Hamburg. An der Hochschule für Musik und Theater gibt es jetzt den Lehramtsstudiengang „Theater“. Fegebank: „Ich liebe es, wenn Pläne aufgehen!“
Für Annabel Diebel und Maja Hansen ist Theater in der Schule wichtig. Weil im Theaterunterricht Körperlichkeit ausprobiert werden könne, weil es nicht unbedingt ein „Richtig“ oder ein „Falsch“ gibt, weil man im Theaterspiel einen sanktionsfreien Raum entwickeln könne, wie er im Schulsystem selten sei. Die beiden Studentinnen werden an der Universität Hamburg zu Lehrerinnen ausgebildet, wobei Theater nicht als vollwertiges Unterrichtsfach studiert werden kann.
Noch nicht – Diebel und Hansen beschreiben ihre Wünsche anlässlich der Einrichtung des neuen Lehramtsstudienganges „Theater“ an der Hochschule für Musik und Theater (HfMT). Ab kommendem Wintersemester kann das Fach hier studiert werden, was eine Lücke in der Hamburger Lehrerausbildung schließt.
Hochschulpräsident Jan Philipp Sprick jedenfalls freut sich: Zusätzlich zu Musik ist jetzt ein weiterer Lehramtsstudiengang an seiner Hochschule installiert, neben rund 200 Musiklehrern will er hier auch bis zu 180 Theaterlehrer ausbilden. Und nicht nur das: Auch den Regie- und Schauspielstudierenden an der HfMT würde sich eine Berufsperspektive zum Quereinstieg bieten. Wie wichtig das ist, betont Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne): „Das ist ein großartiger Tag, weil ich es immer liebe, wenn Pläne aufgehen!“
Neuer Studiengang Theater: Hamburg deutlich langsamer als Berlin
Gerade angesichts des Fachkräftemangels im Lehrerberuf sei es bedeutsam, dass hier eine weitere Ausbildung geschaffen werde. Was Fegebank dabei allerdings verschweigt: Zwar wird Theater an Hamburger Schulen schon seit über 25 Jahren unterrichtet, mit der Lehrerausbildung ist die Hansestadt aber deutlich langsamer als andere Bundesländer. In Berlin etwa gibt es entsprechende Studiengänge schon viel länger.
Jetzt aber kann an der HfMT gelernt werden. Es gebe eine Aufnahmeprüfungsverordnung, berichtet Sabina Dhein, Direktorin der Theaterakademie, ein Studienplan sei entworfen worden und ein Ruf auf eine Professur ergangen. „Das war ein Kraftakt für alle Beteiligten“, so Dhein, „aber wir glauben an diesen Studiengang.“
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Sven Asmus vom Landesinstitut für Lehrerbildung erklärt, wie wichtig Theater sei, um eine zunehmend diverse Stadtgesellschaft zusammenzubringen, Theaterpädagogik-Professor Wolfgang Sting betont, dass kulturelle Bildung nicht nur Sitzen und Reden sei, sondern auch Erfahren des eigenen Körpers in Beziehung zu anderen. Und dann wird die Festgesellschaft aus Politik und Wissenschaft von der Theaterpädagogin Alina Gregor aufgefordert, aufzustehen und diese Beziehung auszuprobieren. Es wird gezischt, gebeugt, es wird Beatboxing geübt. Und, ja, das ist etwas anderes als bloßes Dasitzen, das hat man jetzt verstanden. fks