Hamburg. Familien-Musical spielt bis 21. Januar im Tivoli, Satiriker rechnen mit 2023 ab, und ein Italo-Liederabend erlebt sein Comeback.

Schon als Kinderbuch war „Der achtsame Tiger“ ein Erfolg, als Musical kann er im Schmidts Tivoli zum Dauerbrenner werden. Gilt ebenso für das Satire-Ensemble Schlachtplatte von und mit Robert Griess, das mit dem lauten Ausbilder Schmidt als Gast im Lustspielhaus gleich zweimal „Die Jahresendabrechnung“ präsentiert. Dietmar Loefflers Liederabend „Pasta e Basta“ ist zwar auch schon fast 15 Jahre alt, verspricht mit Musical-Diva Carolin Fortenbacher im Harburger Theater aber noch immer einen großen Italo-Spaß. Mit Giora Feidman kommt „Der König des Klezmer“ in die Laeiszhalle – und noch einiges mehr.

Kultur-Tipps: Lass ihn raus, den Tiger beim Familien-Musical im Tivoli

Bei diesem Familien-Musical-kommt die frohe Botschaft auf leisen Pfoten daher. Noch bis zum 21. Januar schleicht im Schmidts Tivoli „Der achtsame Tiger“ über die Bühne, vielmehr durch den Dschungel. Dort hilft die Figur aus dem gleichnamigen Kinderbuch, die die Musical-Macher Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth 2021 zum Bühnenleben erweckt haben, auch wieder anderen Tieren auf die Sprünge. Etwa dem kleinen Elefanten, einer vor Stress verknoteten Boa oder dem in diesem wortwitzigen Stück (Regie: Carolin Spieß) recht ängstlichen Krokodil. Und mit dem Faultier hängt der Tiger einfach mal ’ne Runde ab, damit noch genug Power für die fröhliche Urwaldparty vorhanden ist. Die dauert für Menschen von vier bis 84 Jahren jeweils eine gute Stunde. str

„Der achtsame Tiger“ noch bis 21.1., wieder Sa 6.1., 15.00, So 7.1., 11.00, Schmidts Tivoli (U St. Pauli, S Reeperbahn), Spielbudenplatz 27/28, Karten ab 14,90 (bis 14 J.) bzw. 26,90 auch in der Hamburger-Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, T. 040/30 30 98 98; tivoli.de

Die Ausstellung „Kill Your Darlings“ in der Fabrik der Künste wird von Performances umrahmt.
Die Ausstellung „Kill Your Darlings“ in der Fabrik der Künste wird von Performances umrahmt. © © Pauli Beutel | © Pauli Beutel

Ausstellung mit Textilien und Performances in Hamm

Lea Theres Lahr-Thiele ist eine aufstrebende Textilkünstlerin und Modeschöpferin. „Kill Your Darlings“ lautet der Titel ihres interdisziplinären, multimedialen Ausstellungskonzepts, das studienhafte Entwicklungsprozesse ihrer Arbeit zeigt. In der Fabrik der Künste in Hamm präsentiert die Kreative neben ihren mehrfach ausgezeichneten Zero-Waste-Couture-Kollektionen noch Materialstudien und Arbeitsproben aus dem vergangenen Jahr. Die textilen Werke werden von Darbietungen internationaler Performer ergänzt. Außer mit Fotografien, Musik-Acts und Installationen wird das Publikum dank Vorträgen durch die Ausstellung geleitet. Dieses Konzept nennt man wohl interdisziplinär. str

„Kill Your Darlings“ Couture-Show und Ausstellung, Vernissage Sa 6.1., 14.00–20.00, Open Rehearsal Week So 7.1.–Fr 12.1., jew. 14.00–18.00, Private Appointments So 7.1.–Fr 12.1., buchbare Termine 10.00–14.00, Finissage mit Shows (14.30), Sa 13.1., 14.00–20.00, Fabrik der Künste (Bus 112), Kreuzbrook 10–12, Eintritt frei; fabrikderkuenste.de

Kabarettistin Kathi Wolf, 2022 Finalistin beim Hamburger Comedy Pokal, zählt dieses Jahr zum Ensemble der Schlachtplatte.
Kabarettistin Kathi Wolf, 2022 Finalistin beim Hamburger Comedy Pokal, zählt dieses Jahr zum Ensemble der Schlachtplatte. © Josef Sälzle | Josef Sälzle

Robert Griess und Co. servieren Schlachtplatte mit Satire-Beilagen

Was wäre der Humor-Standort Deutschland ohne die Schlachtplatte? Unter jenem Ensemble-Namen versammelt der Kölner Kabarettist Robert Griess seit 2006 jeweils drei satirische Kolleginnen und Kollegen um sich, um alles, was im vergangenen Jahr dumm, quer und blöd gelaufen ist, aufs Korn zu nehmen. Bei der „Jahresendabrechnung“ am 10. und 11. Januar im Lustspielhaus gibt es diesmal ein Wiedersehen mit Holger Müller aus Idar-Oberstein und seiner komischen Bundeswehr-Figur Ausbilder Schmidt („Morgen, ihr Luschen!“), mit dem er – noch zu friedlicheren Zeiten – etwa die Hamburger Markthalle gefüllt hatte. Alice Köfer ist als Pointen-Feuerwerkerin mit Berliner Schnauze und starker Gesangsstimme voller Ironie ein beachtlicher Gegenpol. Dazu kommt mit Kathi Wolf eine scharfzüngige Kabarettistin der nächsten Generation, die als studierte Psychologin lustige Ratschläge für alle Lebenslagen gibt. Getreu dem Schlachtplatten-Motto „Wer heilige Kühe ehrt, ist fromm. Wer heilige Kühe schlachtet, wird satt.“ str

Schlachtplatte: „Die Jahresendabrechnung“ Mi 10./Do 11.1., jew. 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstraße 53, Karten zu 30,- (erm. 20,-) bis 37,- unter T. 040/55 56 55 56; almahoppe.de

Autor Adam Soboczynski („Traumland“) liest in der Christianskirche Ottensen.
Autor Adam Soboczynski („Traumland“) liest in der Christianskirche Ottensen. © picture alliance / Jens Kalaene | Jens Kalaene

Soboczynskis „Traumland“, für einen Abend in Ottensen

Adam Soboczynski, geboren 1975 in Torun, lebt heute in Berlin und Hamburg als Leiter des Ressorts Literatur im Feuilleton der Wochenzeitung „Die Zeit“. Als Sechsjähriger verließ er mit seinen Eltern die Arbeitersiedlung einer polnischen Chemiefabrik, gelangte in ein fremdes Land voller Wunderwerke wie etwa den Ford Capri, die große Trommel Chio-Chips und vor allem Freiheit. Dass er in seiner neuen Heimat angekommen war, merkte Adam Jahre später, als er Deutschland und seine westdeutsche Provinz genauso vermieft und unerträglich fand, wie es sich für einen Deutschen gehört. In seinem neuen Buch „Traumland“ (Klett-Cotta) wandert sein Blick nun immer wieder gen Europas Osten, der nach der viel zitierten Wende erst zu neuer Blüte gelangte und inzwischen wieder bedroht wird. Ebenso die Freiheit im Westen, auch durch die allgegenwärtige Empfindlichkeit der Aufklärungs- und Liberalismuskritiker. Aus seinem klugen und gegenwärtigen Buch liest Soboczynski am 11. Januar auf Einladung der Buchhandlung Christiansen in der Christianskirche in Ottensen. str

Adam Soboczynski liest aus „Traumland“ Do 11.1., 19.30, Christianskirche Ottensen (Bus 2), Ottenser Marktplatz 2, Karten unter T. 040/390 20 72, unter info@buchhandlung-christiansen.de und an der Ak.

Beim Liederabend „Pasta e Basta“ von und mit Dietmar Loeffler und Carolin Fortenbacher geht es, auf komische Art, dem Pianisten schon mal an den Kragen.
Beim Liederabend „Pasta e Basta“ von und mit Dietmar Loeffler und Carolin Fortenbacher geht es, auf komische Art, dem Pianisten schon mal an den Kragen. © Bo Lahola | Bo Lahola

Mit Fortenbacher und Loeffler: Lust auf Italien in Harburg

Vor fast 15 Jahren kreierte Dietmar Loeffler mit „Pasta e Basta“ einen äußerst beschwingt-komischen Liederabend an den Hamburger Kammerspielen, der zwei Jahre später auch im Harburger Theater Premiere hatte. Am 12. Januar zieht sein Stück, das in dem gleichnamigen italienischen Restaurant spielt, erneut ins Haupthaus des Archäologischen Museums am Museumsplatz ein. Auch in der Fassung mit teils neuer Besetzung wird Regisseur Loeffler wieder den lässig aufspielenden Pianisten Paolo Checconte geben, wenn es darum geht, Klischees aufzutischen. Ganz nebenbei streut die Darsteller-Riege bekannte Schlager ein, von Eros Ramazottis „Se Bastasse Una Canzone“ bis zu Adriano Celentanos „Lasciate Mi Cantare“. Erneut dabei ist Carolin Fortenbacher als strenge, indes saukomische Lebensmittelkontrolleurin Katja Wahl-Ente. Der Musical-Star („Mamma Mia!“, „Oh Alpenglühn“) kommt mit Oberspielleiter Georg Münzel schon an diesem Sonntag, 7. Januar, um 15 Uhr zum künstlerischen Vorglühen (Eintritt frei) nach Harburg. str

„Pasta e Basta“ WA-Premiere Fr 12.1., 19.30, bis 20.1., Harburger Theater (S3 und S5 Harburg-Rathaus, Bus 144, 145), Museumsplatz 2, Karten zu 24,- bis 45,- unter T. 33 39 50 60; harburger-theater.de

Diskussion im MARKK über Aufreger, die die Gesellschaft spalten

Mit ihrem Werk „Triggerpunkte“ schrieben Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser einen Bestseller. Die beiden letztgenannten Autoren stellen das Sachbuch über „Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft“ am 11. Januar im MARKK vor. Darin geht es um eine vermeintliche Spaltung in den deutschen öffentlichen Debatten, zu Themen wie Armut und Reichtum, Migration, Diversität, Gender und Klimaschutz. Von 19 Uhr an stellen sich Lux und Westheuser auch der Diskussion, sprechen über sogenannten Triggerpunkte, wer sie nutzt und bewirtschaftet und inwiefern sich Triggerpunkte auch im Museum am Rothenbaum wiederfinden. Seien es gendergerechte Sprache, die Beschäftigung mit der Kolonialgeschichte oder Veranstaltungen mit Safe Spaces für bestimmte Communitys. Und ob die Gesellschaft so polarisiert ist, wie sie scheint? str

„Triggerpunkte“, Buchvorstellung und Diskussion Do 11.1., 19.00, MARKK (U Hallerstraße, Bus 114), Rothenbaumchaussee 64, Eintritt frei (auch schon an ab 16.00 zu den Ausstellungen); markk.de

Frische Aquarellkunst von sieben Frauen in Bramfeld

Nass-in-Nass ist nicht nur eine Aquarell-Maltechnik, sondern auch der Name der Malgruppe, die vom 9. Januar bis 19. Februar im Brakula ihre Kunstwerke ausstellt. Sieben Frauen haben sich jeden Dienstag der Aquarellkunst gewidmet, ohne Anleitung, aber mit gegenseitiger Unterstützung. Die Werke der „Ausstellung Aquarellfreude“ zeigen Blumen, Tiere und Landschaften in den verschiedenen Stilen der Künstlerinnen. Alle Werke sind vor Ort käuflich zu erwerben. Anschauen kostet aber nichts. Am 23. Januar (10 Uhr) findet die Midissage, das „Mitten-Drin-Gespräch“ mit den Künstlerinnen, im Brakula statt. hpjb

„Ausstellung Aquarellfreude“ Eröffnung Di 9.1., 11.00, bis Mo 19.2., täglich 10.00–22.00, Brakula (Bus 8, 17, 18), Bramfelder Chaussee 265, Eintritt frei; brakula.de

Klarinettist Giora Feidman bringt auch mit 87 Jahren die Klezmer-Musik noch in die Laeiszhalle.
Klarinettist Giora Feidman bringt auch mit 87 Jahren die Klezmer-Musik noch in die Laeiszhalle. © imago images/Sven Thielmann | Sven Thielmann, Essen via www.imago-images.de

Giora Feidman verkündet die Revolution der Liebe in der Laeiszhalle

Die Stimmen der Versöhnung werden älter, weniger. Und wer hört ihnen noch zu? Aber noch erklingen sie, zum Beispiel als Klarinette, gespielt vom jüdischen Künstler Giora Feidman, einem der bedeutendsten Klezmorim der Geschichte. In Zeiten des Hasses ist seine Botschaft in Majid Montazers Kompositionen auf Feidmans neuem Werk „Revolution Of Love“ die Kraft der Liebe. Sie ist für Feidman ebenso wenig zu bremsen wie Feidman selbst: Obwohl 87 Jahre alt, geht der gebürtige Argentinier wieder auf Reisen und spielt am 9. Januar in die Laeiszhalle. tl

Giora Feidman & Friends Di 9.1., 20.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 29,50 im Vorverkauf; elbphilharmonie.de

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Neues Musiktheater mit zwei Störenfrieden in Eppendorf

Bereits 2023 hat Cynthia Karatsoli mit ihrem Bühnenprogramm „Rosen & Revolver“ das Publikum in der Kunstklinik verzückt. Im Eppendorfer Kulturzentrum präsentiert die Hamburger Sängerin und Schauspielerin, früher Studentin (Gesang und Klavier) am Hamburger Konservatorium sowie an der Hochschule für Musik und Theater, am 12. Januar ihre neue Show, gewissermaßen ein Liederabend im Liederabend: In der Rolle der Sophia Scholz möchte sie ihr erstes eigenes Soloprogramm „Sehnsuchtslieder“ mit ihrem Pianisten Thorsten Prien (Olaf Runge) darbieten. Leider gibt es zwei weitere Charaktere, die ihr auf der Bühne immer wieder in die Quere kommen und ihren Liederabend sabotieren. Bis Sophia alias Cynthia schwant, woher sie die beiden Störenfriede kennt. str

„Sehnsuchtslieder. Songs & Sabotage“ Fr 12.1., 20.00, Kunstklinik Eppendorf (Bus 20, 22, 25), Martinistr. 44a, Karten zu 15,- (erm.)/20,-/25,- (Unterstützungs-Preis); www.kunstklinik.hamburg