Hamburg. Schülerinnen und Schüler der Ida-Ehre-Schule stellten ihr Projekt im Abaton-Kino vor. Höhepunkt war eine Reise nach New York.
Die Hip-Hop-Klasse zeige, was passiert, wenn Schülerinnen und Schüler für etwas brennen. Nicole Boutez, Leiterin der Hamburger Ida Ehre Schule, ist hörbar stolz und gerührt, als sie den ersten Jahrgang dieses außergewöhnlichen Projekts im Abaton-Kino verabschiedet. Die große Leinwand ist wichtig. Denn unter anderem feiert an diesem Abend eine besondere Doku ihre Premiere: über die Abschlussfahrt der Klasse ins Mutterland des Hip-Hop nach New York.
Deutschlands erste Hip-Hop-Klasse kommt aus Hamburg
Dass seit 2021 jede Woche vier Stunden Rap, Breakdance, Graffiti, DJing sowie Hip-Hop-Kultur auf dem Stundenplan stehen und dass sich letztlich der Traum vom fliegenden Klassenzimmer verwirklichte, ist dem engagierten Lehrer Michael Kröger zu verdanken. Doch Deutschlands erste Hip-Hop-Klasse ist nicht nur ein kulturell diverses Vorzeigeprojekt. „Diese Klasse hat in allen Fächern den allerhöchsten Lernzuwachs‟, bilanziert Boutez. Wer über Lyrics, Beats und Kunst seine Persönlichkeit entfaltet, ist offenbar auch motivierter in Mathe, Deutsch und Geschichte.
Wie intensiv und innovativ sich die zehnte Klasse für ihre Abschlussarbeiten mit den Facetten des Hip-Hop beschäftigt hat, ist im Abaton überdeutlich zu erleben. Eine Gruppe erläutert das Konzept eines Hip-Hop-Escape-Rooms mit kniffligen Fragen rund um die prägende Musikkultur. Andere präsentieren im Street-Art-Stil gestaltete Vinyl-Platten, ein eigenes Graffiti-Buch sowie einen mitreißenden Trailer zu einer selbst gedrehten Doku über die Hip-Hop-Klasse.
Und weitere Schülerinnen und Schüler stellen eine eigene Modekollektion unter dem Titel „No‟ vor. Farbige Hände auf Shirts und Hosen sollen auf sexuelle Übergriffe in der Hip-Hop-Szene sowie in der gesamten Gesellschaft aufmerksam machen. „Es ist nicht okay, eine Frau einfach anzufassen – egal was sie trägt‟, erklärt die Gruppe unter viel Applaus der anwesenden Freunde, Familien und Unterstützenden.
Dem Engagement von Lehrer Michael Kröger ist auch die Reise nach New York zu verdanken
Denn Lehrer Kröger hat nicht nur die Schulleitung nach und nach von seiner Idee einer Hip-Hop-Klasse überzeugt, sodass das Projekt nun fortgeführt werden soll. Er hat vom Hamburger Graffiti-Künstler Davis („Eine Stadt wird bunt‟) über das Hip-Hop-Magazin „Backspin“ bis hin zum Heidelberger Rapper Torch ein beeindruckendes Netzwerk aufgebaut, das seine Klasse mit Workshops und Wissen bereichert hat. Und er hat auch finanzielle Partner mit ins Boot geholt – vom schuleigenen Verein Ehrensachen über die Charity-Initiative der Megalon-Gruppe bis hin zum Streatwear- und Sneaker-Unternehmen Snipes. Ein starkes Zeichen, wie vielfältig Schule mitten im Leben agieren kann.
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Vor Ort anwesend ist auch Jason Chue, US-Generalkonsul für Norddeutschland, der besonders die New-York-Reise der Schülerinnen und Schüler lobt. Sie hätten einen wichtigen Beitrag zur transatlantischen Partnerschaft geleistet. Unter anderem besuchte die Klasse ein Hip-Hop-Therapie-Programm für Jugendliche in der Bronx.
Bevor dann die große New-York-Doku im Abaton zu sehen ist, feuern die Rapper Kooz und Jazz57 aus der Hip-Hop-Klasse noch ihre rasanten Texte ab. Eine Zeile: „M – unser Lehrer und Lebensretter.‟ Auch das kann Schule sein.