Hamburg. Dass die Zwergpudeldame tagtäglich an Deck im Hafen „arbeitet“ ist ein kleines Wunder. Denn sie hat eine turbulente Vergangenheit.

Dienstagmorgen, zehn Uhr: Frühstück an Bord der „Cap San Diego“, Übernachtungsgäste und ein Dutzend ehrenamtliche Helfer des Traditionsschiffes an der Überseebrücke im Hamburger Hafen sitzen im Bord-Restaurant und essen belegte Brötchen. Mittendrin ein kleiner roter Pudel. Nicht irgendeiner: Edda ist hier die Bordhündin. Und sie hat konkrete Aufgaben.

„Oh, ist die süß, darf ich die streicheln?“, fragt ein junger Hotelgast der „Cap San Diego“. Klar, darf er. Denn das gehört zu Eddas Job: Den Leuten ein gutes Gefühl geben, „ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“, sagt Besitzerin Gesa Rädeker.

Hafen Hamburg: Pudeldame Edda sorgt für gute Stimmung an Bord der „Cap San Diego“

Edda ist ein verschmuster, menschenbezogener Hund und mag es, angefasst zu werden. An drei Tagen in der Woche muss die Hündin arbeiten. Dann geht es mit ihrer Besitzerin an Bord ins Büro des Bordmanagements.

Während Bordmanagerin Gesa Rädeker als „Mädchen für alles“, wie sie sagt, unter anderem für die Fahrten des Traditionsschiffes zuständig ist, für Ausstellungen, verschiedene Projekte und die 50 ehrenamtlichen Helfer an Bord, ist Eddas Job als Feel-Good-Managerin hingegen recht simpel: „Sie hat den Job, gute Laune zu verbreiten und an Bord nach dem Rechten zu schauen.“ Für die mutige, schlaue und ausgesprochen freundliche Hundedame ohne Weiteres zu meistern

Edda an Bord der „Cap San Diego“ im Hamburger Hafen: Das ist der Arbeitsplatz der 20 Monate alten Zwergpudelhündin.
Edda an Bord der „Cap San Diego“ im Hamburger Hafen: Das ist der Arbeitsplatz der 20 Monate alten Zwergpudelhündin. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Zwergpudel hat gelernt, im Büro im Hamburger Hafen „nur Wasser zu trinken und zu atmen“

Hört sich aufregend an, ist aber meist eine recht ruhige Angelegenheit. Klar, flitzt die fünf Kilo leichte Zwergpudeldame auch mal durch alle Gänge und über Deck, schaut in den Maschinenraum und holt sich eine Scheibe Wurst aus der Bordküche ab. Die meiste Zeit des Tages aber ist ruhige Schreibtischarbeit angesagt – typisch Bürohund eben.

Und das bedeutet für die 20 Monate alte Junghündin: Ruhe. „Sie hat gelernt, im Büro nur Wasser zu trinken und zu atmen“, sagt Gesa Rädeker, die seit 19 Jahren an Bord der „Cap San Diego“ arbeitet. Sie hat außerdem gelernt, nicht aufzuspringen, wenn jemand ins Büro kommt, sondern einfach ruhig dazuliegen.

„Cap San Diego“: Hündin nimmt den Stress weg und kennt keine Hierarchien

Aber an Deck, außerhalb des Büros, darf sie jedem „Hallo“ sagen, sich Streicheleinheiten abholen und für gute Stimmung sorgen. „Hunde nehmen einfach Stress weg. Ihnen ist es egal, wen sie vor sich haben. Die achten nicht auf Hierarchien, nehmen den Kapitän ebenso hin wie die Reinigungskraft“, sagt die 55-Jährige. „Da könnten sich Menschen viel abgucken.“

406006163
Hündin Edda hat besonderen Job an Bord der "Cap San Diego"

weitere Videos

    Als Ausgleich zum Bürojob geht Hündin Edda in ihrer Freizeit unter anderem dem Mantrailing nach – dabei nimmt sie den Geruch einer Person auf, die sich versteckt und findet diese allein durch ihre Supernase.

    Hafen-Hündin Edda und ihre Schwester kommen aus illegalem Welpenhandel

    Eddas Start ins Leben war alles andere als entspannt. Die Hündin kommt aus dem illegalen Welpenhandel, wurde von bulgarischen Welpenhändlern nach Deutschland importiert. „Das ist ein großes Problem, nach Drogen- und Waffenhandel ein weiterer lukrativer Markt, um Geld zu machen“, sagt Gesa Rädeker.

    Bordhündin Edda und ihre Schwester Yelle als Welpen. Sie kommen aus dem illegalen Welpenhandel und wurden von der Polizei beschlagnahmt.
    Bordhündin Edda und ihre Schwester Yelle als Welpen. Sie kommen aus dem illegalen Welpenhandel und wurden von der Polizei beschlagnahmt. © privat | Privat

    Die Rettung der zierlichen Hündin klingt wie ein Krimi: Unter dem Vorwand eines Interessenkaufes hatte sich eine Mitarbeiterin des Tierheims Süderstraße mit der Verkäuferin getroffen. Im Schlepptau: die Polizei, die Edda und ihre Schwester beschlagnahmt haben und eine Anzeige gegen die Tierhändler aufnahmen. Heute arbeitet diese Mitarbeiterin Sina Hanke bei Animal Care und hat sich ganz dem Thema Welpenhandel gewidmet.

    Mehr zum Thema

    „Die Hunde waren viel zu jung“, berichtet Gesa Rädeker. „Es gibt richtige ‚Vermehrerfarmen‘, zum Beispiel in Bulgarien, auf denen fruchtbare Hündinnen in Käfigen gehalten werden, und alle sechs oder sieben Monate wird ein passender Rüde zum Deckakt geholt, dann werden die Welpen zu früh und ungeimpft nach Deutschland importiert.“ Welpen dürften eigentlich erst mit 15 Wochen importiert werden, müssten geimpft sein und alle Papiere haben. „Das haben die aber alle nicht.“

    Empfohlener externer Inhalt
    An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
    Externer Inhalt
    Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

    Tierheim Hamburg: Welpen wurden aufgepäppelt und vermittelt

    Edda und ihre Schwester kamen ins Tierheim Süderstraße und wurden dort aufgepäppelt. Dort mussten die beiden Welpen einen Monat in Quarantäne verbringen und wurden dann vermittelt. Gesa Rädeker: „Edda hatte das große Glück, zu uns zu kommen.“ Ihre Schwester Yelle wohnt in Barmbek-Süd.

    Erst kürzlich wurde der Welpenhandel-Prozess vor dem Landgericht Hamburg verhandelt. Das Resultat der Gerichtsverhandlung: ein Bußgeld von 600 Euro. „Die Urteilsverkündung macht einmal mehr deutlich, wie stiefmütterlich der illegale Welpenhandel in Hamburg geahndet wird“, so Sina Hanke von Animal Care.

    Bordmanagerin Gesa Rädeker appelliert an Menschen, die sich einen Hund zulegen wollen: „Hunde nicht übers Internet, nicht über Kleinanzeigen kaufen, weil man als Laie nicht erkennen kann, ob mit diesem Hund einfach nur Geld verdient wird.“