Hamburg. Die berühmteste Delmenhorsterin der Welt verzückte Fans mit ihrer Kernkompetenz: der gekonnten Darbietung von Christmas-Songs.
- Sarah Connor spielte ihr Christmas-Konzert in der Barclays Arena in Hamburg
- Weihnachtliche Wohlfühlstimmung am Nikolaustag mit neu kreiertem Kinderchor und animierter Winterlandschaft
- Bei ihrem Auftritt zeigte sich die Sängerin auch gerne selbstironisch
Hamburg. Ja, Wetter is‘ halt, kann man nix machen, darüber reden: maximal langweilig. Zur Barclays Arena schlittern war ja noch drin für die schon überwiegend weibliche Gefolgschaft Sarah Connors. Und außerdem: Es war ja auch eine Weihnachtsgefolgschaft, die da anrückte. Anfang Dezember steigt das Festtagsfieber, Schnee ist herzlich willkommen und Sarah Connor am Nikolaustag zu erleben natürlich der Christbaumkugelknüller!
Mochten sich die vielen Tausend gedacht haben, die am Mittwochabend nach Bahrenfeld kamen, um mit Sarah Connor eine „Not So Silent Night“ zu feiern. Ebenjener Sarah Connor, die für viele der anwesenden Fans mehr Weihnachtstopgeschenk als einfach nur ein weiteres geöffnetes Türchen im Adventskalender gewesen sein dürfte. Der größten lebenden Delmenhorsterin und heldenhaften Umdichterin der Nationalhymne („Brüh im Lichte“ etc., wissen Sie noch?) schallte jedenfalls beglückter Applaus entgegen, als sie sich zu Konzertbeginn nach einem Gang durch die bestuhlten Reihen vor der Bühne auf ebendiese anschickte, mit üppig bemessenem Begleitpersonal (Piano, Gitarren, Schlagwerk, Streicher, Backgroundchor) einen vorgezogenen, soulful Heiligabend zu performen. Die Leute waren sofort auf den Beinen.
Sarah Connor: Konzert in Hamburg – dieses Mal war schon früh Bescherung
Zwei Weihnachtsalben, mit Klassikern des kommerziell höchst ergiebigen Genres und Eigenkompositionen, hat die 43-Jährige veröffentlicht. Aus dem Song-Pool insbesondere des neueren der beiden ließ sich ein zwischen getragen-sanft und fröhlich-schmetternd bewegender Konzertabend orchestrieren. Die Sängerin trug ein kräftiges Rot auf und versprach eine gemütliche Zeit.
Was sie einhielt: Zu den geschmackvollen Arrangements rieselte es auf den zurückhaltend eingesetzten Leinwänden. Oder es fuhr „Sarah Connors X-mas-Express“ durch eine animierte Winterlandschaft. Das war unbedingt jugendfrei alles, und einige Kinder wurden auch gesichtet. Eine Mutter trug übrigens Nirvana-Hoodie. Irgendwie ein Statement.
Sarah Connor plaudert bei Hamburg-Konzert über Weihnachtsstress und Verluste
Zwischen den Songs plauderte Connor ausgiebig. Da ging es um Weihnachtsstress („Als berufstätige Mutter von vier Kindern hat ‚Stille Nacht‘ nichts mit meiner Realität zu tun“) und Verluste, in ihrem Fall der der geliebten Oma, um die Schönheit von eingeschneiten Städten, sie war aus Bremen nach Hamburg gereist.
Böse Menschen könnten sagen, Sarah Connor sei die deutsche Mariah Carey für Arme. Ihnen sei versichert: In der Barclays Arena klang „All I Want For Christmas Is You“ angemessen perfekt. Genau das: Weihnachtlich perfekt muss doch alles sein an so einem Mottoabend.
Sarah Connors Konzert in Hamburg: Christbaum-heimlig wie im Wohnzimmer
Die als Running Gag Publikumserzieherin („Packt mal die Handys weg jetzt“) gebende Frau Connor hat eine hervorragende Stimme, sie ist selbstironisch („Oh, sorry, falscher Text – na ja, ich singe die Lieder ja nur einmal im Jahr“) und weiß, dass auf ihrer Tournee durch die Lande Christmas-Medleys ein Muss sind. Sie weiß, dass Mitsingspiele zum deutschsprachigen Weihnachtsliederbuch („Leise rieselt der Schnee“, „O Tannenbaum“) gerade dann ganz viel Sinn ergeben, wenn man davon ausgehen kann, dass so ziemlich jeder zum Amüsement der Allgemeinheit patzt, auf den man sich mit dem Mikro stürzt. Zweite Strophen sind etwas anderes als erste. Als ein zügig zusammengestellter Hamburger Kinderchor die „Weihnachtsbäckerei“ anstimmte, hatte die Frau ihr Volk da, wo sie es haben wollte: mit ihr im Rampenlicht.
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Wenn Bremen am Vorabend das wahre Heimspiel war, dann geriet Hamburg (bis sie zehn war, lebte sie in Altona) wenigstens zum halben. Wenn’s sehr weihnachtet und man die Leute komplett hinter sich hat, wenn man fast so was wie Familienfestatmosphäre schafft; dann fühlt man sich für zweieinhalb Stunden (ein bisschen zu lang war‘s) vielleicht wirklich so Christbaum-heimelig wie im Wohnzimmer.
Sarah Connor präsentiert urdeutsche Weihnachten mit amerikanischer Leichtigkeit
Sarah Connor sang, im besten Fall, die leise Heiligabend-Skepsis, sollte es die bei manchen Konzert-Zwangsverpflichteten gegeben haben, mit ihrer Volldröhnung dann einfach mal weg. Gut, dass sie dabei meist Englisch unterwegs war. „Jingle Bells“ gibt der im besten und schlechtesten Sinne urdeutschen Veranstaltung Weihnachten immer die amerikanische Leichtigkeit, die die germanische Weihnachtsgans nie hat.
Sarah Connor tat viel, um Weihnachten seine kalorienhaltige Bräsigkeit auszutreiben – die von ihr neu erdachten Stücke wie „Blame It On The Mistletoe“ und „Quiet White“ sind leicht, sinnlich, aber nicht besinnlich. Weihnachtskitsch ist dennoch, gerade und immer in Zeiten wie diesen, sinn- und gemeinschaftsstiftend. In der Barclays Arena war es schon früh Nat King Coles „The Christmas Song”, der alle, nun ja, beinah ergriffen lauschen ließ.
Wie manierlich die geschulte Sängerin Sarah Connor diese große Jazzpop-Nummer zu Gehör brachte; sie kombinierte handwerklichen Ehrgeiz mit der großen Geste der Entertainerin. Eine Halle mit vielen Menschen auch unter Zuhilfenahme von Liedern zu unterhalten, die jeder kennt? Das klingt immer leichter als es ist. Sarah Connor löste die Aufgabe tatsächlich mit Bravour, was zu einem nicht geringen Teil an ihrer Band lag. Die hatte den Swing, und mit dem auf den Leinwänden abgebildeten Weihnachtsklimbim war das doch alles der „Jolly Time Of The Year“ sehr würdig.