Hamburg. Der Violinist Daniel Hope beglückt in der Elbphilharmonie mit dem Zürcher Kammerorchester und einem Programm rund um den Tanz.
Tanz ist in Bewegung umgesetzte Musik. Tanz ist ein Spiegel des Lebens. Der Geiger Daniel Hope ist mit dem Zürcher Kammerorchester für zwei Abende in die Elbphilharmonie gekommen, die schlicht „Dance!“ überschrieben sind. Wobei sich das Ausrufezeichen ebenso als Aufforderung verstehen lässt wie als Ausdruck von Bewunderung, Begeisterung, Dankbarkeit.
Das Programm umfasst eine Zeitspanne, die vom fernen 14. Jahrhundert bis ins Jahr 1986 reicht, und ähnlich divers sind auch die Stimmungen, die die Musik transportiert. Den Anfang macht der berühmte Tanz der Furien aus Glucks Oper „Orphée et Eurydice“, fahl und rasend schnell. Gegen das bedrohliche Streichertremolo setzen die Hörner Fortissimo-Blöcke. Von wegen gefällig-empfindsames Rokokozeitalter, hier geht es ums Ganze.
Elbphilharmonie: Daniel Hope erweist sich erneut als begnadeter Kommunikator und Vermittler
Gerade will sich Mitleid mit den Streichern einstellen, die das unbarmherzige Tempo über Minuten durchhalten müssen, ohne einen Kolbenfresser zu kriegen, da leiten archaische Trommelschläge zum nächsten Stück über. Das „Lamento di Tristano“ aus dem 14. Jahrhundert klingt weder melancholisch noch soft. Es ist eine bewegungs- und rhythmusfreudige Klage. Erstaunlich und lehrreich.
Der begnadete Kommunikator und Vermittler Hope hat auch dramaturgisch nichts dem Zufall überlassen. Auswahl und Platzierung der Stücke sind wohlüberlegt, und die Moderation lässt Raum für das, was mitschwingt, wenn Hope einen jüdischen Tanz aus Odessa ankündigt oder eine Tarantella von Erwin Schulhoff, der von den Nazis ermordet wurde.
Elbphilharmonie: Hope zeigt Allzeithits – von Bizet bis Offenbach
Geigerisch ist er mit diesem Repertoire ohnehin in seinem Element, die Musik ist lebhaft und virtuos und vom Dialog mit dem hochaufmerksamen Orchester geprägt. Bei Mozarts Rondo B-Dur KV 269 muss sich der Solist erst freispielen und verpasst die letzte Delikatesse. Trotzdem, das ist ein ordentlicher Mozart.
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Die Allzeithits, Bizets „Farandole“ etwa, die „Danse macabre“ von Saint-Saëns, den Cancan aus Offenbachs „Orphée aux enfers“, serviert das Orchester taufrisch und farbenreich. Rückgrat und Seele des Abends ist, wie so oft, die Percussion. Michael Metzler schüttelt die Rassel, lässt die Fingerspitzen auf dem Tambourin prasseln und versilbert die Musik diskret mit dem Triangel. Er bewegt sich wie nach einer Choreografie, die ihre Anmut gerade aus der Einfachheit der Gesten bezieht. Und zur Zugabe, einem edelsüßen Walzer von Schostakowitsch, nimmt er eine der Geigerinnen bei der Hand und zieht mit ihr seine Kreise. Die Geige dreht sich mit. Das ist ein bisschen beängstigend zu sehen. Und ganz und gar zauberhaft. vfz