Hamburg. Hamburger Combo und 27 deutsche Vokalensembles appellieren an Gesellschaft: „Frust nicht mit einer Stimme für die AfD wegschmeißen“.

Die Kulturszene ist mit Blick auf Sonntagsfragen zu Landes- und Bundestagswahlen und diversen Enthüllungen und Äußerungen von Parteien und Personen aus dem rechtsextremen Spektrum im Unruhestand. Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, Bands, Einrichtungen und Institutionen beteiligten sich bei den deutschlandweiten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und wandten sich mit Aufrufen im Netz und in den Medien an die Bevölkerung.

Jetzt hat sich auch die deutsche A-cappella-Szene zusammengeschlossen, um ein deutliches Zeichen zu setzen. In einem auf YouTube, Instagram und TikTok veröffentlichten Video appellieren 28 Vocal- und Popensembles, Comedyformationen und Kirchenchoräle „geschlossen an alle Demokratinnen und Demokraten, ihren Frust nicht mit einer Stimme für die AfD wegzuschmeißen. Die Botschaft: Protest geht auch anders“.

Die A-cappella-Band Maybebop aus Hannover
Die A-cappella-Band Maybebop aus Hannover © Sven Sindt | Sven Sindt

A-cappella-Szene: „Die Unzufriedenen sind für sie keine Verbündeten“

Der politische Adressat des Videos ist die AfD: „Die jüngst veröffentlichten Recherchen bestätigen einmal mehr: Die AfD beherbergt Nazis und vertritt immer ungehemmter rechtsextreme, menschenverachtende Postitionen“, sagt das Quartett Maybebop aus Hannover im Video. Auch die populäre Hamburger Gruppe LaLeLu ist Teil der Aktion: „Wir Kulturschaffenden nutzen die Bühne dafür, um uns mit der Gesellschaft auseinanderzusetzen, Dinge satirisch bloßzustellen und auf Missstände hinzuweisen“, sagt LaLeLu-Mitglied Jan Melzer, und die vier Mannheimerinnen Les Brünettes ergänzen: „Aber auch abseits dessen gibt es viele konstruktive Wege, Protest zu äußern. Geht auf die Straße, initiiert Bürgerbegehren.“

Zu den teilnehmenden Gruppen gehören unter anderen auch Aquabella (Berlin), Calmus Ensemble (Leipzig), Quintense (Leipzig), Viva Voce (Ansbach) und Voxxclub (München). Sie kritisieren in ihrer Gesamtheit die AfD als Partei, ihre öffentliche Wirkung und ihr Parteiprogramm: „Wenn sich nun aber die AfD als Helferin des sprichwörtlichen ,Kleinen Mannes‘ inszeniert, ist das nichts weiter als eine perfide Lüge. Ihr Parteiprogramm sieht das Gegenteil vor: Besserverdienende sollen massiv entlastet werden, wer aber den Gürtel bereits eng schnallt, müsste ihn unter einer AfD-Regierung nochmals enger schnallen. Die Partei ist rückwärtsgewandt und hat keinerlei Lösungen für die drängenden Probleme unserer Zeit. Die Unzufriedenen sind für sie keine Verbündeten, sondern lediglich Trittleiter zur Macht. Darum schürt sie Unzufriedenheit mittels Falschbehauptungen, Hetze und Ausgrenzung, wo immer sie kann.“

A-cappella-Szene: „Distanziert Euch von dieser antidemokratischen Partei“

Und weiter heißt es: „Wir bitten Euch daher eindringlich: Distanziert Euch von dieser antidemokratischen Partei. Nicht nur, weil wir der Meinung sind, dass Faschismus in Deutschland eigentlich für immer überwunden sein sollte, sondern auch aus purem Eigennutz. Denn das Erstarken der AfD bedroht unser gesamtes soziales Miteinander. Sie verfolgt ganz konkret das Ziel, unsere liberale Gesellschaftsordnung, unsere Meinungsfreiheit und unsere Kulturvielfalt zu zerstören. Und das wäre fatal. Und zwar für uns alle.“

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Stand Freitag (9. Februar) haben 15.000 Nutzende das Video angesehen, der Tenor in den Kommentaren ist überwiegend solidarisch und positiv: „Ein toller Beitrag zu einem drängenden Thema. Danke!“, „Danke für Euren Einsatz für die Demokratie und die klaren Worte“ und „Danke für euer so wichtiges Statement“, steht dort zu lesen.

Aber auch die andere Seite hat das Video entdeckt: „Demokratie muss viel aushalten können, auch das hier … diesen unsäglichen Unsinn“ und „Was soll dieser blödsinnige Beitrag?“, schreiben einige Nutzer, die mit blauen Herz-Emojis ihre Sympathien mit der AfD deutlich machen. Aber wie heißt es im Video der A-cappella-Szene: „Jede und jeder einzelne von uns hat die Möglichkeit und die Verantwortung, der Gesellschaft und der Regierung kritisch gegenüberzustehen. So funktioniert Demokratie.“