Hamburg. Die schwer angesagte Dubliner Folk-Band Lankum gab ihr Hamburg-Debüt im ausverkauften Kleinen Saal. Das war ganz anders als erwartet.

Es werden Ohrenstöpsel verteilt. Am Eingang zum ausverkauften Kleinen Saal der Elbphilharmonie wird außerdem vor Stroboskoplicht gewarnt. Und das bei einer irischen Folkband? Unter diesem Genre wird Lankum gern geführt, doch diese Schublade ist viel zu klein für das Quartett aus Dublin.

Elbphilharmonie: Ohrenstöpsel und Warnung bei Lankum

Traditioneller Irish Folk ist zwar die Basis der Songs, doch die Brüder Ian und Daragh Lynch, Cormac Mac Diarmada und Radie Peet verstärken ihre Musik mit sogenannten Drone-Sounds. Drone steht für Brummen, und diesen Effekt setzt auch Lankum massiv ein.

Die Grundlage der Songs sind dann dumpfe Töne, die an das gleichmäßige Dröhnen eines Motors erinnern. Deshalb die aufgehängten Boxentürme und die Ohrenstöpsel. Die sind allerdings kaum nötig, denn infernalisch laut wird es nicht. Aber spannend. Die Songs von Lankum entfalten einen Sog, dem sich das Publikum kaum entziehen kann.

Ein zehnminütiger Teufelskreis aus Whisky und Bier

Das 90-minütige Konzert beginnt mit dem Traditional „The Wild Rover“, von Radie Peet gesungen. Darin geht es um einen Mann, der fast sein ganzes Geld versoffen hat und aus dem Teufelskreis aus Whisky und Bier aussteigen will. Länger als zehn Minuten dauert das Stück, Gitarre, Geige, Harmonium und irischer Dudelsack spielen einen minimalistischen gleichförmigen Rhythmus, der den Teufelskreis des „Rovers“ verdeutlicht, denn er wird ihm nicht entkommen.

Jeder Song von Lankum erzählt ausführliche Geschichten: In „New York Trader“ geht es zum Beispiel um einen Mord an Bord eines Schiffes, „On A Monday Morning“ beschreibt den Zustand an einem Montagmorgen nach einem durchzechten Wochenende. Etwas, das die vier Musiker aus eigener Erfahrung kennen.

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Gitarrist Daragh Lynch erzählt, dass sie alle vor vielen Jahren arbeitslos waren und jeden Abend für Freigetränke in irgendwelchen Dubliner Kneipen Musik gemacht haben. Vor mehr als zehn Jahren fanden sich die vier Musiker in diesen Pubs zusammen, 2014 veröffentlichten sie ihr Debütalbum „Cold On Fire“.

Lankum: Hamburg-Debüt für Erneuerer der Folkszene

In diesem Jahr ist Lankum der Durchbruch mit dem vierten Album „False Lankum“ gelungen. Die Bandmitglieder gelten als Erneuerer der Folk-Szene. Bei ihrem Hamburg-Debüt zeigen sie eindrucksvoll, welche Möglichkeiten in dieser traditionellen Musik stecken, wenn man sie mit anderen Klängen verknüpft.

Manchmal klingt Lankum wie ein Ensemble, das Neue Musik spielt; sie benutzen Elemente des Trance, des Minimalismus und des Drone-Sounds. Das klingt in der Kombination aufregend und neu. Lankum gehört zu den wichtigen Neuentdeckungen des Jahres.