Hamburg. Das Hotel ist für mehr als eine Million Euro exklusiv an die Digitalmesse OMR und deren Gäste vermietet. Das gab‘s zuvor nur einmal.
In dieser Woche schauen wieder einmal alle in Hamburg auf sein Hotel, weil es exklusiv die Stargäste der Digitalmesse OMR beherbergt, darunter Kim Kardashian. Das Vier Jahreszeiten (300 Mitarbeiter, Auslastung von 75 Prozent) ist nicht nur in Hamburg, sondern in Deutschland die erste Adresse, wurde viermal in Folge zum besten Hotel der Republik gekürt. In unserer Reihe „Entscheider treffen Haider“ spricht der legendäre Direktor Ingo C. Peters über Stammgäste, Preise und die eigene Karriere, die mit einer Ausbildung zum Kellner im Vier Jahreszeiten begann. Das komplette Gespräch mit Ingo C. Peters hören Sie hier.
Das sagt Ingo C. Peters (das C steht übrigens für Christian) über …
… seine Bewerbung als Auszubildender beim Vier Jahreszeiten: „Nach dem Abitur war mir klar, dass ich in einem Hotel arbeiten und eines Tages Hoteldirektor sein möchte, weil dieser Job alles mitbringt, was mir Spaß macht. Und wo bewirbt man sich als junger Hamburger dann? Natürlich beim besten Hotel der Stadt, dem Vier Jahreszeiten. Dort hatte man aber nicht auf mich gewartet. Ich habe mich ein halbes Jahr vor Schulende auf einen Ausbildungsplatz beworben, doch die damalige Personalchefin sagte nur: ‚Herr Peters, wir haben eine Wartezeit von drei bis vier Jahren.‘ Ich habe trotzdem nicht aufgegeben und Frau Jakobs gebeten, an mich zu denken, wenn jemand spontan absagen sollte. Eine Woche später rief sie dann an, weil tatsächlich ein Platz frei geworden war – allerdings nicht als Hotelfachmann, sondern als Restaurantfachmann, was das schönere Wort für Kellner ist. Aber das war mir egal, ich habe sofort zugesagt.“
… mehr als ein Vierteljahrhundert als Direktor in Deutschlands bestem Hotel: „Für mich ist das kein Job. Ich sage gern: Wer seinen Beruf liebt, muss keinen Tag arbeiten, und das trifft auf mich zu. Direktor des Vier Jahreszeiten zu sein ist für mich eine Lebensaufgabe. Als ich nach meiner Ausbildung und vielen Stationen im Ausland das Angebot bekam, wieder nach Hamburg zurückzukehren, habe ich gesagt: Ich komme gern, aber nur, wenn ich im Vier Jahreszeiten langfristig arbeiten kann, mindestens zehn Jahre. Daraus sind jetzt 27 geworden, und solange ich Spaß habe und relevant bin, möchte in den Job gern noch ein paar Jahre weitermachen. Ich bin jetzt 62, und ich glaube, 70 ist so die Obergrenze. Und einige meiner Kollegen, die schon ausgeschieden sind, behaupten, dass es ein Leben nach der Hotellerie geben soll … Übrigens sind sehr viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr lange bei uns, sogar 30, 40 oder noch mehr Jahre. Wir haben eine Fluktuation von 15 bis 20 Prozent, das ist für ein Hotel sehr gering.“
… seine Wohnung im Hotel und Sohn Conrad, der mit Freunden auch mal im Ballsaal Fußball spielt: „Wir haben im Hotel eine Wohnung mit einer schönen großen Küche, Waschmaschine und Trockner, in der wir ganz normal leben wie andere Familien auch. Wobei es für mich heißt, dass ich die Wohnung nie verlassen kann, ohne Anzug und Krawatte zu tragen, weil ich ja schon auf dem Flur Gästen begegnen kann. Umgekehrt kann ich ganz gut abschalten, wenn die Wohnungstür hinter mir zugeht. Am lockersten geht mein Sohn Conrad mit der Situation um, der kennt es ja auch nichts anders. Wenn er sich mit Freunden bei uns trifft, dann spielen die schon mal im Ballsaal Fußball, wenn der frei ist, und er bewegt sich mit ihnen ganz selbstverständlich durchs Hotel. Die Mitarbeiter sind für ihn wie eine große Familie.“
… Stammgäste und Zimmermädchen: „Wir haben mehr als 60 Prozent Stammgäste, darunter sind auch welche, die jede Woche kommen, andere ein- bis zweimal im Monat, wieder andere drei- bis viermal im Jahr. Die Stammgäste wohnen dann meistens in demselben Zimmer, was den Vorteil hat, dass die Zimmermädchen, die bei uns fest auf bestimmten Etagen arbeiten, die Wünsche und Besonderheiten kennen und sofort mit den Gästen ins Gespräch kommen.“
… die Übernachtungspreise: „In Zeiten wie Januar und Februar, die etwas schwächer sind als der Rest des Jahres, bekommt man ein Zimmer bei uns ab 395 Euro. Das geht hoch auf bis zu 12.000 Euro die Nacht für unsere Präsidentensuite. Die ist ein- bis zweimal im Monat gebucht, im vergangenen Jahr hat sie ein Gast aber auch mal zehn Wochen am Stück belegt.“
… die exklusive Vermietung des Hotels an die Digitalmesse OMR: „Das Besondere daran ist, dass während der OMR-Woche niemand in das Hotel darf, der nicht auf der OMR-Liste steht. Die haben nicht nur die 160 Zimmer, sondern auch alle Restaurants für sich gebucht, etwas, was es sonst nur einmal gab: nämlich beim G20-Treffen in Hamburg 2017, als Saudi-Arabien das Vier Jahreszeiten exklusiv für sich gemietet hatte. Das heißt auch, genauso wie bei den OMR, dass die entscheiden, welcher Gast welches Zimmer erhält. Bei den Kosten reden wir da schon über einen siebenstelligen Betrag.“
Entscheider treffen Haider
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… den Umgang mit Gästen: „Ich gebe meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wenig vor, weil so ein Hotel wie das Vier Jahreszeiten von der Individualität der Menschen lebt, die hier arbeiten. Meine Bitte ist, dass mein Team die Gäste möglichst mit Namen und der Tageszeit, also mit guten Morgen oder guten Abend begrüßen, alles dazwischen ist ihr Spielraum. Es gibt auch Hotelgruppen, die diverse Standardsätze eintrainieren, sodass alle Mitarbeiter gleich klingen. Das möchte ich auf keinen Fall. Am Ende muss man Gäste in einem Hotel genauso behandeln, wie man das privat machen würde. Die Menschen möchten wahrgenommen werden, das ist das ganze Geheimnis.“
… Dauergäste: „Als ich als Direktor im Vier Jahreszeiten angekommen bin, gab es zwei Gäste, die dort permanent gewohnt haben. Das passt nicht zu einem Hotel, und sei es nur, weil Dauergäste anfangen, ihre eigenen Möbelstücke mitzubringen, oder anfangen zu glauben, sie seien selbst ein Teil des Hotels. Das geht nicht, und deshalb machen wir das nicht mehr. Wir haben natürlich Gäste, die drei, sechs oder neun Monate bei uns leben, zum Beispiel, weil ihr Haus in Hamburg nicht rechtzeitig bezugsfertig geworden ist – aber irgendwann muss dann jeder wieder ausziehen.“