Hamburg. Schön schräg und ausverkauft: Devendra Banhart mäandert auf Kampnagel zwischen Melancholie, Show und poppig aufgekratzter Stimmung.

Von Devendra Banhart ist bekannt, dass er nicht nur ausgiebig musiziert auf seinen Konzerten, sondern auch gern mit seinem Publikum plaudert. Bei seinem ausverkauften Auftritt in der großen Kampnagel-Halle k6 ist er schon früh euphorisiert durch die Nähe zu seiner Zuhörerschaft. Bald tänzelt er vor der ersten Reihe.

Der Sound des US-Folk-Musikers mit venezolanischen Wurzeln, der sich selbst einmal als „psychedelischer Cat Stevens“ bezeichnete, hat sich stark gewandelt. Einst Mitbegründer des „Freak Folk“ und Teil einer Neohippie-Bewegung, die unter „New Weird America“ firmierte, hat Banhart nach Latin und Swing zuletzt die Welt der Synthesizer für sich entdeckt – und das Lagerfeuer gegen ein wenig tanzbare leichtfüßige 80er-Jahre-Melancholie eingetauscht.

Devendra Banhart: Für derart rasante Stilwechsel braucht es eine echte Könner-Band

Und so startet er mit seinen vier musikalischen Mitstreitern mit „Charger“, gefolgt von „Twin“ von seinem aktuellen Album „Flying Wig“. Während der Bass wummert, flüstert Banhart mit fast tonloser Vibrato-Stimme den hypnotischen Text. Es folgt „Für Hildegard von Bingen“ und das wiederum auf verführerischer Bass-Linie aufgebaute „Golden Girls“ mit der bezeichnenden Zeile „Get on the Dancefloor“ vom älteren Werk „Mala“. Viel akustische Gitarre ist zu hören, Psychedelisches, aber auch Lo-Fi. Mit „Mi Negrita“ kehrt Banhart auch in seine Latin-Zeiten zurück.

Für derart rasante Stilwechsel braucht es eine echte Könner-Band, und hier glänzt neben Banhart, der zärtlich seine Gitarre zupft und entspannt in den Knien wippt, auch seine Band aus ausgewiesenen Solisten, etwa die leicht ironische Keyboarderin Le Ren, die an gleich drei übereinandergestapelten Tasteninstrumenten warme Klangflächen produziert oder der elegante Gitarrist H. Hawkline.

Exzentriker Banhart zeigt auf Kampnagel seine Entertainer-Qualitäten

Zwischen den Songs beweist der Exzentriker Banhart seine Entertainer-Qualitäten, lässt die Band Deutsch sprechen, einen Besucher einen halb garen Witz erzählen und scherzt: „Hier kommt noch ein Song aus dem Fitnessstudio!“ Bald verbreitet Banhart mit dem hymnischen „Sirens“ eine fast schon poppig aufgekratzte Stimmung.

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Wer nach dem Konzert einen Blick auf die Setlist erhascht, erkennt viele durchgestrichene Songtitel und handschriftliche Ergänzungen. Am Ende ist keine wirkliche Dramaturgie erkennbar, alle Stilrichtungen, Tempi und Rhythmen gehen fröhlich durcheinander. Das hält nicht immer die Spannung. Außerdem verirrt sich Banhart in seinen mitunter wirren Ansprachen.

Im Grunde macht das aber nichts. Der Bruch mit gängigen Konzertregeln, er kann auch mal ganz erfrischend sein.