Hamburg. Die Symphoniker eröffneten die Saison mit Schumanns „Das Paradies und die Peri“. Ein Konzert, das zu sehr auf Nummer sicher ging.

Zu ihrer Stückauswahl für den Saisonauftakt kann man den Symphonikern Hamburg und ihrem Chef Sylvain Cambreling nur gratulieren. Robert Schumanns „Das Paradies und die Peri“ ist, zumindest musikalisch, ein echter Schatz.

Symphoniker Hamburg: Beim Saisonauftakt war mehr drin

Inspiriert von einem orientalistisch angehauchten Märchenroman über ein Luftwesen, das drei Prüfungen bestehen muss, um ins Paradies zu kommen, schrieb Schumann ein Oratorium, das vor liedhaften Melodien und leuchtenden Farben nur so überquillt. Es gibt also viel Schönes zu entdecken. Aber das gelang bei der Aufführung in der gut gefüllten Laeiszhalle erst relativ spät.

Im ersten von drei Teilen bekam Sylvain Cambreling die Balance zwischen dem riesigen Orchesterapparat und den Vokalstimmen noch nicht in den Griff; die Symphoniker spielten viel zu oft viel zu pauschal. An lauten und mittellauten Stellen hatten die Sängerinnen und Sänger deshalb keine Chance. Und die 50 Mitglieder der EuropaChorAkademie Görlitz fühlten sich provoziert, dagegenzuhalten. Der erste Einsatz der Tenöre schallerte weit über dem roten Bereich. Ja, die Musik ist hier kriegerisch aufgeheizt. Aber ganz so nahe am Schlachtgebrüll muss es dann doch nicht sein.

Symphoniker Hamburg: Im zweiten Teil entfaltete sich endlich der Zauber der Musik

Dass dieser junge, projektweise zusammengestellte Chor auch fein und kultiviert singen, dass das Orchester sensibel begleiten kann, kam erst im zweiten Teil zur Geltung. Dort, wo das Oratorium vom Opfertod einer Jungfrau für ihren pestkranken Geliebten erzählt und Schumann wunderbar zarte Töne anschlägt, entfaltete sich endlich der reiche Zauber der Musik. Vor allem in den Auftritten von Sophie Harmsen, der überragenden Sängerin des Abends. Warm und geschmeidig floss ihr edles Mezzosoprantimbre, wenn sie mit dem sterbenden Jüngling mitfühlte, wenn sie den Text natürlich artikulierte oder mit einem plötzlichen Pianissimo überraschte und beglückte.

Diese Freiheit und diese Lust am Ausdruck erreichten die anderen Solistinnen und Solisten nur selten. Mandy Fredrich, als Peri die eigentliche Hauptfigur, wollte bei ihrer anspruchsvollen Partie lieber auf Nummer sicher gehen. Das gelang ihr auch. Aber eben zum Preis einer etwas vorsichtigen Interpretation. Am Ende schien es so, als hätte sie die ganze Zeit Energie fürs hohe C kurz vor Schluss aufgespart. Dieser Überwältigungston strahlte dann auch prachtvoll und herrlich, danach wirkte nicht nur die Peri, sondern auch ihre Darstellerin wie erlöst.

Reichlich Beifall und Bravos, natürlich, für alle Beteiligten. Eine richtig tolle Entdeckung – auch wenn da noch viel mehr drin gewesen wäre.