Hamburg. Sein Name stand nicht mal im Programmheft: Hamburger Comedian gewinnt Hauptpreis und Publikumspreis im Kleinkunstwettbewerb.

Viermal bereits blieb der Hamburger Comedy Pokal in seiner mehr als zwei Jahrzehnte langen Geschichte in der Hansestadt, zuletzt 2022 dank des in der Poetry-Slam-Szene künstlerisch sozialisierten Wahlhamburgers Johannes Floehr aus St. Pauli. Dass jedoch ein Einspringer aus Hamburg am Ende als Gewinner des Hauptpreises und des Publikumspreises mit zwei Schecks über 3000 und 500 Euro freudestrahlend von dannen zieht – das gab es noch nie.

Marvin Spencer, seit 16 Jahren in Wilhelmsburg zu Hause, sorgte am späten Montagabend im ausverkauften Finale im Schmidts Tivoli für dieses Novum. Der Name des Stand-up-Comedians stand nicht mal im Programmheft der 21. Auflage des größten deutschen Kleinkunst-Wettbewerbs mit insgesamt 20 Startern, weil Spencer kurzfristig für den erkrankten Wiener Niko Nagel eingesprungen war. Im Kulturhaus Süderelbe hatte er am Freitag in der Hauptrunde und tags darauf im Halbfinale im Goldbekhaus mit jeweils geforderten 45 Minuten Programm zwei Mitbewerber aus dem Feld geschlagen.

Hamburger Stand-up-Comedian Marvin Spencer gewinnt im Tivoli

Im Finale der besten sieben schafte es Spencer mit seiner „Fat Joke Comedy“ dann, dies auf energetisch starke zwölf Minuten zu konzentrieren. Mit Mikro in der Hand tigerte der füllige Bühnen-Bär mit dem Lockenkopf hin und her, lieferte selbstironisch Pointen, blieb authentisch („Was, ich habe Übergewicht? Da hole ich mir beim Arzt doch eine zweite Meinung...“), wälzte sich und stöhnte spontan vor dem Siegerpodest und baute so noch urkomisch mit ein, dass er sich wegen der unverhofften Finalteilnahme bei einer Nebenjob-Verpflichtung am Montag hatte krankschreiben lassen. „Ich hatte Rücken, aber nur bis 19.30 Uhr ...“

Den zweiten Platz (2000 Euro) sicherte sich der Berliner Comedian Jochen Falck, der erst am Sonntagabend im Tivoli bei der „2. Chance“-Show als einer von zwei Lucky Losern unter 14 eigentlich schon ausgeschiedenen Künstlerinnen und Künstlern ins Finale gekommen war. Falck hatte hier etwas mehr Zeit als bei der Verlierer-Show, jedoch zeigte der skurrile Quatschkopf mit seiner Klarinette sogar Mut zur Pause und einer kurzen komischen, wenn auch gefährlichen Messer-Jonglage.

Hamburger Comedy Pokal: Max Beier und Özgür Cebe unter den Platzierten

Apropos Quatsch: Platz drei, dotiert mit 1000 Euro, ging an die komische Liedermacherin Marie Diot und ihren Sidekick Fabian Großberg aus Büchen, die bis zu ihren originellen Songs „Der Verzicht“ und „Heizkörper“ etwas zu viel Anlaufzeit brauchten. Zu den weiteren Platzierten zählten der Bald-Hamburger Kabarettist Max Beier (München) und der zuvor schon mehrfach ausgezeichnete Stand-up-Satirker Özgür Cebe aus Bonn, beide übrigens ausgebildete Schauspieler.

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Ob und wie es Ende Januar 2025 mit dem von Initiator Sebastian Schnoy moderierten Hamburger Comedy Pokal weitergeht, soll sich bis zum Sommer entscheiden. „Die ersten beiden Runden sind sehr viel besser gelaufen als 2022. Das macht Mut“, sagte Co-Organisator Peter Rautenberg vom Hamburger Comedy Pokal e.V. Zu 18 Shows an diesmal fünf Abenden inklusive der „Nacht der Sieger*innen“ am Dienstagabend im Lustspielhaus kamen rund 3000 Interessierte. Nach dem Ausstieg des Saga-Unternehmens wird aber ein neuer Hauptsponsor gesucht.