Hamburg. Der Hamburger Regisseur Branko Šimić verknüpft verschiedene schmerzvolle Erfahrungen. Auch für die Zuschauer kein leichter Abend.
Es mag am Titel gelegen haben, dass die neue Uraufführung von Branco Šimić nur wenige Zuschauer nach Kampnagel lockte: „Traum(a): Synchronisierung der Kriege“ lässt schmerzvolle Themen erwarten – man muss sich das zumuten wollen, wenn die Gegenwart selbst an so vielen Stellen der Welt derzeit so schmerzvoll ist.
Der Hamburger Regisseur – im bosnischen Tuzla geboren – und Leiter des aktuell laufenden Krass Festivals 2024 mit dem Schwerpunkt „Ost“ schließt in seiner Theater-Installation Fotos, die der Fotograf Armin Smailović an der ukrainischen Front gesammelt hat, mit Traumata aus dem Bosnienkrieg kurz, die der Regisseur Alen Šimić (nicht mit Branko Šimić verwandt) auf Bosnisch murmelt.
Alen Šimić sitzt neben dem Schauspieler Drazen Pavlović auf der Bühne, und es schafft ein wenig Distanz, dass dieser bis auf das Ende die meisten Texte auf Deutsch spricht, durch ein Feld aus unterschiedlich großen Kugeln streift und diese in allen Farben der Erinnerung leuchten lässt.
Kriegstraumata auf Kampnagel: Auch für das Publikum ist der Abend eine Herausforderung
Pavlović erzählt die Geschichte eines Jungen, der als Kind durch eine explodierte Granate schwer verwundet in ein Krankenhaus nach Deutschland kam, von langen, dunklen Koma-Nächten und einem langsamen Heilungsprozess. Er berichtet auch von der Aufnahme durch mehrere Familien und der Flucht in die Realität der frühen Computerspiele – später von der Rückkehr in das Land der toten Eltern, wo für die Spiele häufig der notwendige Strom fehlt. Es ist eine sehr authentisch erzählte Geschichte.
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Es stellen sich mehrere Herausforderungen an diesem Abend. Die Schwarz-Weiß-Bilder von Smailović von zerbombten Häusern, zerstörten Bücherregalen und Schaufensterfiguren mit Gasmasken strahlen eine beklemmende Stille aus. Die Ebenen der Erzählungen – hier die Bosnien-Erfahrungen, dort der laufende russische Angriffskrieg auf die Ukraine – überlagern einander, werden unscharf. Und so lässt die Erzählung die Zuschauer an mancher Stelle etwas ratlos zurück.
Es ist der Versuch, in einer zurückhaltenden, minimalistischen Text-Bild-Collage sich den lebenslangen Erinnerungen und Traumata zu nähern. Denn das Grauen des Krieges wirkt lange nach.
„Traum(a): Synchronisierung der Kriege“weitere Vorstellungen bis 19.4., jew. 19.30 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20–24, Karten unter T. 27 09 49 49; www.kampnagel.de