Hamburg. Der Singer-Songwriter präsentierte ein Konzert voller Emotion. Der ganz Saal lauschte still und jubelte dann umso lauter.

Enno Bunger macht sich viele Gedanken in seinen Liedern. Über Umwelt und Politik, über mentale Gesundheit und Beziehungen. Über das, was bleibt. Ganz offensichtlich hat er sich aber auch richtig viele gute Gedanken gemacht, wie sich seine Songs live präsentieren lassen. Was für ein tolles, mit Liebe zum Detail gestaltetes Konzert, das er nun mit seiner Band in der Großen Freiheit gegeben hat. Licht, Dramaturgie, Sound – über gut zwei Stunden trägt das voller Emotion. Oder, wie es ein Mann im Publikum auf den Punkt bringt: „Das ist Emo Bunger!‟

Enno Bunger: Wie er anspielungsreich die eigene Doppelmoral offenlegt

Dynamisch ganz in Weiß kommt der Singer-Songwriter auf die Bühne. Und energiegeladen startet sein Set. Mit Electro-Indie-Pop in „Weltuntergang (Alles hört auf)“. Wer sagt denn, dass man in der Krise nicht tanzen darf. Bunger wechselt zwischen Keyboard und Gitarre. Und weiter geht es mit „Einfache Leute“ von seinem aktuellen Album „Der beste Verlierer“. In dieser Nummer ist besonders schön zu hören, wie komplex und mit sanfter Wucht er mit seinen Texten am Innersten zu rütteln weiß. Wie er anspielungsreich die eigene Doppelmoral offenlegt. „Wir sind morgen geliefert, haben‘s heute bestellt / Ich muss durch den Konsum, bis kein Regen mehr fällt“, singt er eindringlich und mitreißend.

„Ich bin der glücklichste Mensch der Erde. Es macht so Bock, auf Tour zu sein‟, sagt der Musiker und strahlt. Später wird er dazu aufrufen, nicht nur auf die großen Konzerte zu gehen und die Clubkultur zu unterstützen. Globale Katastrophen, gestiegene Preise, lokaler Druck. Alles hängt mit allem zusammen. Enno Bunger hat die Musik als Weg gewählt. Und immer wieder auch den Humor.

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Enno Bunger: Wie ein positiver Gegenentwurf zu Rammstein

Im düster-technoiden „Renn!‟ streift er auf einmal Laserhandschuhe über und schickt rote Strahlen in den Saal. Wie ein positiver Gegenentwurf zu Rammstein. In „Grasgelb“ wiederum stimmt er am E-Piano dann sehr ruhige ernste Töne an und singt von den Folgen des Klimawandels. Ob Rechtsruck („Wo bleiben die Beschwerden“) oder Depression („Ich sehe was, was du nicht siehst“) – Enno Bunger geht tief hinein. Der ganz Saal lauscht still und jubelt dann umso lauter.

Bunger ist aber auch Romantiker. Etwa mit dem Hochzeitssong für seinen Drummer Nils „Regalsystem“ Dietrich. Oder mit „Ich möchte noch bleiben, die Nacht ist noch jung“, der allerletzten Zugabe. Er singt vom elektrischen Knistern, das in der Luft liegt. Eine hoffnungsvolle Energie.