Hamburg. Die europäische Erstaufführung des Musicals im English Theatre setzt auf Minimalismus. Das funktioniert gut – bis auf ein Element.

Musicals stehen gemeinhin für Glamour, spektakuläre Bühnenbilder und eine große Schar von Schauspielern und Musikern. Das English Theatre geht – zwangsläufig – den entgegengesetzten Weg. Die europäische Erstaufführung von „Lizard Boy“ bestreitet ein dreiköpfiges Ensemble, das Bühnenbild zeigt einen abgeranzten Club mit Auftrittsflyern von Blondie, den Ramones und den Dead Kennedys aus dem berühmten New Yorker Indie-Club CBGB an den Wänden und einer Bühne auf der Bühne.

Bevor das Stück losgeht, sitzen die drei Schauspieler dort, stimmen ihre Instrumente und scherzen miteinander. Dann beginnt das Musical von Justin Huertas mit einem signifikanten Song. Trevor (Peter Tabornal) singt über den „Lizard Boy“. Er selbst ist diese einsame Figur, die sich mit seinen grünen Schuppen auf der Haut nicht auf die Straße traut – außer am „Monstertag“, wenn viele im Eidechsen-Kostüm in die Clubs der Stadt strömen.

„Lizard Boy“ im English Theatre: Geschichte eines Außenseiters

„Lizard Boy“ erzählt die Geschichte eines Außenseiters, der seit der Kindheit traumatisiert ist und sich seines Aussehens schämt. Über eine Social-Media-Plattform namens „Grinder“ lernt er einen anderen jungen Mann namens Cary (Jacob Bedford) kennen, der genauso einsam ist wie er selbst. Beide sind Musiker, Trevor hat zudem ein großes Talent als Zeichner. In einem Club lernen sie die Sängerin Siren (Sophie Earl) kennen und werden von ihr in den Bann gezogen.

Was zu einer Liebesgeschichte plus einem Coming-out der beiden Männer werden könnte, erweitert Huertas um eine etwas verwirrende Superhelden-Drachen-Story. Der amerikanische Autor ist ein großer Fan von Comics und hat versucht, diese Passion mit in das Musical einzubauen. Das ist nicht perfekt gelungen, und auch Regisseur Paul Glaser hatte es nicht einfach, die Vorlage mit den beschränkten Mitteln des Privattheaters spektakulär in Szene zu setzen.

„Lizard Boy“ im English Theatre: Gute Hand beim Casting

Eine gute Hand hat Glaser wieder einmal beim Casting seiner Schauspieler bewiesen. Es ist eine große Herausforderung auf der Bühne zu spielen, zu singen und zu musizieren. Dem Trio von „Lizard Boy“ gelingt das jedoch hervorragend. Jeder der drei verfügt über eine Stimme mit großem Volumen, alle spielen Gitarre, Sophie Earl auch noch Cello und Klavier.

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Musikalisch sind die Songs weniger Indie, als das Bühnenbild vermuten lassen würde, sondern eher im Pop-Folk-Genre anzusiedeln. Besonders großen Beifall erntet Peter Tabornal für seine Darstellung des „Eidechsen-Jungen“. Überzeugend zeigt er die Verwandlung eines Außenseiters in einen selbstbewussten jungen Mann, der sich allen Herausforderungen stellt und sie anpackt und bewältigt.

„Lizard Boy“, läuft bis 22. Juni, English Theatre, Lerchenfeld 14, Karten T. 2277089, www.englishtheatre.de