Hamburg. Das Kulturprogramm zur EM 2024 bietet am 12. Mai eine überraschende Attraktion. Auch Hip-Hop-Battle und Ausstellungen sind geplant.

Altes, ganz Altes ist im FC St. Pauli-Museum noch nie zu sehen gewesen. Die Räume im Erdgeschoss des Millerntor-Stadions erzählen davon, wie der Verein zu dem wurde, was er heute ist. Auch zum kommerziell erfolgreichen sogenannten Kult-Club, für den es demnächst gilt, „dem Klassenerhalt zu entfliehen“, wie Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Montagmittag vor Ort den aktuellen Kiez-Slogan wiedergab.

Und überraschend ist das letzte Heimspiel des Bundesliga-Aufsteigers in spe nun auch Teil des Kulturprogramms für die Fußball-Europameisterschaft. Wenn am 12. Mai ab 13.30 Uhr im ausverkauften Millerntor-Stadion gegen den VfL Osnabrück der Ball rollt, wird 800 Meter Luftlinie entfernt in der Laeiszhalle die musikalische Verbindung zwischen Fußball und Kultur erlebbar. Unter dem Titel „The Game“ will der Brite Matthew Herbert eine Symbiose zwischen der Dramaturgie eines Fußballspiels des FC St. Pauli und dem kreativen Prozess einer musikalischen Komposition schaffen. Dafür entwickelt Herbert, der als einer der innovativsten Komponisten und Electro-Musiker der Welt gilt, eigens dieses neue Stück.

Kulturprogramm zur EM 2024: Ein St.-Pauli-Heimspiel als Live-Stummfilm-Konzert

Für das treten seine Band und das renommierte Hamburger Ensemble Resonanz an. Die Musik zwischen Band und Ensemble wechselt immer dann, wenn auch im Stadion der Ballbesitz zwischen den Teams wechselt. „Eckball, Freistoß, Einwurf bekommen so eigene Klangbilder“, sagte Brosda. Und stimmt die Deutsche Fußball-Liga (DFL) zu, wird „The Game“ in der Laeiszhalle nicht nur auf einem Monitor für die Dirigentin Friederike Scheunchen zu sehen sein, sondern fürs gesamte Publikum auf der großen Leinwand. Public Viewing bei einem Fußball-Stummfilm-Konzert sozusagen.

Das neuartge Event ist das letzte in der Kette der acht ausgewählten Hamburger Projekte von bundesweit 58, welche die Stiftung Fußball & Kultur Euro 2024 mit 10,3 Millionen Euro fördert. „The Game“ kommt zustande, weil der FC St. Pauli und das Reeperbahn Festival unter Einbeziehung des Ensemble Resonanz einen Antrag gestellt hatten.

Größtes Hip-Hop-Battle der Welt steigt statt am Millerntor in Hamburger Sporthalle

Die meisten Projekte laufen schon vor Beginn oder bis zur EM (14. Juni bis 14. Juli). Das Opernloft in Altona, in dem die Stücke passenderweise immer 90 Minuten dauern, hat nach einem öffentlichen Aufruf reichlich Trikots für die Premiere seiner ersten Fußball-Oper (Regie: Inken Rahardt) am 31. Mai erhalten. Dass der sogenannnte Juste Debout, der größte Hip-Hop-Battle der Welt und unterstützt vom FC St. Pauli, nicht wie von Amelie Deuflhard erhofft im Millerntor-Stadion, sondern am 1. Juni in der Sporthalle Hamburg steigt, kann die Kampnagel-Chefin verschmerzen. „Es ist ein Ereignis, das nach 20 Jahren in Paris zum ersten Mal woanders statfindet“, sagte Deuflhard.

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„Viele der Hamburger Projekte greifen spielerisch Themen wie gesellschaftliche Teilhabe und Diversität auf, die auch im Fußball aktuell sind“, sagte Kulturbehörden-Präses Brosda. „Und es gibt keine Bereiche unserer Gesellschaft, die so sehr wie Fußball und Kultur die unterschiedlichsten Menschen verbinden – unabhängig von Alter, Geschlecht, Biografie oder Weltanschauung“, ergänzte sein SPD-Genosse, Sport-Staatsrat Christoph Holstein. Als Erstes sichtbar werden soll das bei der Ausstellung „Fußball und Migration“ (Eröffnung: 7. Mai, bis 1.9.) in der BallinStadt auf der Veddel.

Komplettes Kulturprogramm zur Euro 2024 unter www.kulturstadt.hamburg/uefaeuro2024