Hamburg. „Ogresse“ war erst im Museum of Modern Arts in New York zu sehen und kam jetzt nach Hamburg. Es geht um Gewalt, Sex, Schwarz und Weiß.

Das dreiköpfige Ensemble hat bereits Platz genommen, dann kommen Dirigent Darcy James Argue und Cécile McLorin Salvant auf die Bühne der Elbphilharmonie. Sie in einem weiten Umhang und mit einem goldenen Lorbeerkranz auf dem Kopf, einer Kostümierung, die an den legendären Bandleader Sun Ra erinnert. Bei Salvants „Ogresse“ geht es jedoch nicht um die musikalische Erforschung außerirdischer Galaxien wie bei Sun Ra, sondern um ein Märchen mit archetypischen Themen und Motiven. Es geht um Schwarz und Weiß, um Ängste und Vorurteile, um Gewalt, Sex und Liebe.

Cécile McLorin Salvants „Ogresse“ wurde im New Yorker Museum of Modern Arts uraufgeführt.
Cécile McLorin Salvants „Ogresse“ wurde im New Yorker Museum of Modern Arts uraufgeführt. © Daniel Dittus | Daniel Dittus

„Ogresse“ ist ein menschenfressendes Ungeheuer und die Hauptfigur in Salvants 90-minütigem, theatralem Musikstück. Jetzt hat die Elbphilharmonie dieses bedeutende Werk afroamerikanischer Kunst nach Hamburg geholt, das 2018 im Museum of Modern Arts in New York uraufgeführt wurde.

„Ogresse“: Cécile McLorin Salvants Monster in der Elbphilharmonie

„Ogresse“ besteht aus vielen kurzen Kantaten, in denen Salvant die Geschichte des schwarzen Monsters, eines Mädchens von porzellanhafter Schönheit und eines Mannes erzählt, der die Menschenfresserin töten will, sich dann aber in sie verliebt. Auch das Monster verliebt sich, doch die Tiere des Waldes warnen sie vor dem Mann: „Er ist ein Lügner!“, skandieren sie und sorgen dafür, dass Ogresse den Geliebten erst vergiftet und dann verschlingt, um an dessen vergiftetem Fleisch selbst zugrunde zu gehen.

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Musikalisch hat die Sängerin und Komponistin, Tochter einer französischen Mutter und eines haitianischen Vaters, sich überwiegend in der weitläufigen Geschichte des Jazz bedient – vom frühen New-Orleans-Stil bis hin zu den wilden Ausbrüchen des Free Jazz. Zu ihrem Ensemble gehören ein Streichquartett und so gefeierte Musiker und Musikerinnen wie die Saxofonistin Alexa Tarantino, die Pianistin Helen Sung und der Vibrafonist Warren Wolf. Einen besonderen Part spielt Gitarrist Brandon Seabrook, der mit einem Motiv auf dem Banjo jedes Lied einleitet und der Komposition so Struktur gibt. Immer wieder haben die Ensemblemitglieder auch Gelegenheit zu kurzen Soli. Am Ende dieses starken Abends werden die Sängerin, der Arrangeur und das Ensemble vom Publikum gefeiert.

Wer Cécile McLorin Salvant jetzt verpasst hat, kann sie am 1. November in der Laeiszhalle erleben, dann mit einem anderen Programm und Songs aus ihren Grammy-prämierten Jazzalben.