Hamburg. Show „Pasión de Buena Vista“ präsentiert auf der Konzertbühne lateinamerikanische Tänze wie Son, Mambo oder Salsa mit Livemusik.

Als Urlaubsparadies hat Kuba nicht mehr den allzu besten Ruf – Mangelwirtschaft, Unzufriedenheit in der Bevölkerung und Korruption sind auf der ehemaligen Trauminsel mittlerweile angekommen. Aber dafür kann ja die kubanische Musik nichts. Spätestens seit Wim Wenders 1999 seinen Dokumentarfilm „Buena Vista Social Club“ in die Kinos brachte, sind Son, Mambo, Cha-Cha-Cha, Salsa und andere karibische Musikstile auch in der Bundesrepublik ständig präsent.

Die Show „Pasión de Buena Vista“ feiert die kubanische Musik

Erfunden hat Wenders den im Film gezeigten Sound allerdings nicht. Tatsächlich bezieht sich der Film auf einen Hotspot der kubanischen Musikkultur: den „Club Social de Buena Vista“ in Havannas Stadtbezirk Playa, in dem seit den 1940er-Jahren wichtige Gruppen der Insel auftraten und der auch für die von Wenders porträtierten Afro Cuban All Stars einen Bezugspunkt darstellte.

Wenn die Show „Pasión de Buena Vista“ unter dem Titel „The Legends Of Cuban Music“ in der Laeiszhalle zu Gast ist, dann hat das auf den ersten Blick nichts mehr mit den damaligen Musikern zu tun: Schon als der Film Ende der 1990er-Jahre gedreht wurde, näherten sich die Porträtierten dem Rentenalter, Lästermäuler sprachen damals von einer „Geriatrie-Boygroup“. Pianist Rubén González starb 2003, ebenso Gitarrist Compay Segundo, Sänger Ibrahim Ferrer folgte ihnen 2005 und Bassist Orlando López 2009. Was allerdings überlebt hat, ist ihre Musik, die Jazz, Latin und Weltmusik verbindet. Und die entsprechend auch von anderen Musikern performt werden kann.

Musik und Tanz gehören bei „Pasión de Buena Vista“ untrennbar zusammen

„Pasión de Buena Vista“ kommt zweiteilig daher. Für die Musik sorgt die Buena Vista Band, eine Gruppe talentierter Musiker an Rhythmus- und Blasinstrumenten, Bass und Klavier, vor allem aber an der Tres, einem gitarrenähnlichen Instrument. Ebenso wie sein europäisches Vorbild hat es sechs Saiten. Diese sind allerdings pärchenweise angeordnet, wobei immer zwei Saiten dieselbe Tonhöhe haben. Kenner nennen diese Gruppen Saitenchöre. Durch diese Doppelung hat die Tres einen ganz eigenen Klang.

Für die Optik ist die Tanzformation El Grupo de Bailar aus Havanna zuständig, eine hochprofessionelle Showtanzgruppe, die eine Ahnung davon vermittelt, weswegen Kuba die in Lateinamerika führende Nation in Bezug auf Tanz und Ballett ist. Und die selbst mit nicht unbedingt für Tanz gebauten Räumlichkeiten wie der Laeiszhalle umzugehen versteht.

Man hört die ursprüngliche Musik durch, die nur mit Perkussion und Klanghölzern erzeugt wurde

Aber tatsächlich ist die Show nicht nur Unterhaltung, sondern mindestens ebenso eindeutig eine ehrfürchtige Verbeugung vor den Legenden der kubanischen Musik. Weil man hier nämlich spürt, weswegen sich auf der Insel so eine einzigartige Musikkultur entwickeln konnte: Man hört die ursprüngliche Musik, die ausschließlich mit Perkussion und Klanghölzern erzeugt wurde. Man hört den Son, Arbeitermusik, die in den Zuckerfabriken von Santiago de Cuba entstand und auf einem Wechselgesang zwischen Solosänger und Chor basiert. Man wippt mit den Füßen, wenn der Danzón erklingt, ein Volkstanz, der sich vor allem in der Unterschicht der großen Städte verbreitete und der auch ein subversives Element beinhaltet. Und man wird sentimental beim Trova, melancholischen Balladen, die nach der Revolution auch propagandistische Inhalte transportierten.

Vor allem lebt diese Musik aber auch durch die Diversität, die sich in ihr abbildet. Kuba, das ist eine Gesellschaft, die schon seit Jahrhunderten multikulturell war, in der sich afrikanische, indigene und europäische Einflüsse mischten, bis eine rhythmische, hochkreative Verbindung entstand. Und die manifestiert sich dann bis heute in weit über die Grenzen der Karibik hinaus bekannten Songs wie „Bésame Mucho“ oder „Quizás, Quizás, Quizás“.

Mehr zum Thema

„Scharf, leidenschaftlich, authentisch und mitreißend“ lobte die „Times“ „Pasión de Buena Vista“ nach einer Show in London. „Sensationelle Melodien und Gesänge, großartiger Rhythmus und Tanz!“ Und der „London Evening Standard“ sekundierte: „,Pasión de Buena Vista‘ begeistert mit kubanischer Magie. Das Beste aus kubanischer und lateinamerikanischer Musik und spektakulärer Tanz.“ Mal ehrlich – das wäre auch ohne Wim Wenders’ Film ein Hit geworden.

„Pasión de Buena Vista“ 5.2.2024, 20.00, Laeiszhalle, Karten zu 45,55 bis 56,50 unter T. 35 76 66 66; www.elbphilharmonie.de