Hamburg. Die Zuschauer hielt es am Ende von „Rock the Ballet“ im St. Pauli Theater nicht mehr auf den Sitzen. Ein Gruppentanz wird zum Hingucker.

Ein erstklassiges Tanzensemble und ein Reigen klassischer und angesagter Rock- und Pop-Songs – Das Erfolgsrezept der Tanzrevue „Rock the Ballet“ funktioniert auch dieses Mal wieder. Für eine Sommerbespielung im St. Pauli Theater hat Choreografin Adrienne Canterna ein Best-of aus der Jubiläumsshow „Rock the Ballet X“ um einige aktuelle Tanzeinlagen ergänzt. Fertig ist die neue Revue und, was soll man sagen, sie funktioniert bei ihrer Premiere auch diesmal wieder.

Das liegt vor allem an dem ausgesuchten zehnköpfigen Tanzensemble, allesamt klassisch ausgebildete Könner des Ballettfachs, die aber nicht immer Lust auf Pliés und Relevés haben und nun mit großer Hingabe eine Mischung aus Jazzdance mit Ballettelementen präsentieren.

„Rock the Ballet“: Wenn der Funke des Tanzfeuers aufs Publikum überspringt

Die Musikauswahl liefert einen Mix aus Hits der 1980er-Jahre und dem Besten von heute – wovon manch Heutiges leider etwas gleichförmig klingt. Aber die Mischung macht’s. Und so freut man sich über die eingestreuten Klassiker. Zu Michael Jacksons „Beat It“ stehen sich zwei Männergruppen in langer Hose und gemusterten Hemden gegenüber, liefern vor allem einen subtilen Tanz der Gesten. Wundervoll gelingt das schwungvoll-elegische „Rocket Man“ von Elton John. Und wenn Madonnas „Vogue“ aus den Boxen tönt, beweist vor allem André Street Jr. sein Talent auch im queeren Ballroom-Dance.

Der Wechsel zwischen Solo- und Duonummern und Gruppentableaus ist ausgewogen. Licht- und Kostümwechsel sorgen für willkommene Abwechslung, der Schlag auf Schlag rasant aufeinander folgenden Nummern.

Tänzer Tyler Stewart: herausragend, geradezu artistisch

Herausragend, geradezu artistisch legt der Tänzer Tyler Stewart ein Solo mit einem Stuhl zu „Believer“ von den Imagine Dragons hin. Salto inklusive. Und der Gruppentanz zu Stromaes „Papaoutai“ wird zum Hingucker an hochenergetischem Schwung. Sagenhaft in Sprüngen und Drehungen: Demetrius Lee.

Als Solotänzerin auf Spitzenschuhen überzeugt Sophie Silnicki, die sich in einer Nummer im engen schwarzen Einteiler mit roten Handschuhen von einem Männerquartett mit bloßem Oberkörper buchstäblich auf Händen tragen lässt, aber auch über enorme Fertigkeiten bei Pirouetten verfügt. Jenna Meilman zeigt neben technischer Perfektion eine tolle Tanztheaterausstrahlung.

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Der Choreograf Rasta Thomas hatte die Show „Rock the Ballet“ 2008 mit Adrienne Canterna entwickelt, heute ist er nicht mehr an Bord. Canterna entwickelt das Format im Alleingang gekonnt weiter, bindet neben den sechs männlichen Tänzern auch die vier Tänzerinnen stärker ein, auch wenn die Choreografien der Männergruppen noch immer deutlich kraftvoller und überwältigender wirken. Am St. Pauli Theater springt der Funke des Tanzfeuers schnell aufs Publikum über, sodass es am Ende niemanden mehr auf den Sitzen hält. Für alle, die in den kommenden Wochen nicht unbedingt Lust auf Fußball, aber auf eine unterhaltsame Tanzrevue haben, heißt es, hingehen.

„Rock the Ballet“ weitere Vorstellungen bis 31.7., Di bis Fr 19.30 Uhr, Sa 15 und 20 Uhr, So 14.30 und 19.30 Uhr, St. Pauli Theater, Spielbudenplatz 29-30, Karten unter T. 47 11 06 66; www.st-pauli-theater.de