Es gibt schon schräge Geschichten. So wie diese. Sie handelt von Walter Wigand und seiner Hymne an und für das kubanische Volk.
Vor fünf Jahren verfiel das Hamburger Allroundtalent - Texter, Synchronsprecher, Schauspieler und Musiker - dem sozialistischen Inselstaat Kuba, seiner Bevölkerung und dessen Stolz, Moral und Würde, wie er sagt.
Und damit beginnt eine Geschichte voller Herzblut, Begeisterung und einem guten Schuß Verrücktheit.
Walter Wigand macht sich dran, eine "Nationalhymne" zu schreiben und den Kubanern zu widmen. Maßgeschneidert für die sich nach Freiheit sehnenden und doch immer wieder auf die Insel zurückkehrenden Kubaner.
Der Titel ist angelehnt an den Schlachtruf, mit dem Staatspräsident Fidel Castro jede seiner mehrstündigen Marathonreden abschließt: "Muerte o patria - venceremos", das heißt "Tod oder Vaterland - wir werden siegen". Ein eigener Text, eine kubanische Sängerin, einheimische Musiker - alles tut Walter Wigand auf. Und auch die passende Melodie, den alten Sklavensong und Ohrwurm "House of the rising sun".
Dann schreibt er einen sehr ungewöhnlichen Brief. "Commandante! Liber Fidel", beginnt er. Es folgt die Präsentation seiner Idee, eine leicht skurrile Begründung seiner Bewunderung. Sie endet mit dem Satz: "Mit stürmischen Grüßen, Walter Wigand." Das kommt an. Mehrere Reisen zwischen Havanna und Hamburg folgen. Eine Einladung an die kubanische Botschaft in Berlin. "Die wollten den irren Vogel mal sehen", sagt Walter Wigand mit einem Anflug von Selbstironie.
Dann geht alles sehr schnell. Ein Termin beim kubanischen Kultusminister und das O.K. Seine mittlerweile auf sechs Versionen des Songs angewachsene CD wird von der staatseigenen Plattenfirma Egrem auf der Musikmesse "Cubadisco" präsentiert, auf Kuba geliebt und gesungen. Trotz allem ein ökonomischer Wahnsinn - aber Ruhm und Ehre, so Walter Wigand.
Ein Vertrag über ein neues Projekt folgt. Ein Song über fünf Kubaner, die in US-Gefängnissen wegen Spionage einsitzen und als Nationalhelden auf der Insel verehrt werden. Und wieder ist alles drin: Melancholie, Kampfgeist, ein Volkslied zum Mitsingen, das Ganze einfach stadiontauglich. Volveran - sie werden zurückkommen.
Walter Wigand ist glücklich. Für ihn ist das, was er auf Kuba gefunden hat, einfach die Erfüllung seiner Träume. Seine kreative Seele komme voll zum Zuge. "Ich kann endlich das machen, was aus mir herausquillt", sagt er. Irgendwann würde er auch Geld damit verdienen. Dann, wenn diese CD in Südamerika und Spanien auf den Markt kommt. Alles schon geplant. Und so hat diese Geschichte von Walter Wigand, seiner schrägen Idee, seiner ansteckenden Begeisterung und seinen bezwingenden Überredungskünsten ein Happy End.