Das Orquesta Buena Vista Social Club verabschiedet sich im Stadtpark

Die Musik hat sie wahrhaft jung gehalten, aber irgendwann ist auch für die rüstigste Seniorenkapelle der Welt einmal Schluss. Das Orquesta Buena Vista Social Club geht auf Adios Tour, am 10. Juli gastiert es im Stadtpark.

Wim Wenders’ Musikdokumentation, initiiert von dem Gitarristen Ry ­Cooder, verhalf den legendären Veteranen der kubanischen „Son“-Szene Anno 1996/97 zu unverhofftem weltweiten Ruhm. Schon da hatten die Musiker ihre Lebensmitte weit hinter sich gelassen, bestanden aber als Ausnahmemusiker auch mit zerknitterten Gesichtern und nicht mehr jugendlichen Körpern, die sie in äußerst stilsichere Anzüge und Kleider hüllten.

In Havannas bruderschaftlich organisierten Clubs haben in den 1940er-Jahren Stilrichtungen wie Mambo, Charanga und Cha-Cha-Cha und vor allem der afrokubanisch beeinflusste Son oder Rumba ihren Anfang, deren Feuer bis heute rund um den Globus brennt. Diesen Sound suchten Ry Cooder und Juan de Marcos seinerzeit. Sie spürten einige der legendären Soneros der 1930er-, 1940er- und 1950er-Jahre auf, schmiedeten das Bandprojekt Buena Vista ­Social Club und verhalfen ihm zunächst mit einem Album zu einer Renaissance. Dieses wiederum animierte Regisseur Wim Wenders, das Thema für eine ­packende Dokumentation auf­zugreifen. Mit der Kamera fing er das Leben der Musiker ein, mit ihren Freunden und Familien und während ihrer einzigen Konzerte in Originalbesetzung, im April 1998 in Amsterdam und im Juli 1998 in New York, ein. Der Rest ist Musik­geschichte. Im Fahrwasser des Filmerfolges jettete die gefeierte Seniorencombo mit ihren beliebten Klängen rund um die Welt. Beglückte ihre Fans mit den Klassikern „Chan Chan“ oder „Dos Garde­nias“.

Unvergessen der Anblick des 90-jährigen Compay Segundo an der ­Gitarre oder des 70-jährigen Ibrahim Ferrer am Mikrofon. Beide sind längst in den Musikerhimmel eingezogen. Ins­gesamt acht der Buena-Vista-Musiker sind gestorben, zuletzt auch der Pianist ­Rubén Gonzalez. Die inzwischen 85-jährige Omara Portuondo ist noch mit ihrer wunderbar warmen Stimme eine Stütze der Band. „Wir wollten unsere traditionelle Musik leben und die Welt damit verzaubern, und das haben wir auf unseren Touren erreicht“, sagt Portuondo. Zu Zeiten des Film war sie immerhin auch schon 66 Jahre alt und als einzige Frau die Primadonna des Clubs. Neben ihr ist von der Ursprungsbesetzung noch der mit 68 Jahren vergleichsweise junge Tres-Gitarrist und Sänger Eliades Ochoa mit von der Partie. Auf dem Zenit ihrer Karriere trat die Gruppe in der Carnegie Hall in New York auf. Segundo ergatterte gar eine Audienz im Vatikan beim dama­ligen Papst Johannes Paul II. und erklärte ihm das Geheimnis seines langen Lebens: Schafssuppe und immer mal ein ordentlicher Schluck Rum.

Inzwischen sind die ­Senioren zwar nicht des Musizierens, aber doch des Reisens müde. Verabschieden werden sie sich natürlich mit einem großen Tusch. Unter der Leitung von Posaunist und Bandleader ­Jesus Aguaje Ramos werden noch einmal Omara Portuondo, der Trompeter Guajiro Mirabal und der Lautenvirtuose Barbarito Torres auf der Bühne stehen. Flankiert werden sie von dem Tres-Spieler Papi Oviedo, dem Pianisten ­Rolando Luna, einer Rhythmusgruppe aus Bassist Pedro Pablo, Congaspieler Andrés Coyao und Filiberto Sánchez an den Timbales sowie Alberto La Noche an den Bongos. Außerdem von einem Trompeten-Trio unter der Leitung von Luis Al­lemany. Adiós Señora y Señores.

Orquesta Buena Vista Social Club 10.7., 19.30, Stadtpark. Karten zu 42,20 unter T. 413 22 60