Hamburg. Traditionsschiff muss regelmäßig für 1,5 Millionen Euro gewartet werden. Das stellt die Unterstützer vor Herausforderungen.

Die „Cap San Diego“ zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Hamburgs. Der weiß-rote Museumsfrachter ziert den Hafen, bietet ein Hotel, einen Hochseilgarten und einen Escape-Room.

Für Fans des Schiffes hat jetzt der neu gestaltete „Cap San Diego“-Shop eröffnet, an der Überseebrücke, nur einen Steinwurf vom Liegeplatz entfernt. War das Geschäft, bisher unter dem Namen „Ship Shop“ eher ein Provisorium und mit Obstkisten eingerichtet, bietet es nun ein komplett modernisiertes Interieur – mitsamt neuem Sortiment.

Hafen Hamburg: Neuer Shop mit Gegenständen aus der „Cap San Diego“

Gegenstände aus der „Cap San Diego“ zieren den freundlichen Raum mit Blick auf den Hafen: Ein alter Deckenstrahler hängt im Laden, ein uriger Werkstattschrank bietet Platz für die Produkte. Als Partner sind kleine Hamburger Manufakturen an Bord. Und deren Ideen bieten fast allesamt einen Bezug zum „weißen Schwan des Südatlantiks“.

Der Board Gin von Hamburg Zanzibar vereint Zutaten wie Piment, Süßholz oder Zitronenzeste, welche die „Cap San Diego“ einst über den Ozean brachte. Der Kaffee von Public Coffee Roasters stammt von Bohnen aus Brasilien, ebenfalls ein wichtiges Ziel des Schiffes. Dazu kommen Regenjacken oder Kapuzenpullis, Ausrüstung für das Hamburger Wetter also – mit dem ebenfalls neu gestalteten Logo, das den Bug des Schiffes zeigt.

Eröffnung des Shops im Hamburger Hafen mit vielen Ehrenamtlichen

So liebevoll das Sortiment erneuert wurde, so begeistert fielen sich bei der Eröffnung am Montag etliche Unterstützer des Schiffes in die Arme: Eine Gruppe von gut 30 Ehrenamtlichen arbeitet im Laden, viele weitere auf dem Schiff und im Bauch des Frachters. Sie warten und pflegen das Wahrzeichen.

Viele von ihnen machen sich seit Jahrzehnten dafür stark, dass das Schiff fahrtüchtig bleibt. Eine große Herausforderung, denn Traditionsschiffe wie die „Cap San Diego“ sind in Gefahr, der Erhalt des maritimen Erbes ist teuer und die Menschen, die noch eine eigene Beziehung zu den Seglern oder Frachtern haben, werden rar.

„Cap San Diego“ soll mit Einnahmen fahrtüchtig gehalten werden

„Wir wollen hier Geld verdienen, um das Schiff instand zu halten“ sagt Gesa Rädeker vom Bordmanagement, die seit 2009 für den Shop verantwortlich ist. Natürlich sei es nicht leicht, das Geschäft an 365 Tagen im Jahr zu betreiben. Aber die Liebe zur „Cap San Diego“ halte das Team zusammen.

Der Shop soll Geld erwirtschaften für das Motorschiff „Cap San Diego“, das größte betriebsfähige Museumsfrachtschiff der Welt an der Überseebrücke in Hamburg.
Der Shop soll Geld erwirtschaften für das Motorschiff „Cap San Diego“, das größte betriebsfähige Museumsfrachtschiff der Welt an der Überseebrücke in Hamburg. © Thorsten Ahlf | Thorsten Ahlf

Viele sind Quereinsteiger, wie Ute Kiesow. Die gelernte Einzelhandelskauffrau schwärmt von den Fahrten mit der „Cap San Diego“ – auch wenn sie sich früher nicht für seetüchtig gehalten hat, sagt die 73-Jährige lachend. „Hier ist das pralle Leben“, ruft Brigitte Bartels herüber, die Kunden seien alle bestens gelaunt. „Die freuen sich, wenn sie bei uns den Tee bekommen, den sie auf der ‚Cap San Diego‘ getrunken haben“, sagt sie mit Blick auf die Hotelgäste des Schiffes, das Übernachtungsmöglichkeiten in originellem Ambiente bietet.

Hafen Hamburg: Liebe zum Schiff vereint die Helfer der „Cap San Diego“

Auch Gisela Greve gehört zu den Frauen, die hier regelmäßig arbeiten: „Ich bin 1967 mit einem Frachtschiff von Afrika nach Hamburg gekommen, jetzt bin ich wieder auf einem Frachtschiff“, sagt die Hamburgerin und lobt ihren Arbeitgeber, „hier werden Ehrenamtliche wirklich wertgeschätzt“.

Das hört Gesa Rädeker vom Bordmanagement gerne, denn sie sucht weitere Mitstreiter: „Jeder, der Spaß am Umgang mit Leuten hat und sich vielleicht auch die Arbeit an der Kasse zutraut, ist willkommen“.

Shop im Hafen soll die Kosten der „Cap San Diego“ erwirtschaften

Das Ziel des Shops ist ein wirtschaftliches: Alle fünf Jahre muss die „Cap San Diego“ in die Werft, ein teures Vergnügen, denn dafür fallen regelmäßig Kosten von 1,5 Millionen Euro an, berichtet Ann-Kathrin Cornelius, Geschäftsführerin der Cap San Diego Betriebsgesellschaft mbH.

Nur durch diese Besuche bei Profis bleibt das größte fahrtüchtige Museumsfrachtschiff der Welt betriebsbereit. Und diese Summe soll nun auch durch den Verkauf der Merchandising-Produkte im Laden erwirtschaftet werden.

Hamburger Museumsschiff fährt noch regelmäßig auf Ausfahrten

Die Fahrtüchtigkeit zu erhalten ist wiederum Antrieb für die Helfer des 1961/62 für die Reederei Hamburg Süd gebauten Schiffes: Die Ausflüge, die auch von Gästen gebucht werden können, sind für alle ein großes Vergnügen. „Mehrmals im Jahr sind wir unterwegs“, schwärmt Ute Kiesow.

Mal nach Cuxhaven, mal nach Rendsburg oder Kiel gehen die mehrtägigen Reisen. Und die seien auch für nicht ganz so seetüchtige Hamburger zu verkraften, sagt sie augenzwinkernd.

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„Cap San Diego“: Auch das Museum im Schiff wird nach und nach erneuert

Die neue Gestaltung des Shops bildet derweil den Auftakt für weitere Neuerungen: In den nächsten Wochen und Monaten soll auch das Museum im Schiff ein neues Erscheinungsbild bekommen. Ein roter Faden wird auf dem Boden zu sehen sein, um den Rundgang stärker als bisher zu verdeutlichen. Auch neue Infotafeln sind bei Modernisierungen in diesem Jahr vorgesehen.

Die geplanten Ausstellungsbereiche im Einzelnen:

  • Geschichte des Schiffes und von Hamburg Süd
  • Menschen auf der „Cap San Diego“
  • Technik und Funktionen
  • „Cap San Diego“ heute

Hafen Hamburg: „Cap San Diego“ wird modernisiert

Natürlich bleibt der Originalzustand der „Cap San Diego“ erhalten, versichert Gesa Rädeker mit Blick auf die Neuerungen. Allerdings müsse man sich öffnen für neue Generationen, denen die Geschichte der Handelsschifffahrt nicht mehr vertraut sei.

Es gelte, der „alten Dame gerecht zu werden“, mithilfe neuen Designs, ergänzt Gesa Rädeker und zitiert in diesem Zusammenhang Gustav Heinemann, einen Zeitzeugen der aktiven Zeit des Handelsschiffes: „Wer nichts verändern will, wird auch das verlieren, was er bewahren möchte.“