Hamburg. Kida Khodr Ramadan spielt im neuen Serien-Quickie neben vielen anderen Stars. Thema: Ein Banküberfall von Leuten, denen alles egal ist.

Am Anfang von „Testo“ läuft ganz fürchterlich billiger Gangsterrap, aber passt schon. Ist ja auch nicht wirklich „billig“, sondern eher handelsüblich. Und der Soundtrack zur Action: Fünf Freigänger aus der JVA Moabit überfallen in Kreuzberg eine Bank. Sechs Geiseln, draußen die Polizei. Klassische Kammerspiel-Situation, Stress, Hektik, blank liegende Nerven. Es gibt nämlich früh einen toten Wachmann, läuft also alles nicht ganz genau nach Plan. Der Chef-Gangster gibt danach die Alternativen preis, Vorsicht, Chef-Gangster-Sprech: „Entweder wir ficken, oder wir lassen uns ficken.“

Die ARD hat Kida Khodr Ramadan wieder rangelassen. Den Berliner Schauspieler, der mit der Clan-Serie „4 Blocks“ bekannt wurde und anschließend Anfang 2023 der ARD-Mediathek mit einem neuen Projekt einen Streaming-Hit bescherte. „Asbest“ war eine harte Knast-Geschichte, Ramadan führte Regie und spielte eine Nebenrolle. In „Testo“ geht‘s raus aus der JVA und rein ins nächste Verbrechen. Die Delinquenten sind handverlesen, eine stilecht gecastete Chaotentruppe, die nichts mehr zu verlieren hat.

Neue ARD-Serie „Testo“: Mit Frederick Lau und Nicolette Krebitz prominent besetzt

Ramadan selbst spielt den Bandenanführer Keko, der so skrupellos ist wie seine Leute, die ihrerseits prominent von Frederick Lau, Stipe Erceg, Veyel Gelin und Mortel Jevete gespielt werden. Und alle schon bei „Asbest“ und teilweise bei „4 Blocks“ mitwirkten. Außerdem mit dabei bei „Testo“ sind Ronald Zehrfeld als eigentlich suspendierter Cop „Schweinebacke“ und Nicolette Krebitz als seine Kollegin sowie in der Rolle der Geiseln Jeanette Hain, Uwe Preuss, Julius Feldmeier und Ruby O. Fee.

Mehr zum Thema

Die Luft in der kleinen Bankfiliale ist zum Schneiden dick, was nicht nur daran liegt, dass Ramadan seiner Figur die eine oder andere Zigarette erlaubt. Es bleibt nicht bei einem Toten, es gibt auch darüber hinaus jede Menge Drama, Dialoge mit einem gerüttelt Maß an Derbheit (Berlin-Bulle „Schweinebacke“ über Gangster Keko: „Die Wurst hat immer ‘nen Anfang und ‘nen Ende. Und von dem ganzen Scheißhaufen hier ist er die Spitze“) und Gewalt in hohen Dosen (Keko, mit eigenwilliger Grammatik: „Wenn sich einer von euch bewegt, den töte ich“). Das ganze übrigens wiederum wohldosiert. Die Krimi-Erzählung „Testo“, die das klaustrophobische Setting von „Asbest“ noch steigert, wird in sieben Viertelstunden-Episoden dargereicht. Hätte man da auch einen Spielfilm draus machen können?

ARD-Serie „Testo“: Durchdrehen auf Adrenalin

Ja, sicher. Aber zu den Sehgewohnheiten der TikTok-Generation passen die Clip-Häppchen dann wohl ganz gut. Alle anderen können über Siebenteilung auch froh sein, das Bildschirm-Gestresse und das Durchdrehen auf Adrenalin wäre am Stück ziemlich anstrengend. Erst die sechste Folge trägt den Titel „Eskalation“, dabei wird hier doch schon ab dem Betreten der Bank eskaliert. Fehlte nur noch, dass es unerträglich heiß wäre in der Bank, Hundstage und so; für Keko, den Rest der Bande und auch die Geiseln gibt es aber auch so viele Gelegenheiten, jeglicher Coolness eine Absage zu erteilen.

Proll-Gangster „Stulle“ (Frederick Lau) und eine ebenso gestresste Geisel (Ruby O. Fee): Szene aus der ARD-Serie „Testo“.
Proll-Gangster „Stulle“ (Frederick Lau) und eine ebenso gestresste Geisel (Ruby O. Fee): Szene aus der ARD-Serie „Testo“. © ARD Degeto/Armin Franzen | ARD Degeto

Das Drehbuch hat, das war erklärtermaßen das Konzept, allen Akteurinnen und Akteuren Raum zur Improvisation gelassen. Jenen Raum füllen sie mit einiger Lust, wie überhaupt die Absurdität – einmal spielt Kida Khodr Ramadans im Übrigen nur beinah barmherziger Keko eine Runde Fußball mit seinem Sohn, der zwecks Nachmittagsgestaltung mal kurz in der Bank anklopft – der ganzen Chose ihre Würze gibt. Wer „Asbest“ mochte, wird „Testo“ mögen. Und das Twist-Feuerwerk am Ende des Krawall-Quickies sowieso.

„Testo“ ist ab 2. Februar in der ARD-Mediathek abrufbar.