Hamburg. Nach einer beispiellosen Krise ist für das älteste Privattheater der Stadt Insolvenz angeordnet worden. So stehen die Rettungschancen.
Manche im Umfeld des Theaters hatten unter der Hand schon vor Wochen und überaus salopp von „Bankrott“ gesprochen. Auch in Hamburger Künstlerkreisen und unter den treuen Freunden des Hamburger Engelsaals machte der Verdacht auf Zahlungsunfähigkeit bald die Runde. Jetzt ist es offiziell: Laut Amtsgericht Hamburg, Aktenzeichen: 67b IN 118/24, ist das Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen der im Handelsregister des Amtsgerichts eingetragenen Hamburger Engelsaal GmbH angeordnet worden.
Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Ingmar Jarchow bestellt, mit seiner Hamburger Kanzlei ein Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht. „Der Geschäftsführer Thomas Wellerdiek hat vor drei Wochen einen Antrag auf Insolvenz gestellt“, bestätigte Ingmar Jarchow. Zuvor war Wellerdiek weder für das Abendblatt noch für die Hamburger Kulturbehörde, welche das älteste Privattheater der Stadt seit der Spielzeit 2017/18 institutionell fördert, erreichbar gewesen.
Theater Hamburg: Jetzt auch offiziell – Hamburger Engelsaal ist pleite
Nach Abendblatt-Recherchen ging die letzte reguläre Vorstellung im Engelsaal (1809 als Theater im Engelsaal eröffnet) bereits am 19. April über die Bühne am Valentinskamp: „Die große Heinz Erhardt Show“. Danach standen Besucher von Nachmittags- und Abendvorstellungen öfter vor verschlossen Türen. Erst mit wochenlanger Verspätung wurden die anstehenden Mai-Termine vom Spielplan des Engelsaals genommen; auch am frühen Montagabend waren die Juni- und Juli-Termine für Heinz Erhardt und weitere Shows dort noch buchbar via Eventim.
„Ohne Liquidität kann es keinen Spielbetrieb geben. Ich kann die Interessierten nur bitten, keine Karten mehr zu buchen“, sagte Jarchow. Bis zum Abend konnte der Systemadministrator, mit dem Jarchow gesprochen hatte, weder einen neuen Text einstellen noch den bisherigen Link auf der Website entfernen.
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Laut Gesetzeslage hat der vorläufige Insolvenzverwalter vier Wochen Zeit zur Prüfung. „Eine Chance, wieder zu eröffnen, besteht für den Engelsaal nur über eine Auffanggesellschaft“, legte sich Jarchow, der in Kontakt mit der Kulturbehörde steht, jedoch bereits fest. Heißt: Zur Rettung müsste ein neuer Geldgeber gefunden werden.