Hamburg. Ein nahbarer Popstar mit Seifenblasenpistole und tollen, auch mal rockigen Songs über Selbstliebe. Die Fans hatten ein Lieblingsgetränk.

„Ich bin Sonya, und ich bin 54“, ruft die Frau mit dem markanten blonden Pagenkopf und rennt auf den Steg der Stadtpark-Bühne. Ganz nah an die Menge heran. Was für eine schöne Bandbreite da aufgemacht wird: Lena Meyer-Landrut, kurz Lena, die mit ihrem ESC-Gewinn als 19-Jährige ins Licht der Öffentlichkeit katapultiert wurde, präsentiert im Vorprogramm ihrer Tour eine Newcomerin mit reichlich Lebenserfahrung. Mit ihrem 80er-induzierten Powerpop lädt Sonya das Publikum im grünen Rund direkt mit guter Energie auf.

Viele Familien und vor allem viele Mädchen sind gekommen, um Lena bei ihrem Hamburg-Konzert zu feiern. Apfelschorle ist das Getränk der Stunde. Ein kleiner Fan hält ein selbst gemaltes Lena-Schild hoch. Mit Glitzerpunkten. Süß.

Lena Meyer-Landrut lässt im Stadtpark ihre Stimme samtig strahlen

Ein schickes Schrottauto dreht sich auf die Bühne. Lena sitzt zum Auftakt cool auf dem zerbeulten Kotflügel und singt „I Miss U“, ein kraftvoller Song ihres neuen Albums „Loyal To Myself“. Selbstliebe und Empowerment stehen im Zentrum ihres Auftritts, der voller Überraschungen steckt. Etwa, als links und rechts an der Bühnenrampe schwarze Tücher hinabfallen und die Band dort auf zweistöckigen Gerüsten erscheint. Der Schlagzeuger eine Etage über der Gitarristin, der Keyboarder über den Backgroundsängerinnen. Ein toller Effekt.

Fans grüßten Lena Meyer-Landrut im Stadtpark auch mit selbst gemachten Schildern.
Fans grüßten Lena Meyer-Landrut im Stadtpark auch mit selbst gemachten Schildern. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

„Hallo, Hamburg!“, ruft Lena über die gut gefüllte Wiese. „Ich bin sehr, sehr aufgeregt.“ Eine nahbare Pop-Prinzessin. Buntes Bauchfrei-Top zu lässiger Baggy-Hose und Boots. Bei ihrem Song „Run Charlie“ strahlt ihre Stimme dunkel und samtig. Und im Nieselregen schwenken die Fans ihre Arme.

Lena steckt sich ihr Mikro ins Dekolleté und klettert ein Gerüst hoch

Lena redet eindringlich davon, sich selbst nicht zu verlieren. „Du darfst du selbst sein.“ Eine einfache wie wichtige Botschaft. „Das ist mega von ihr“, sagt eine Mutter zu ihrer Tochter. Und wie zum Beweis ihrer Eigensinnigkeit steckt Lena sich ihr Mikro ins Dekolleté und klettert das Band-Gerüst hoch. Ihr langes braunes Haar weht wild.

Lenas Konzert ist ein dynamischer Mix von Bubblegum-Pop bis Rock: Die wunderbare Musikerin Annie Chops spielt zu „Drug Worth Doing“ eine zackige Kiss-Gedächtnis-Gitarre. „Ahh, das macht Spaß“, erklärt Lena, um kurz darauf ganz eng mit ihrer Band zusammenzurücken und das balladeske „See You Later“ über ihre ESC-Erlebnisse in Oslo zu intonieren.

Lena holt für „Satellite“ acht Mädchen aus dem Publikum als Chor auf die Bühne

Zu ihrem Gewinner- und Überhit „Satellite“ holt Lena wiederum acht Mädchen aus dem Publikum als Chor auf die Bühne. Der Song mündet in eine Art Rave, und Lena hopst mit allen gemeinsam im Rampenlicht herum. Für die jungen Fans ist sie ein Star zum Anhimmeln und gleichermaßen so etwas wie die ältere Schwester, mit der man eine Pyjamaparty machen könnte.

Mehr Kultur

Die Dynamik ist klasse bei diesem Konzert. Sei es eine Art popkulturelles Work-out auf Laufbändern zu „Straitjacket“ oder ein Duett mit Sonya zu „Traffic Lights“. Eine innige Verbindung. Und zur Zugabe hockt Lena auf einmal auf dem Geländer der Rolli-Plattform und singt „First Love“. Funken sprühen, und Handylichter tanzen.

Nach einem Selfie-Bad in der Menge zurück zur Bühne verabschiedet sie sich mit dem Motto-Song des Abends: „Loyal To Myself“. Dazu feuert sie eine Seifenblasenpistole ab. Transparente Träume, während es dunkel wird. So soll Pop sein.