger um die Band, aber 2023 erschien dann nach einem Jahrzehnt das Studioalbum „Six“, auf dem vor allem „Rise“ mit einem unglaublichen Solo von Bettencourt für Furore sorgte. Am 25. Juni kann man ihm dabei genau auf die Finger schauen, wenn Extreme in der Großen Freiheit 36 spielt. Dort trat die Band zuletzt 1991 auf. hphv

Extreme Di 25.6., 20.00, Große Freiheit (S Reeperbahn), Große Freiheit 36, Karten zu 53,95 im Vorverkauf; www.grossefreiheit36.de

Teen Mortage mit Garagenkrach im Molotow Club

Alle, die ein Faible für Sport im Moshpits haben, dürften beim Besuch eines Konzertes von Teen Mortage wohl mehr als zufriedengestellt werden. Die Band aus Washington, bestehend aus Gitarrist und Sänger James Guile und Schlagzeuger Ed Barkauskas, steht für intensiven Hardcore-, Punk- und Garage-Sound mit Pop-Appeal. Seit 2017 zieht das Duo um die Clubs, verbündete sich mit dem New Yorker Label King Pizza Records und veröffentlichte die EPs „Life/Death“ (2019) und „Smoked“ (2021). Zum ersten Mal kommt Teen Mortgage jetzt nach Deutschland und besucht am 22. Juni den Kiez. Sport frei im Molotow. hphv

Teen Mortage Sa, 22.06., 19.00, Molotow Club (S Reeperbahn), Nobistor 14, Karten zu 23,70 im Vorverkauf; www.molotowclub.de

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Kulturtipps Hamburg: Lesung von „Das leise Platzen unserer Träume“ mit Eva Lohmann

Was passiert, wenn die eigenen Lebensträume sich in Luft auflösen? Die Protagonistin Jule träumt mit ihrem Mann David von einem idyllischen Haus auf dem Land, doch dann hat dieser plötzlich eine Affäre. Eva Lohmann stellt mit ihrem Roman „Das leise Platzen unserer Träume“ Charaktere vor, die bei dem Versuch, ihre Lebensziele zu erreichen, immer wieder von der Wirklichkeit eingeholt werden. Am 23. Juni liest Lohmann im Schulungshaus von Hamburg Wasser aus ihrem neuen Roman. Die 1981 geborene Autorin lebt in Hamburg und kam mit ihrem Debütroman „Acht Wochen verrückt“ 2011 auf die „Spiegel“-Bestsellerliste. hphv

Lesung von „Das leise Platzen unserer Träume“ So, 23.06., 18.00, Schulungshaus von HH-Wasser, (S Hoheneichen), Wellingsbüttler Weg 25a, Karten ab 10,-; www.kulturkreis-torhaus.de