Hamburg. Die Band Orchestral Manoeuvres in the Dark überzeugt in Hamburg nicht nur mit Hits wie „Enola Gay“. Auch die Bühnenshow ist gewaltig.
„Die Große Freiheit und das Docks sind toll, aber hier habt ihr viel mehr Platz zum Tanzen“, ruft Andy McCluskey den Fans in der Sporthalle Hamburg zu. Und die lassen sich nicht lange bitten und zeigen, dass auch Leute der Generationen Ü50 und Ü60 verstehen, Party zu machen. Wenn sie zu Nummern wie „Souvenir“ oder „Enola Gay“ abtanzen, ist das natürlich ein Flashback in die eigene Jugend, denn Orchestral Manoeuvres in the Dark, kurz OMD, feierte in den 80er-Jahren die größten Erfolge.
Damals entstand der sogenannte Synthie-Pop, die Gitarre hatte für ein Jahrzehnt ausgedient. OMD waren vor allem mit den Alben „Architecture & Morality“ mit dem Megahit „Joan Of Arc (Maid Of Orleans)“ und „Dazzle Ships“ vorn in den Hitparaden und der Publikumsgunst dabei.
OMD bringt die Sporthalle mit 80er-Flashbacks zum Tanzen
Am Sound hat sich nicht viel verändert. McCluskey und Keyboarder Paul Humphreys setzen auf knallharte Synthie-Beats und werden dabei in der Sporthalle von dem zweiten Keyboarder und Saxofonisten Martin Cooper und dem Schlagzeuger Stuart Kershaw unterstützt. Immer schafft die britische New-Wave-Band es, das Publikum mit ihren gewaltigen und lauten Melodien zu überwältigen und zu beglücken.
Nachdem McCluskey und Humphreys sich 2005 nach 17 Jahren dauernder Trennung wieder zusammengefunden haben, ist das Duo kreativ gewesen und hat vier neue Alben eingespielt, das aktuelle „Bauhaus Staircase“ ist im vergangenen Oktober erschienen.
OMD: Neue Songs, aber noch immer hämmernde Synthie-Beats
Daraus hat OMD einiges auf die Setliste genommen: den Titeltrack mit seinem hämmernden Synthie-Beat natürlich, aber auch „Anthropocene“ mit einer Beschreibung des Klimawandels, die Ballade „Veruschka“ und „Kleptocracy“. Darin rechnen die politisch links eingestellten Popkünstler mit denjenigen ab, die für Krieg, Gier und Ausbeutung stehen. Russlands Kriegsherr Putin taucht darin genauso auf wie Saudi-Arabien oder die Deutsche Bank.
Auch visuell hat das Quartett groß aufgefahren. Im Hintergrund der Bühne laufen während der eindreiviertel Stunden langen Show futuristische und abstrakte Videos, die den Sound optisch ergänzen – und die in dieser Größe nicht ins Docks gepasst hätten, wie McCluskey anfangs bemerkt.
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OMD präsentiert sich als eine Combo, die sich musikalisch und politisch auf der Höhe der Zeit bewegt. Sie verbindet tanzbare Musik mit politischen Aussagen und moderner Videokunst. McCluskey und Humphreys sind überwältigt von der begeisterten Reaktion des Publikums. Sie versprechen, bald wieder nach Hamburg zu kommen. Ihre Fans werden es ihnen danken.