Hamburg. Der Monteverdi Chor und Musiker aus drei Ensembles werden für Stefan Landis Oper „Il Sant‘ Alessio“ in der Elbphilharmonie gefeiert.

Am Sonntagvormittag, zur Gottesdienstzeit, ist die Elbphilharmonie ausnahmsweise mal ganz fromm und fest in katholischer Hand. Mit Stefano Landis geistlicher Oper „Il Sant‘ Alessio“, die keinen Zweifel am rechten Glauben kennt. Ganz im Gegenteil. Entstanden vor knapp 400 Jahren in Rom, kreist sie um die Legende des Heiligen Alexius, der nach einer Pilgerreise allen irdischen Freuden entsagt – und sich deshalb nicht einmal seiner um ihn trauernden Familie zu erkennen gibt.

Landi kleidet die karge Geschichte in eine faszinierende Farbfülle. Diese Pracht belebt die konzertante Aufführung mit einer üppigen Besetzung. Als instrumentale Partner für den mit gut 50 Sängerinnen und Sängern besetzten Monteverdi Chor Hamburg hat Dirigent Antonius Adamske Musikerinnen und Musiker aus drei verschiedenen Ensembles engagiert – la dolcezza, Concerto Palatino, nuovo aspetto –, die die Vielfalt des barocken Orchesters abbilden. Sie reicht von Violinen, Cembali und Gamben über historische Bläser (sensationell: Zink-Legende Bruce Dickey) bis hin zu exotischeren Instrumenten. Darunter auch einige mit Wasser gefüllte Gläser, deren Ränder mit nassen Fingern gerieben und zum Schwingen gebracht werden.

Heiliger Abend mit starken Solisten und schwingenden Gläsern

Der irisierende Sound dieser Glasharmonika leitet etwa den Chor der Engel kurz vor Schluss ein. Den weichen Ton nimmt der Monteverdi Chor auf, klingt hier ganz zart und schwebend. Einer von vielen Belegen dafür, wie wandlungsfähig das Ensemble singt. Federnd und leicht im Ballett der Tugenden. Absichtlich fies und quäkig dagegen bei seinen Auftritten als Chor der Dämonen.

Die haken sich sofort im Ohr fest. Anders als die meisten Solonummern. Wirklich viel passiert ja nicht in dem Stück, außer dass die Familie von Alessio seine vermeintliche Abwesenheit beweint und er jeder Versuchung widersteht, sie zu trösten. Und das Wenige an äußerer Handlung schildert Landis Oper wortreich, vorwiegend in Rezitativen. Sprich: mit viel Text und nur wenigen griffigen Melodien. Der Abschiedsmonolog von Alessio, in dem er den Tod willkommen heißt, ist einer der seltenen Momente, die sich wie eine Arie anfühlen. Der Countertenor Valer Sabadus singt sie anrührend, geht dabei langsam von der Bühne ab. Das ist richtig stark. Doch ansonsten stehlen ihm seine Altus-Kollegen Franko Klisović und Joël Vuik, die jeweils drei verschiedene Rollen übernehmen und nicht nur mit ihren leuchtkräftigen Stimmen begeistern, die Show. Vor allem Vuik fesselt in der Partie der verlassenen Braut mit jenem fast ein bisschen übersteigerten Affektreichtum, den die barocke Musik einfach braucht.

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Der junge Bass Marcel Raschke hätte als Dämon etwas mehr Schwärze und Kraft gebraucht, um richtig böse zu wirken. Doch ansonsten sind die Solisten top. Das gilt für die beiden Tenöre Mirko Ludwig und Virgil Hartinger ebenso wie für die vier jungen Sänger vom Hamburger Knabenchor, die eine namentliche Erwähnung verdient hätten – und die am Ende, wie alle Beteiligten, vom super aufmerksamen Publikum zu Recht gefeiert werden.