Hamburg. Das Hamburger Quintett spielt das Programm „Klezmer High Life“ am 31. März zweimal in der Elbphilharmonie. Ein Probenbesuch.

Während das eine Auge traurig weint, fließen aus dem anderen bereits Freudentränen. Berührung und Begeisterung, Verzweiflung und Vergnügen, die Übergänge sind schon innerhalb eines Liedes fluid, wenn die Hamburger Band Mischpoke auf der Bühne steht. An diesem Sonntag (31. März) ist das Quintett gleich zweimal im Kleinen Saal der Elbphilharmonie zu erleben, nachmittags mit einem ausverkauften Mitmachkonzert für Kinder und Familien und abends (Restkarten) für die Erwachsenen.

Wenige Tage vor dem Auftritt proben Frank Naruga (Gitarre), Magdalena Abrams (Klarinette und Gesang), Cornelia Gottesleben (Violine), Maria Rothfuchs (Kontrabass) und Christoph Spangenberg (Klavier) in der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg bereits ihr zukünftiges Programm. Zu „Heyser Bulgar“, einem US-amerikanischen Klezmerstück aus dem frühen 20. Jahrhundert, spielen sich die Fünf mal solierend, mal duellierend, mal harmonierend immer mehr in Rage. Absolut mitreißend.

Mischpoke in der Elbphilharmonie: 2000 wurde die Band als Projekt gegründet

Kurze Verschnaufpause in der Sonne im Hof der Musikschule. Vor 24 Jahren wurde Mischpoke, jiddisch für Familie oder Sippschaft, von Gudrun Tiemeier als Projekt für jüdische Salon- und Theatermusik gegründet. Frank Naruga und Cornelia Gottesleben waren von Anfang an dabei: „Aus heutiger Sicht waren das Lernjahre. Niemand von uns ist mit dieser Klezmermusik aufgewachsen“, erinnert sich Naruga. Als die Initiatorin und Mentorin Gudrun Tiemeier 2010 starb, überlegte das Ensemble, wie es weitergehen könnte: „Wir haben uns stilistisch gewandelt, von traditionell zu mehr Einflüssen aus Jazz, Tango und Weltmusik“, sagt Gottesleben. Mittlerweile kreieren sie auch vermehrt Eigenkompositionen.

In der aktuellen Formation besteht Mischpoke seit 2020. „Maria und Christoph kommen aus dem Jazz, ich und Cornelia aus der Klassik. Und Magdalena ist das Universaltalent“, beschreibt Frank Naruga die Dynamik innerhalb der Band, und Christoph Spangenberg ergänzt: „Wir haben paritätisch eine Klassiker-Jazzer-Achse gebildet, die nur im äußersten Chaos enden kann. Live klingt das nach einem innigen, ehrlichen Austausch, so wie es die Musik von reisenden Völkern bewirkt.“

Mischpoke in der Elbphilharmonie: Die Musik begeistert in Konzertsälen wie in Friedhofskapellen

So vereinen sich auch Vorlieben und Faszinationen in der Mischpoke. Magdalena Abrams begeistert sich für das vergnügliche wie verbindende Element von „Hochzeits- und Tanzmusik“ (als sie das sagt, läuten die Glocken von St. Johannis-Harvestehude), Maria Rothfuchs für „die Emotionalität, die ich über die Musik leben kann“, Cornelia Gottesleben für „die totale Freiheit und improvisatorische Momente, Frank Naruga für „das Füllhorn der traditionellen Melodien“ und Christoph Spangenberg für „den Spaß, zusammen Musik zu machen“. Bei allem Spaß ist der Band aber auch der Respekt vor den Herkünften der Musik und ihre Bewahrung sowie die Vermittlung an neue Generationen besonders wichtig. „Wir bekommen von Menschen mit jüdischem Hintergrund oder sprachlichem jiddischen Hintergrund viele positive Rückmeldungen, wenn sie ihre alten Lieder und ihre Sprache hören“, sagt Gottesleben.

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Jedenfalls funktioniert die Musik von Mischpoke überall. In der Berliner Philharmonie ebenso wie im Wohnzimmer, im Gewandhaus Leipzig oder in der Kapelle 6 auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Jetzt geht es mal wieder in die Elbphilharmonie, und Maria Rothfuchs kann es kaum noch erwarten: „Wir haben so was von Bock, wir haben gerade eine für uns extrem lange Pause gehabt.“ Wie lange denn? „Zwei Wochen.“

Mischpoke: „Klezmer High Life“ So 31.3., 16.30 (ausverkauft), 19.30, Elbphilharmonie, Kleiner Saal (U Baumwall), Platz der Deutschen Einheit, Restkarten ab 29,50 im Vorverkauf; www.mischpoke-hamburg.de