Hamburg. Der Musiker aus Los Angeles begeisterte im Nochtspeicher mit sonnigen Melodien und harten Beats. Nur die Spielzeit war etwas kurz.
„Hey Hamburg, seid ihr bereit, ein wenig Spaß zu haben?“, fragt der kalifornische Jazzpianist und Produzent Kiefer am Donnerstag im Nochtspeicher. Und das Publikum im gut gefüllten Kiezclub sieht bereit aus für Kiefers zwanglos und tiefenentspannt präsentierte Kombination aus Hip-Hop, R‘n‘B, Jazz und Elektro, das merkt man auch an der niedrigen Anzahl von Handykameras.
Die Aufmerksamkeit ist in den 70 etwas zu kurzen Minuten ganz auf die Musik gerichtet. Kiefer, der mit vollem Namen Kiefer Shackelford heißt, steht für einen zwar komplexen, aber optimistischen, sonnigen Sound, der an seine Wahlheimat Los Angeles erinnert und so warme Klänge mit harten Beats in das verregnete St. Pauli importiert.
Kiefer: Ein eingespieltes Team erhitzt den Nochtspeicher
Kiefers Debütalbum „Kickinitalone“ erschien 2017, seitdem veröffentlichte er „Happysad“ (2018), „When There‘s Love Around“ (2021) und zuletzt „It‘s OK, B U“ (2023). Ebenfalls gefragt ist er als Produzent, Gastmusiker und Beatbastler, zum Beispiel für Drake und Anderson Paak. Aber mindestens genauso talentiert ist sein musikalischer Partner Myles Martin, der laut Kiefer aktuell der „hot shit“ in L.A. ist, was sich auch daran bemerkbar mache, dass alle sauer auf ihn seien, weil er Myles für seine Tour durch Europa und den Auftritt im Nochtspeicher gestohlen habe.
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Dieses kombinierte Können zeigt sich direkt auf dem Kiez. Schon nach den ersten, etwas schnelleren Songs, „Q“ und „Tube Socks“, wird klar: Die beiden Freunde sind absolute Multitasker. Kiefer am Klavier und am Laptop und Myles am Schlagzeug genießen es sichtlich, zusammen ihrer Leidenschaft nachzugehen. Ein eingespieltes Team, das alle Anwesenden mit guter Laune ansteckt, sowohl mit Spielfreude als auch mit fröhlichen Nintendo-Melodien wie „Doomed“.
Kiefer im Nochtspeicher: Die Luft wird dünner, die Stimmung intensiver
Auch wenn die Luft im Nochtspeicher dünner wird, wird die Stimmung von Minute zu Minute intensiver, weil sich immer mehr herauskristallisiert, dass Kiefer und Myles die größten Fans des jeweils anderen sind und sich beim experimentellen „Socially Awkward“ wie auch beim Finale „Be Encouraged“ perfekt ergänzen. Das Motto des ruhigen letzten Songs stammt von Kiefers Mentor Abraham Laboriel, der als Bassist mit Quincy Jones und Michael Jackson, Aretha Franklin und vielen weiteren Größen spielte.
Laboriel hat Kiefer nach seinem Abschluss an der UCLA in seine persönliche Gruppe eingeladen, obwohl er nach eigener Aussage zur Zeit des Vorspiels viel zu wenig geübt und viel zu viel Marihuana geraucht habe – Jazzmusiker eben. Aus dieser Zusammenarbeit entwickelte sich aber eine prägende Freundschaft, der Kiefer auch seinen Antrieb verdankt: „Be encouraged“ – sei ermutigt und bestärkt, Fröhlichkeit in deiner Musik zu transportieren und Menschen damit glücklich zu machen. Der tosende Applaus und die glücklichen Gesichter im Nochtspeicher beweisen, dass Kiefer sich den Spruch zu Herzen genommen hat.