Hamburg. Revue begeistert mit fantasievoller und handwerklicher Perfektion. Nur ein erotischer Aspekt ist nicht unbedingt geschmackssicher.

Es dauert einen Moment, bis sich „Shadowland“ auf Kampnagel ins erwartete Schattentheater verwandelt. Zunächst tastet sich Marlon Feliz über Neil Patels fast leere Bühne, berührt ein paar der lose verstreuten Kostüme, tanzt – und schläft schließlich ein. Aber wenn der Schlaf kommt, dann kommen die Träume. Und Träume entführen in eine andere Welt, fantasievoller, spannender, manchmal auch beängstigender als die Realität. In die Welt der Schatten. Ins Schattentheater.

Im Grunde kennt man „Shadowland“ in Hamburg: Das US-amerikanische Pilobolus Dance Theatre zieht seit Jahren mit dem Stück durch die Welt, auch auf Kampnagel war es schon zu sehen. Während der spielfreien Tage zwischen den Jahren vermietet das Theater seine Räume regelmäßig an solche Tourneeproduktionen – wobei „Shadowland“ mehr ist als landauf, landab tingelnde Unterhaltung, sondern Schatten-Avantgarde mit ganz eigener Ästhetik.

„Shadowland“ auf Kampnagel: Mit Schmackes in die Story

Das, was hier auf der Bühne passiert, sind keine Tricks, es ist immer klar, dass zum Beispiel eigenartige Kopffüßler in Wahrheit Tänzer sind, die nach vorn gebeugt agieren, oder dass die Hundeschnauze, die der Hauptfigur an einer Stelle wächst, in Wahrheit ein angewinkelter Ellenbogen ist. Nur ist es egal.

Der Reiz des Gezeigten entwickelt sich in der Fantasie des Publikums. Künstlerisch ist das kein glatter Mainstream, sondern ganz schön schräge Kunst, die um ihre Nähe zu Sideshow und Zirkus weiß – und diese in einer aufwendigen Revueszene auch ausstellt. Und weil das so fantasievoll und handwerklich perfekt gemacht ist, schleudert einen die eigene Vorstellung mit Schmackes in die Story.

Nicht ganz geschmackssichere Erotik-Insenzierung

Es geht also um die Traumreise eines jungen Mädchens – mal grotesk, mal lustig, mal derb, auch mal an der Grenze zur Erotik (und dass Regisseur Matt Kent dabei Feliz’ nackten Körper weidlich ausstellt, ist vielleicht nicht ganz geschmackssicher). Darüber hinaus ist die aktuelle „Shadowland“-Version mit ein paar winterlichen Szenen der Jahreszeit angepasst, was okay ist, wenn auch nicht wirklich notwendig.

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Sympathisch aber die Zugabe, die das Schattenspiel noch einmal zu einem letzten Höhepunkt bringt, mit kleiner Hamburg-Reminiszenz, die nicht zuletzt deswegen charmant daherkommt, weil der Abend nur eine gute Woche in der Hansestadt bleibt, um dann nach Frankfurt weiterzuziehen.

bis 14. Januar, Kampnagel,Jarrestraße 20, Tickets unter 27094949, www.kampnagel.de