Hamburg. Das Stück im Kleinen Hoftheater widmet sich der Liebe im Alter. Claudia Isbarn und Hans B. Goetzfried brillieren dabei auf der Bühne.
Liebe im Alter kann eine Überraschung sein. Sie kann leidenschaftlich sein, sie kann kompliziert sein, sie kann traurig sein, weil sie um ihre eigene Endlichkeit weiß. Was Liebe im Alter eigentlich nicht ist: ein Witz. Was soll daran lustig sein, wenn zwei alte Menschen einander finden?
Entsprechend ist Elke Heidenreichs und Bernd Schröders Tragikomödie „Alte Liebe“ eigentlich ein bisschen unfair. Und dass Petra Behrsings Inszenierung am Kleinen Hoftheater in Horn trotzdem Spaß macht, liegt weniger am Stück, sondern an Claudia Isbarn und Hans B. Goetzfried, die den Abend tragen.
Theater Hamburg: Das Stück „Alte Liebe“ bedient Klischees
Also: Lore und Harry sind seit 40 Jahren miteinander verheiratet. Und dass sie sich eigentlich nichts mehr zu sagen haben, wird immer deutlicher, seit Harry pensioniert ist. Der interessiert sich in erster Linie für seinen Garten, während sie noch was erleben möchte. Sie ist kulturinteressiert, er ein Stoffel, so weit, so Klischee.
Und damit sich das auseinandergelebte Paar wiederfindet, braucht es einen Katalysator. Den dann die gemeinsame Tochter gibt, die (zum dritten Mal!) heiraten möchte, und zwar eine Dumpfbacke erster Güte mit ebenso doofer Familie.
Da wissen Lore und Harry wieder, was sie aneinander gut finden: dass sie nicht so sind, wie die neu angeheiratete Verwandtschaft. Die hasserfüllte Rede des altlinken Brautvaters vor der bourgeoisen Hochzeitsgesellschaft weckt in seiner Frau verschüttet geglaubte Zuneigung, womöglich kommt es abends im Hotelzimmer noch zum Äußersten – und dass die Inszenierung hier verschämt wegschaut und die Nähe des alten Paares nur durch Badewannengeplätscher im Nebenraum andeutet, sagt etwas über einen Blick auf Ältere, die Sexualität dann doch lieber ausblendet.
Theaterstück „Alte Liebe“: Darsteller mit beeindruckender Leistung
Aber egal: Man versteht schon, was hier zwischen Lore und Harry passiert. Und natürlich geht es einem auch nahe, dass zum Schluss das passiert, was bei älteren Paaren häufig passiert: Am Ende bleibt nur einer übrig.
- Schauspielhaus: „Meine Mumu übernimmt die Weltherrschaft!“
- Hamburgs kleinste Bühne stellt Shakespeares Werk infrage
- Herzerwärmend schrullig: Ein-Mann-Musical für Stubenhocker
Dass einen dieser Schluss berührt, dafür kann die oft ein bisschen klischeesatte Vorlage nichts, dafür kann auch Behrsings brave Inszenierung nichts, das ist einzig die beeindruckende Leistung zweier extrem gut aufgelegter Darsteller.
„Alte Liebe“, Aufführungen bis 12. Mai, Freitag und Sonnabend 19.30 Uhr, Sonntag 16 Uhr, Das Kleine Hoftheater, Bei der Martinskirche 2, Tickets unter 040-681572, www.hoftheater.de