Hamburg. Zum 30-jährigen Bestehen dreht die Wiener Blechbläsertruppe in Hamburg voll auf. Am Ende steht der ausverkaufte Saal vor Begeisterung.
Gar nicht so einfach, beim Auftritt von Mnozil Brass nebenbei Notizen zu machen. Wegen der Lachflashs, die einen zwischendrin durchschütteln. Und, vor allem, weil man ja nichts verpassen möchte von dem, was es zu hören und zu sehen gibt. Wie gleich zu Beginn, als sich zwei Posaunisten mit samtpfotigen Tönen an die erste Publikumsreihe heranpirschen und ganz harmlos tun, bis der Trompeter Roman Rindberger urplötzlich einen krassen Akzent in die Stille fetzt. Hihi. Ein schöner Schock.
Im Zweifel erst mal voll auf die Zwölf: Das haben die phonreichen Sieben schon zur Anfangszeit gelernt, als sie Marktplätze und Volksfeste beschallt und aufgemischt haben. Mittlerweile ist die Blechbläsertruppe aus Wien längst an den wichtigsten Konzerthäusern der Welt zu Gast. Wie jetzt mit der Tour zum 30-jährigen Bestehen („Jubelei“), die Mnozil Brass auch, pünktlich zu Mittag, in die ausverkaufte Elbphilharmonie führte.
Elbphilharmonie: Zum 30-jährigen Bestehen dreht Mnozil Brass in Hamburg voll auf
„Angewandte Blasmusik“ nennt die Band ihren genialen Mix aus Konzert, Performance und schräger Comedy. Die klamaukigen Anteile sind, im Vergleich zu früheren Shows, etwas reduziert, die stilistische Vielfalt ist mindestens gleich geblieben. Mit ihrem zweistündigen Programm, das sie auswendig durchziehen, bekennen sich die Bläser immer wieder zu ihren Wurzeln in der Volksmusik, mit Walzern und Polkas, sie fegen mit einem Potpourri durch die Popgeschichte vom „Final Countdown“ bis zu „99 Luftballons“ und föhnen Klassik-Hits in den Saal. In eigenen Versionen, natürlich. Vivaldis Geigen-Sechzehntel knattern und wummern in den Posaunen; der Sommersturm aus den „Vier Jahreszeiten“ dröhnt. Fetziges Blech-Metal. Pommesgabel inklusive.
Was für ein Sound! Druckmassage fürs Trommelfell. Aber, natürlich, nicht auf Dauer. Es gibt auch ganz zarte Momente. Der Posaunist Gerhard Füßl klöppelt eine leise Melodie auf dem Glockenspiel, die in „Blackbird“ von den Beatles mündet. Im Arrangement der King’s Singers, a cappella gesungen, mit dem Trompeter Thomas Gansch als leicht kratzige, wunderbar verletzliche Lead-Voice.
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Ja, sie können auch anrühren. Und großartig Jazz spielen, der diesmal viel Raum einnimmt. Unglaublich, wie sicher sie zwischen den Genres hin und her switchen, wie virtuos und lässig selbst die wildesten Rhythmen grooven. Natürlich steht der Saal am Ende. Mnozil rulez! Wer braucht da schon Notizen.