Hamburg. Ein starkes Debütkonzert für das Kammerorchester Elbe und seine Dirigentin, denen man fürs nächste Mal ein größeres Publikum wünscht.
Beim Cembalo denkt man sofort: ah, Alte Musik! Und, ja, das ist eine wichtige Heimat des Instruments. Aber eben nicht die einzige. Dass das Cembalo auch in der Moderne zu Hause ist, war die Kernbotschaft eines besonderen Abends im Kleinen Saal der Elbphilharmonie, veranstaltet vom Kammerorchester Elbe unter Leitung von Yalda Zamani.
Elbphilharmonie: Es rauscht, nebelt und spukt
Als Initialzündung für die Begegnung von Alt und Neu beim Cembalo gilt ein Concerto von Manuel de Falla aus dem Jahr 1926. Ein kurzweiliges Kammerkonzert, das Motive aus Barock und Renaissance aufgreift, durcheinanderwirbelt und mit motorischen Rhythmen vorantreibt. Das klang spritzig, witzig und ruppig – und wirkte teilweise herrlich überdreht. Auch weil der Solist Mahan Esfahani die rasenden Läufe am Cembalo mit der Energie eines Duracell-Hasen spielte, den man versehentlich an Starkstrom angeschlossen hat.
Esfahani war eine zentrale Figur. Als beeindruckender Virtuose, aber auch als Auftraggeber für zwei der aufgeführten Werke. In den „Intertwined Distances“ von 2018 pimpt die Komponistin Anahita Abbasi das Cembalo mit elektronischen Effekten. Mikrofone nehmen den Klang ab, verfremden ihn, schicken ihn als Surroundsound durch den Raum. Es rauscht, nebelt und spukt, der Kleine Saal wird zur Geisterbahn. Und am Ende klackert das Instrument wie eine Schreibmaschine.
Elbphilharmonie: Gary Carpenters Konzert vereint eckige Grooves mit pastoralen Farben
Spannend! Ebenso wie Gary Carpenters Konzert, das eckige Grooves mit pastoralen Farben vereint – von den Holzbläsern des Kammerorchester Elbe mit feinem Pinsel gemalt.
Yalda Zamani navigierte ihr frisch gegründetes Ensemble vor den Ohren von vier Komponistinnen und Komponisten des Abends sicher durchs Programm. Mit klaren Gesten ordnete sie die komplexen Rhythmen, begleitete Esfahani aufmerksam und erkundete verschiedene Facetten der Neuen Musik. Auch in zwei Stücken ohne Cembalo. Darunter Farzia Fallahs 2022 uraufgeführtes Werk „This Burning Mass“, das gehaltene Töne und Crescendi von Instrumenten wie Horn, Klarinette und Cello mit perkussiven Akzenten des Klaviers kontrastiert und eine eigentümlich mystische Atmosphäre schafft.
- Currentzis komplettiert Mahlers unvollendetes Meisterwerk
- Magischer Abend in der Hamburger Laeiszhalle
- Chemie stimmt – so gut hörte man die Symphoniker lange nicht
Ein starkes Debütkonzert für das Kammerorchester Elbe und seine Dirigentin, denen man fürs nächste Mal ein größeres Publikum wünschen würde.