Hamburg. Von Ufos und Floristen: Olivia Dean begeistert im Docks mit jeder Menge Soul, ein bisschen Reggae, Rock und zwei brandneuen Songs.

Die Bühne erscheint in diffuser, lilafarbener Beleuchtung. Nur ihre Silhouette, diese unverwechselbare Lockenpracht, ist zunächst zu erkennen. Die Menge rastet aus. Olivia Dean ist Großbritanniens Musikerin der Stunde, im vergangenen Jahr erlebte sie einen kometenhaften Aufstieg. Im Hamburger Docks feiert sie am Sonnabend den Abschluss ihrer Tour. Von Soul über Reggae bis Rock kommen Musikfans voll auf ihre Kosten. Doch erst mal spricht sie über Ufos.

Dean eröffnet die Show mit „UFO“, einem Song, der die Liebe mit dem Steuern eines unbekannten Flugobjekts vergleicht – ohne Navigationssystem alles ein bisschen schwierig. Viele ihrer Songs thematisieren eine gescheiterte Liebe. „Hallo Hamburg, ich freue mich, hier zu sein“, begrüßt sie die Konzertbesucher im seit Monaten ausverkauften Docks. Olivia Dean spricht an diesem Abend viel, erzählt Geschichten zu ihren Songs.

Olivia Dean in Hamburg: Ihr seid die Letzten, die diese Show sehen

Es folgen Lieder wie „Danger“ mit Reggae-Anleihen sowie „Cross My Mind“. Zunächst laden ruhige Lieder, zum Mitwippen und Schunkeln ein. Das Publikum singt bei fast jedem Song mit, beklatscht sie ekstatisch, teilweise so laut und andauernd, dass Olivia Dean verlegen wirkt. Mit ihrer siebenköpfigen Band, inklusive Blechblasfraktion, holt die Britin akustisch alles aus dem Docks raus.

Das Hamburger Publikum erlebt einen ganz besonderen Abend, denn es ist der Abschluss ihrer „Messy“-Tour. „Verrückt, ihr seid die Letzten, die diese Show so sehen, wie sie gerade ist“, sagt die 25-Jährige. 2023 erschien ihr Debütalbum „Messy“, das Platz vier der britischen Charts erreichte. Im selben Jahr wurde sie von der BBC als „Music Introducing Artist of the Year“ ausgezeichnet. Bei den Brit Awards wurde sie gleich dreimal nominiert. Im April spielte sie auf dem Coachella-Festival in Kalifornien, einem der größten Musik-Festivals der Welt.

Olivia Dean: Dachte, ich wäre auch eine gute Floristin geworden

Zu den meisten Songs erzählt sie eine kurze Anekdote, so auch zu „I Could Be A Florist“, in den etwas zu viel hineininterpretiert werde. „Die Leute verstehen nicht, dass das keine bedeutende Metapher ist. Ich dachte einfach, dass ich bestimmt eine gute Floristin geworden wäre.“ Ihre Fans dürften sich darüber freuen, dass sie sich dann doch für eine Musikkarriere entschieden hat.

Plötzlich herrscht Party-Stimmung: Zu „Ladies Room“ wird die Discokugel in Betrieb genommen. Für Dean und das Publikum gibt es kein Halten mehr. Nach einem souligen Start wird nun getanzt. Sie trägt ein weißes Gewand, teilweise durchsichtig und mit Rüschen übersät und tanzt darin über die Bühne. Die Britin spielt an diesem Abend alles und mit allem, was sie in die Finger bekommt: Gitarre, Keyboard, Tamburin, eine bananenförmige Rassel – sie kann mehr als nur singen.

Keine Zugabe: Finde es blöd, wenn jemand die Bühne verlässt und dann doch wiederkommt

Dean spielt an diesem Abend auch zwei neue, noch unveröffentlichte Songs. Zunächst das Gitarrenduett „Touching Toes“, später wird es etwas rockiger. „Time“ ist ein typischer Olivia-Dean-Song, nur halt mit verzerrter Gitarre im Refrain. Vielleicht ein kleiner Vorgeschmack auf das, was bald kommen könnte? Am Sonnabend verrät sie: „Es geht für uns in ein neues Kapitel, ein neues Album.“

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Sie spielt viele Songs, mit „Reason To Stay“ auch ihre erste Single überhaupt. Bereits zwei Lieder vor Schluss kündigt sie an, es werde keine Zugabe geben. „Ich finde es blöd, wenn jemand die Bühne verlässt und dann doch noch mal wiederkommt.“ Ihr bisher größter Hit „Dive“ macht den Abschluss und zeigt: Ein Lied, das von den Schattenseiten der Liebe handelt, kann auch mit Leichtigkeit daherkommen. Dann verlassen sie und ihre Band die Bühne. Aber kommt sie jetzt echt nicht noch mal wieder? Das Publikum zögert zunächst, das Docks zu verlassen, aber das war’s tatsächlich. Nach 90 Minuten entlässt sie sichtlich beseelte Konzertbesucher in eine warme Mainacht.