Hamburg. Dass die Zwergpudeldame tagtäglich an Deck im Hafen „arbeitet“ ist ein kleines Wunder. Denn sie hat eine turbulente Vergangenheit.
Dienstagmorgen, zehn Uhr: Frühstück an Bord der „Cap San Diego“, Übernachtungsgäste und ein Dutzend ehrenamtliche Helfer des Traditionsschiffes an der Überseebrücke im Hamburger Hafen sitzen im Bord-Restaurant und essen belegte Brötchen. Mittendrin ein kleiner roter Pudel. Nicht irgendeiner: Edda ist hier die Bordhündin. Und sie hat konkrete Aufgaben.
„Oh, ist die süß, darf ich die streicheln?“, fragt ein junger Hotelgast der „Cap San Diego“. Klar, darf er. Denn das gehört zu Eddas Job: Den Leuten ein gutes Gefühl geben, „ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“, sagt Besitzerin Gesa Rädeker.
Hafen Hamburg: Pudeldame Edda sorgt für gute Stimmung an Bord der „Cap San Diego“
Edda ist ein verschmuster, menschenbezogener Hund und mag es, angefasst zu werden. An drei Tagen in der Woche muss die Hündin arbeiten. Dann geht es mit ihrer Besitzerin an Bord ins Büro des Bordmanagements.
Während Bordmanagerin Gesa Rädeker als „Mädchen für alles“, wie sie sagt, unter anderem für die Fahrten des Traditionsschiffes zuständig ist, für Ausstellungen, verschiedene Projekte und die 50 ehrenamtlichen Helfer an Bord, ist Eddas Job als Feel-Good-Managerin hingegen recht simpel: „Sie hat den Job, gute Laune zu verbreiten und an Bord nach dem Rechten zu schauen.“ Für die mutige, schlaue und ausgesprochen freundliche Hundedame ohne Weiteres zu meistern
Zwergpudel hat gelernt, im Büro im Hamburger Hafen „nur Wasser zu trinken und zu atmen“
Hört sich aufregend an, ist aber meist eine recht ruhige Angelegenheit. Klar, flitzt die fünf Kilo leichte Zwergpudeldame auch mal durch alle Gänge und über Deck, schaut in den Maschinenraum und holt sich eine Scheibe Wurst aus der Bordküche ab. Die meiste Zeit des Tages aber ist ruhige Schreibtischarbeit angesagt – typisch Bürohund eben.
Und das bedeutet für die 20 Monate alte Junghündin: Ruhe. „Sie hat gelernt, im Büro nur Wasser zu trinken und zu atmen“, sagt Gesa Rädeker, die seit 19 Jahren an Bord der „Cap San Diego“ arbeitet. Sie hat außerdem gelernt, nicht aufzuspringen, wenn jemand ins Büro kommt, sondern einfach ruhig dazuliegen.
„Cap San Diego“: Hündin nimmt den Stress weg und kennt keine Hierarchien
Aber an Deck, außerhalb des Büros, darf sie jedem „Hallo“ sagen, sich Streicheleinheiten abholen und für gute Stimmung sorgen. „Hunde nehmen einfach Stress weg. Ihnen ist es egal, wen sie vor sich haben. Die achten nicht auf Hierarchien, nehmen den Kapitän ebenso hin wie die Reinigungskraft“, sagt die 55-Jährige. „Da könnten sich Menschen viel abgucken.“
Als Ausgleich zum Bürojob geht Hündin Edda in ihrer Freizeit unter anderem dem Mantrailing nach – dabei nimmt sie den Geruch einer Person auf, die sich versteckt und findet diese allein durch ihre Supernase.
Hafen-Hündin Edda und ihre Schwester kommen aus illegalem Welpenhandel
Eddas Start ins Leben war alles andere als entspannt. Die Hündin kommt aus dem illegalen Welpenhandel, wurde von bulgarischen Welpenhändlern nach Deutschland importiert. „Das ist ein großes Problem, nach Drogen- und Waffenhandel ein weiterer lukrativer Markt, um Geld zu machen“, sagt Gesa Rädeker.
Die Rettung der zierlichen Hündin klingt wie ein Krimi: Unter dem Vorwand eines Interessenkaufes hatte sich eine Mitarbeiterin des Tierheims Süderstraße mit der Verkäuferin getroffen. Im Schlepptau: die Polizei, die Edda und ihre Schwester beschlagnahmt haben und eine Anzeige gegen die Tierhändler aufnahmen. Heute arbeitet diese Mitarbeiterin Sina Hanke bei Animal Care und hat sich ganz dem Thema Welpenhandel gewidmet.
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„Die Hunde waren viel zu jung“, berichtet Gesa Rädeker. „Es gibt richtige ‚Vermehrerfarmen‘, zum Beispiel in Bulgarien, auf denen fruchtbare Hündinnen in Käfigen gehalten werden, und alle sechs oder sieben Monate wird ein passender Rüde zum Deckakt geholt, dann werden die Welpen zu früh und ungeimpft nach Deutschland importiert.“ Welpen dürften eigentlich erst mit 15 Wochen importiert werden, müssten geimpft sein und alle Papiere haben. „Das haben die aber alle nicht.“
Tierheim Hamburg: Welpen wurden aufgepäppelt und vermittelt
Edda und ihre Schwester kamen ins Tierheim Süderstraße und wurden dort aufgepäppelt. Dort mussten die beiden Welpen einen Monat in Quarantäne verbringen und wurden dann vermittelt. Gesa Rädeker: „Edda hatte das große Glück, zu uns zu kommen.“ Ihre Schwester Yelle wohnt in Barmbek-Süd.
Erst kürzlich wurde der Welpenhandel-Prozess vor dem Landgericht Hamburg verhandelt. Das Resultat der Gerichtsverhandlung: ein Bußgeld von 600 Euro. „Die Urteilsverkündung macht einmal mehr deutlich, wie stiefmütterlich der illegale Welpenhandel in Hamburg geahndet wird“, so Sina Hanke von Animal Care.
Bordmanagerin Gesa Rädeker appelliert an Menschen, die sich einen Hund zulegen wollen: „Hunde nicht übers Internet, nicht über Kleinanzeigen kaufen, weil man als Laie nicht erkennen kann, ob mit diesem Hund einfach nur Geld verdient wird.“