Hamburg. Der Swing-Star begeistert aufreizend lässig mit Trio im Schmidts Tivoli. Die Ermahnung an einen Zuschauer sackt er direkt wieder ein.

Nein, dieses Lied durfte an diesem Abend einfach nicht fehlen. Als letzte Zugabe, stürmisch von einem Zuschauer eingefordert, sang Tom Gaebel „My Way“. Mit dem Programm „Tom Gaebel & Band spielen Frank Sinatra“ schaffte der Musiker, aufgewachsen im nordrhein-westfälischen Ibbenbüren, schließlich 2004 den Durchbruch.

20 Jahre später sitzt der Smoking noch immer perfekt, auch wenn Gaebel selbstironisch über Diäten mit Jo-Jo-Effekt spricht: „Inzwischen geht es bei mir vom Gewicht nur noch bergauf, das gibt mir Sicherheit.“

Tom Gaebel spielt in Hamburg mit Trio statt Big Band

Bei seinem ersten von zwei Konzerten am Montagabend im gut besetzten Schmidts Tivoli am Spielbudenplatz gastiert der Absolvent des Konservatoriums von Amsterdam (Abschluss cum laude) mit ungewohnt kleinem Besteck. Statt der Big Band begleitet ihn ein Trio.

„Je kleiner die Band, umso besser müssen die einzelnen Musiker sein“, sagt „Dr. Swing“, wie ihn seine Fans gerne nennen, gleich zu Beginn. Und in der Tat: Was Jerry Lu am Piano, Stefan Rey am Kontrabass und Niklas Walter am Schlagzeug an diesem Abend abliefern, verdient das Prädikat Extraklasse – die Fans feiern ihre Soli.

Tom Gaebel erzählt eine Kirmes-Anekdote

„A Swinging Affair! The American Songbook And Beyond“ hat Gaebel sein aktuelles Programm getauft. Im Mittelpunkt stehen natürlich die großen Klassiker der amerikanischen Unterhaltungsmusik von den 1930er- bis in die 1950er-Jahre, allen voran natürlich Sinatra. Gaebel interpretiert ihn so umwerfend gut, dass man sich mitunter in Las Vegas wähnt, wo die Legende mehr als vier Jahrzehnte auftrat.

Im Programmpart „And Beyond“ („und darüber hinaus“) wagt sich Gaebel in ganz andere Gefilde, durchaus mit autobiografischen Bezügen. Den 1981 veröffentlichten Gassenhauer „Words Don’t Come Easy“ (F. R. David) singt er, weil er als kleiner Junge genau diesen Song einst auf der Ibbenbürener Kirmes an jeder Bude hörte. Ein Lied aus dem „Dschungelbuch“ intoniert er im Zugabenblock, weil ihm der Film so gut gefällt.

Tom Gaebel kassiert Foto-Ermahnung an Fan ein

Dies alles macht Gaebel so aufreizend lässig, als würde er in seinem Wohnzimmer in Köln ein paar Lieder für Freunde singen. Er frotzelt über seine Band: „Eigentlich gebe ich denen Musikunterricht.“ Er lobt den Geschmack seines Publikums: „Endlich fühle ich mich mal nicht overdressed.“

Und als ein Tivoli-Mitarbeiter einen Zuschauer ermahnt, doch bitte das Filmen mit dem Handy zu unterlassen, sagt Gaebel: „Lass ihn doch. Ich habe damit überhaupt kein Problem.“ Er rückt später sogar extra den Mikrofonständer zur Seite: „Der stört doch nur.“ Gaebel bittet allerdings um Hochformataufnahmen, auf Querformat sehe er einfach nicht so gut aus.

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Wer die Gastspiele im Tivoli verpasst hat, kann sich auf das Konzert „A Swinging Christmas“ am 17. Dezember in der Laeiszhalle freuen (Tickets ab 54,35 Euro). Dann werden im Großen Saal US-Weihnachtsklassiker wie „White Christmas“, „Jingle Bells“ und „Let It Snow“ zu hören sein. Und selbstverständlich begleitet ihn bei diesem Auftritt seine Big Band.