Hamburg. Der US-Bariton wird für seine Verdienste um Komponist Gustav Mahler ausgezeichnet und sorgt bei Danksagung in Hamburg für kleine Überraschung.

Zu Lebzeiten waren sich Johannes Brahms und sein jüngerer Kollege Gustav Mahler nicht besonders nahe. Aber in Hamburgs Komponistenquartier in der Neustadt überbrückt man solche historischen Differenzen ganz entspannt und setzt auf stilübergreifende Gastfreundschaft.

Deshalb saßen also einige Honoratioren und Honoratiorinnen der Gustav Mahler Vereinigung und deren handverlesene Gäste dicht gedrängt in den Räumen des Brahms-Museums, um Thomas Hampson als ihr neues Ehrenmitglied willkommen zu heißen. Bei einer kuscheligen und herzlichen kleinen Feier, die der Pianist Matthias Kirschnereit – Präsident der Brahms-Gesellschaft – mit einem zauberhaften Walzer eröffnete, bevor er sich selbst als Fan von Hampson outete.

Gustav Mahler Vereinigung ernennt Thomas Hampson zum Ehrenmitglied

Der US-amerikanische Bariton gehört seit Jahrzehnten zu den herausragenden Persönlichkeiten der Klassik-Szene, er hat sich neben seinen Auftritten als Opern- und Oratorieninterpret vor allem immer wieder als großartiger Liedsänger hervorgetan. Und da ganz besonders um das Schaffen von Gustav Mahler verdient gemacht, seinem erklärten Lieblingskomponisten, deren Werke er nicht nur mit großer Leidenschaft aufführt, sondern auch erforscht und herausgibt. Dass ihn eine Tageszeitung als „Mahler-Maniac“ bezeichnet hat, ist wohl keine Übertreibung.

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Hampson selbst nahm es jedenfalls mit einem leisen Lächeln, als dieser Titel in der Laudatio zitiert wurde. Einer Laudatio, die Constantin Floros – Mitbegründer und Ehrenpräsident der Gustav Mahler Gesellschaft und einer der bedeutendsten Musikwissenschaftler der Gegenwart – gern selbst gehalten hätte, deren Vortrag er aber krankheitsbedingt kurzfristig seinem Schüler und Freund Alexander Odefey überlassen musste. Diese Rede würdigte Thomas Hampson zu Recht als einen Sänger, dem es nicht in erster Linie um den Wohlklang, sondern um die Suche nach der Wahrheit in der Musik geht.

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Dass er den Typus des denkenden und nachdenklichen Interpreten verkörpert, demonstrierte Hampson auch mit seinen Dankesworten – wie gewohnt in eloquentem Deutsch –, in denen er eindringlich die Bedeutung von Bildung als Menschenrecht hervorhob. In Kontakt zu treten mit dem kulturellen Erbe sei „essenziell für unser Zusammenleben“, so seine zentrale Botschaft. Die hätte Gustav Mahler sicher unterschrieben. Und Johannes Brahms wahrscheinlich auch.