Hamburg. Gelungener Auftakt zu fünf „LiteraturKonzerten“, mit denen die verschiedenen Facetten Heines gewürdigt und gefeiert werden.

Kein Todestag, nicht mal ein runder Geburtstag. Und dennoch gibt es ein Fest für Heinrich Heine: den Dichter, der die Alltagssprache in die Lyrik brachte und der die Dichtkunst vom Bleischweren befreite. Der mit Leidenschaft die Romantik vertrat, um sie später zu überwinden. Der Kaiser Napoleon für dessen „Code Civil“, der Juden und Nicht-Juden gleichstellte, verehrte und ihn gleichzeitig kritisch beäugte. Fünf „LiteraturKonzerte“, so der Begriff des Veranstalters Helmut Butzmann, würdigen, oder besser: feiern die verschiedenen Facetten Heines vom 2. bis 24. Februar.

Den Anfang macht ein Abend im Kleinen Saal der Elbphilharmonie. Jens Harzer, Thalia-Schauspieler und als Träger des Iffland-Rings zu einem der Besten seines Fachs gekürt, liest aus „Ideen. Das Buch Le Grand“. Bariton Benjamin Appl vertieft die jeweilige Stimmung mit Kunstliedern überwiegend von Clara und Robert Schumann, Gustav Mahler und Friedrich Glück. Bearbeitet hatte die Lieder die vierköpfige Schlagwerker-Combo Elbtonal Percussion.

Elbphilharmonie: Heinrich Heine und ein beglückender, wunderbarer Abend

Mit Marimba- und Vibraphonen, Glocken, Trommeln und Cajons bekommen sie eine neue, ungewöhnliche Instrumentierung. Mal sehr zart und zurückhaltend wie bei Clara Schumanns „Ich stand in dunklen Träumen“, mal fordernd-frech wie bei Mahlers „Der Tambourg’sell“. Der Text dazu stammt übrigens nicht wie bei den meisten anderen Liedern von Heine selbst, sondern kommt aus „Des Knaben Wunderhorn“. Passt aber ausgezeichnet, denn es geht hier ja vor allem auch um Napoleons Tambour Le Grand, von dem der junge Heine in seinem Buch erzählt.

Doch zu Beginn des knapp zweistündigen Abends geht es um den unglücklich Liebenden, den romantischen Schwärmer. „Motto: Sie war liebenswert und er liebte sie. Er war nicht liebenswert und sie liebte ihn nicht“, so heißt es in dem Kunstgespräch mit „Madame“, in dem der 30-Jährige Heine sein „Zahnweh im Herzen“ schildert.

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Vorsichtig tastet sich Jens Harzer an die Stimmung heran. Mit zarter, stets fragil anmutender Stimme nimmt er dem beschriebenen Kummer jedes Pathos, lässt ihn im Gegenteil sogar schmerzhafter werden, kann sich aber im nächsten Moment auch ironisch davon distanzieren. Heines Schilderung der Begegnung mit Le Grand gerät im Zusammenspiel mit Elbtonal Percussion poetisch und satirisch zugleich. Durch Le Grands Trommeln allein will der junge Heine die Revolutionsbegriffe „Liberté, Egalité, Fraternité“ verstanden haben, ein Vibraphone spielt augenzwinkernd die Marseillaise an, Harzers Ton bekommt Verve, der begeisterte junge Dichter – man sieht ihn direkt vor sich.

Was für ein beglückender, wunderbarer Abend! Ein durchweg begeistertes Publikum applaudiert im Stehen.

Weitere Veranstaltungen

  • 9.2.: Heine trifft Büchner (Elbphilharmonie, Kleiner Saal)
  • 18.2.: Sie saßen und tranken am Thermisch.. (Heine-Haus Hamburg)
  • 22.2.: In uns selbst liegen die Sterne unseres Glücks (Deutsches Schauspielhaus)
  • 24.2.: Heinrich Heine. Paris. Musik (Elbphilharmonie, Kleiner Saal)