Hamburg. Die Hamburger Schauspielerin Rhea Harder kennt man vor allem aus dem Fernsehen. Dabei ist sie auch im Hörspiel-Bereich ein Star.

Wenn man so will, sind in unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ heute zwei Frauen zu Gast: Die eine heißt Franziska Jung und ist Polizistin, die andere heißt Gaby Glockner und ist private Ermittlerin. Es geht um eine der bekanntesten TV-Serien Deutschlands, „Notruf Hafenkante“, um eine der erfolgreichsten Hörspielreihen, TKKG, und um eine Schauspielerin, die dort jeweils eine Hauptrolle spielt. Rhea Harder erzählt von ihrem Leben in zwei Charakteren, von der Hörspiel-Villa am Rothenbaum und wie irgendwie alles miteinander zusammenhängt. Zu hören unter www.abendblatt.de/entscheider

Das sagt Rhea Harder, Jahrgang 1976, über…

… Gaby Glockner, ihre Rolle bei TKKG: „Gaby ist so etwas wie das Bindeglied zwischen den drei Jungs bei TKKG. Wenn es Meinungsverschiedenheiten gibt, ist sie immer die Vermittlerin, die dafür sorgt, dass die Gruppe bestehen bleibt und zusammenhält. Eine Zeit lang fand ich, dass Gaby etwas zu naiv ist und sich selbst im Weg steht, aber das hat sich zum Glück im Lauf der Jahre geändert. Früher ist sie oft so mitgelaufen, jetzt gibt sie regelmäßig den Ton an, und das gefällt mir sehr gut.“

… die Sprecher, die viel älter sind als die Helden von TKKG: „Die handelnden Personen bei TTKG sind zwischen zwölf und 17 Jahren alt, wir Sprecher sind längst alle Mitte 40. Dass das niemand von den Hörerinnen und Hörern merkt und es niemanden stört, muss an den Stimmen liegen, die sehr jugendlich wirken. Das ist übrigens nicht Besonderes: Die Sprecherinnen von Hanni und Nanni waren zum Beispiel zwei Damen, die am Ende fast 80 Jahre alt waren. Wenn wir uns für die Aufnahme einer neuen Folge von TKKG treffen, sagen wir gern, dass wir dadurch rund 30 Lebensjahre geschenkt bekommen. Es macht jedes Mal Spaß, wieder ein Kind sein zu dürfen.“

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… Heikedine Körting und ihre Hamburger Hörspiel-Villa: „Heikedine ist die ungekrönte Hörspiel-Königin, weil sie eigentlich alle erfolgreichen Hörspiele, die es in Deutschland gibt, in ihrer wunderschönen Hörspiel-Villa an der Rothenbaumchaussee aufnimmt. Inzwischen ist Heikedine auch über 70, aber die Arbeit mit den Sprecherinnen und Sprechern und die vielen jungen Themen sind ihr Lebenselixier. Bis vor Kurzem hat sie alle Hörspiele bei sich noch auf Tonband aufgenommen, weil das eben so sein musste. Das war immer toll, wenn sie plötzlich gerufen hat: ‚Moment, ich muss mal das Band wechseln …“

… einen Fernsehdreh, der sie zum Hörspiel brachte: „Mein Einstieg in die Hörspiel-Welt hatte etwas mit ‚Notruf Hafenkante‘ zu tun: Wir haben für eine Folge in der Hörspiel-Villa gedreht, und ich habe dort Heikedine Körting gesagt, dass ich Hörspiele sehr spannend finde. Sie hat mich dann eingeladen, mal vorbeizukommen und ein paar Sätze einzusprechen, übrigens für die ‚Drei ???‘. Dadurch ist der Kontakt entstanden. Als Heikedine dann eine neue Stimme für die Gaby suchen musste, weil meine Vorgängerin leider überraschend verstorben war, hat sie sich an mich erinnert, weil meine Stimme so ähnlich war. Das war 2009, das heißt, ich spreche die Gaby jetzt auch schon seit 15 Jahren.“

… ihre Entscheidung für die Rolle der Franzi in der TV-Serie „Notruf Hafenkante“, die 2006 ziemlich riskant gewesen sei: „Rückblickend war es die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Aber damals hatte ich eine gute Rolle in der Serie ‚Alles außer Sex‘, die in München gedreht wurde. Und als ich die Zusage aus Hamburg und für ‚Notruf Hafenkante‘ erhalten habe, musste ich relativ schnell in München kündigen und aus der Serie raus, das war keine einfache Situation. Die bewusste Entscheidung, etwas gehen zu lassen für etwas anderes hatte einen schalen Beigeschmack. Heute weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe: Denn ‚Alles außer Sex‘ gibt es schon lange nicht mehr. Bei ‚Notruf Hafenkante‘ bin ich jetzt seit 18 Jahren die Franzi, und mir ist die Rolle noch nicht einen Tag langweilig geworden. Was vielleicht auch daran liegt, dass ich in der langen Zeit immer wieder andere Partner hatte, auf die ich mich einstellen musste.“

Gäste bei „Entscheider treffen Haider“

… Live-Auftritte, zu denen mehrere Generationen von Fans kommen: „Bei der Tour 2019 waren ganz viele Großeltern mit ihren Kindern und Enkelkindern bei unseren Auftritten. TKKG hat etwas, das die Generationen verbindet, was auch ein Grund dafür ist, dass wir die Sprache der vier Freunde nicht an den Zeitgeist anpassen. Gaby würde zum Beispiel weder ‚Digger‘ noch so etwas wie ‚chill mal‘ sagen, weil sich davon die älteren Fans der Serie eher abgestoßen fühlen würden und das Zeitlose der Serie verloren ginge. Viele von ihnen sitzen bei unseren Live-Auftritten übrigens mit geschlossenen Augen auf ihren Stühlen und hören einfach zu. Das zu beobachten ist wirklich großartig.“

… ihre Leidenschaft für den HSV in guten wie in schlechten Zeiten: „Ich bin in Ost-Berlin geboren, habe in München gearbeitet, mich aber weder in der einen noch in der anderen Stadt für Fußball interessiert. Dann kam ich nach Hamburg und war mit meinem Mann Jörg zum ersten Mal im Volksparkstadion und dachte: Wie großartig ist das denn? Ich war so begeistert von der Stimmung und den Leuten beim HSV, das hat mich wirklich überwältigt. Ich finde die Treue der Fans zu ihrem HSV wirklich bewundernswert, das ist herzerweichend.“