Hamburg. Der German Creative Economy Summit hat begonnen. Neben der Ex-„Tagesschau“-Sprecherin ist auch Jonathan Meese dabei: „KI ist Liebe“.
„K.I. ist Liebe‟ hat Maler Jonathan Meese groß auf ein altes Familienfoto geschrieben. Ob KI, also künstliche Intelligenz, tatsächlich Liebe ist oder Motor, Risiko, gar Bedrohung, unter anderem das wird auf dem German Creative Economy Summit eingehend erörtert. Mehr als 150 Expertinnen und Experten sind zu dem zweitägigen Kongress der Kreativwirtschaft auf Kampnagel geladen. Und 700 Interessierte von Mode bis Musikwirtschaft, von Design bis Film sind in die Kulturfabrik gekommen, um Keynotes, Panel-Diskussionen und Interviews zu verfolgen – organisiert von der Hamburger Kreativgesellschaft.
Als eine der ersten Gäste spricht die ehemalige „Tagesschau‟-Sprecherin Judith Rakers über ihren Quereinstieg in das Homefarming, also den Eigenanbau von Gemüse. Was vor sechs Jahren spielerisch begann, hat die Journalistin nun zu einer eigenen Markenwelt ausgebaut – mit Blog, Podcast, Onlinemagazin und einer eigenen Produktlinie. „Ich habe mich für meine Leidenschaft entschieden“, erklärt Rakers begeistert. Ihre Instagram-Community, so ist sie sich sicher, sei deswegen so sehr gewachsen, weil sie eben auch das Ausprobieren und ihre Fehler zeige.
Kreativkongress: „Die jungen Leute sind getrieben vom Thema Nachhaltigkeit‟
Herausforderungen und Chancen der Kreativwirtschaft wurden am Mittwoch, dem ersten Tag des Kongresses, vielfältig beleuchtet. Julia Pfiffer von astragon Entertainment erläutert, dass die Fachkräfte besonders im Gaming-Bereich stark ins Ausland abwandern. Christiane Arp vom Verband Fashion Council Germany wiederum stellt heraus, dass sich die nachrückende Generation Alpha gerade über kreative Märkte wie Musik und Mode erreichen lasse. „Die jungen Leute sind getrieben vom Thema Nachhaltigkeit“, betont Arp.
Immer wieder wird auf dem German Creative Economy Summit thematisiert, wie sehr die Kreativwirtschaft als Antrieb für gesellschaftliche Veränderungen fungieren kann. Es geht also nicht bloß um „höher, schneller, weiter‟. Sondern darum, sich – trotz der Vielzahl an Teilmärkten von Medien bis Architektur – überhaupt erst einmal als gemeinsame Branche zu verstehen. Und sich dann zusammen für faire Rahmenbedingungen und Vergütungen einzusetzen, aber eben auch Verantwortung zu übernehmen.
Wandel hin zu erneuerbaren Energien endgültig in den Mainstream tragen
Unternehmer und Investor Tim Schumacher sieht die Aufgabe der Kreativwirtschaft darin, den Wandel hin zu erneuerbaren Energien endgültig in den Mainstream zu tragen. Und zwar über eines der essentiellen Kulturgüter: gutes Storytelling. Gute Geschichten also. Auch Anna-Lena von Hodenberg, die mit der Organisation HateAid gegen Hass im Netz kämpft, sieht die Kreativen in der Pflicht, ihr Handwerkszeug einzusetzen, um die Demokratie im digitalen Raum zu unterstützen.
Spannend sind bei dem Summit die vielen Beispiele, wie sich KI positiv nutzen lässt. Der Maler Roman Lipski etwa erzählt, wie er eine künstlerische Krise überwunden hat, indem er sich eine artifizielle Muse bauen ließ. Das Programm speiste er mit seinen eigenen Bildern und ließ sich dann Variationen seiner eigenen Kunst erstellen – als Inspiration, welche Möglichkeiten sein eigenes Schaffen noch zu bieten hat.
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Tenor bei vielen Diskutanten ist jedoch auch, dass KI die menschliche Schöpferkraft nicht ersetzen kann. Also den „Schmerz, die Liebe und das Feuer“, wie Svetlana Jakel, Spezialistin für Illustration und Animation, betont. Sven Bliedung von der Heide, Experte für Virtual Reality, prognostiziert sogar: „Die Kreativität wird einen Höhenflug erleben“. Denn die KI übernehme standardisiertes Storytelling, während sich der Mensch nun den wirklichen Innovationen widmen könne.
Ist KI also tatsächlich Liebe? Jonathan Meese jedenfalls ruft in dem für ihn typischen Redeschwall zum Experimentieren auf. „Wer Angst hat vor KI, ist nicht gerade vertrauenswürdig“, so der Künstler. Früher, da habe man ja auch Angst vor dem Fahrrad gehabt. Er sieht ein unerschöpfliches Potenzial in der Menschheit. Sein Fazit: „Wir sind alle Daniel Düsentrieb genug.“