Hamburg. Gemeinsam mit dem Capricornus Consort Basel zeigte das Ensemble ein Best-of des barocken Meisters – jedes Gefühl exzellent musikalisch eingefangen.

Warum müssen wir nur, wie es die römische Mythologie mit dem knabenhaften Gott Amor so schön ins Bild setzt, erst von einem spitzen Pfeil getroffen werden, um unsere Gefühle zu entdecken? Und warum ist die Liebe auch immer ein Kampf mit uns selbst, mit Rivalen sowieso, und irgendwann, ist das Feuer erst einmal erloschen, sogar mit dem einst angebeteten Partner?

Claudio Monteverdis kurz vor seinem Tod entstandene „Madrigali guerreri et amorosi“, die das Basler Vokalensemble Voces Suaves mit dem Capricornus Consort Basel am Freitag in der Elbphilharmonie sang und mit anderen Madrigali des Meisters vermischte, tragen nicht umsonst die Begriffe Krieg und Liebe im Titel.

Elbphilharmonie: Voces Suaves aus Basel zeigen barocke Madrigale

Da begegnen wir Liebenden, die sich im Schwange ihrer Gefühle danach sehnen, am besten gleich durch die Hand des Partners den Tod zu finden, einer stolze Ritter entführenden Zauberin oder einem Sänger, der sich besser erst mal an die Sterne wendet, um in seinem Werben bloß nichts verkehrt zu machen. Jedes Madrigal Monteverdis ist ein Drama en miniature und wie kaum ein anderer schafft es dieser frühe Schöpfer auch der Operngattung an der Schwelle zum Barock, jede Gefühlsschwankung so packend musikalisch einzufangen, dass man unweigerlich mitleiden oder -lieben muss.

Wie die zwei Sopranistinnen und fünf Männerstimmen von Voces Suaves diesen Nuancenreichtum sängerisch, aber auch spielerisch mit vielen Gesten und Akzenten umzusetzen verstanden, bewies allein schon das Madrigal „Altri canti di marte“. Die vielen Koloraturen und erlösenden Phrasenenden wurden immer wieder von bewegten Instrumentalzwischenspielen des Capricornus Consort Basel unterbrochen, wenn von fließenden Tränen die Rede war oder der Bassist Joachim Höchbauer dreimal solo den unbezwingbaren Feind anrief und das ganze Sextett darauf antwortete.

Elbphilharmonie: Hochvirtuose Soli und kühn eingesetzte Dissonanzen

Beklemmend und wie erstarrt ließ Voces Suaves das Madrigal „Hor che’l ciel e la terra“ nur auf einem einzigen Ton die ersten Zeilen deklamierend beginnen oder kostete die von Monteverdi so kühn eingesetzten Dissonanzen etwa im „Zefiro torna e’l bel tempo rimena“ voller Schärfe aus. Nur von der Lautenistin Shizuko Noiri begleitet spielten der Altist Jan Thomer, der Tenor Andrés Montilla-Acurero und der Bariton Tobias Wicky in „Gira il nemico insidioso more“ nach einem Text von Giulio Strozzi so recht Komödie, ging es doch darum, vor dem tückischen Feind Liebe so schnell wie möglich Reißaus zu nehmen.

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Zwischen die Madrigalblöcke hatte das Capricornus Consort Basel instrumentale Zwischenspiele in Gestalt konzertanter Sonaten von Andrea Falconieri und Dario Castello gesetzt, der in Monteverdis Ensemble am Markusdom in Venedig einst als Geiger eng an seiner Seite wirkte. Bei den hochvirtuosen Soli dieser Sonaten kamen die beiden Barockgeiger Eva Borhi und Peter Barczi dann gleich genauso schnell ins Schwitzen wie das Vokalensemble, das mit Monteverdis „Pophit“ des 17. Jahrhunderts, dem „Lamento della ninfa“, schließlich den größten Applaus einfing.